Kapitel 5: Heilige oder Hure

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In den Rationen, die Crow von Laura bekommen hatte, fanden sich gepökeltes Fleisch, Kartoffeln und haltbares Gemüse wie Karotten. Da Anis niemals in ihrem jungen Leben für sich selbst gesorgt hatte und deshalb ein wenig überfragt war, übernahm Crow die Leitung über die Zubereitung der Lebensmittel. Zwar war die Saint nicht komplett ungeschickt, für seinen Geschmack aber viel zu langsam im Umgang mit dem Messer, immerhin war es schon Nachmittag und der Magen der beiden immer noch leer.

Sie saßen mit etwas Abstand um den Kochtopf herum, Crow nur in rotem Waffenrock und Hose, Anis etwas scheu von ihm abgewandt. Als er einige Kartoffeln gereinigt und zerkleinert hatte, riss er ihr die Karotte, an der sie schon minutenlang herum schnitzte, ruppig aus der Hand.

„Tut mir Leid",

flüsterte sie schuldbewusst, worauf wieder Stille eintrat. Erst als er alles zerkleinert in den Topf gegeben hatte, fragte sie:

„Darf ich versuchen dich vom Abyss zu reinigen?"

Er blickte auf und sah ihr so bohrend in die Augen, dass sie wegsehen musste.

„Wozu?"

Betreten auf den Boden starrend erläuterte sie leise:

„Damit deine Erinnerungen zurückkehren."

„Bin ich ohne seinen Erinnerungen nicht gut genug für Euch?",

Sein Ton war unüberhörbar gereizt, was sich nun auf Anis übertrug.

„Sirius hat mich geduzt."

„Sirius ist tot!",

raunte er mit Nachdruck, worauf sie in sich zusammen zuckte. Sie fragte sich, wie er nur so etwas Grausames sagen konnte. Wozu war sie denn überhaupt bei ihm, wenn er keine Hilfe von ihr annehmen wollte? Um für seine schmutzigen Gedanken herzuhalten oder ihn im Kampf zu unterstützen?

„Was soll ich tun? Ich will dich nicht verlassen, aber der Abyss wird immer mächtiger. Ich wollte so gern an der Seite der Kreuzritter gegen ihn kämpfen, aber man ließ mich nie aus der Kathedrale heraus und... Es ist ohnehin egal, was ich will. Die Bischöfe haben neu abgestimmt, deshalb bin ich auch... Wenn ich zurückkehre, werde ich geopfert. Du weißt genauso gut wie ich, dass mein Opfer den Abyss für einige Zeit beruhigen wird."

Damit gab die junge Frau nun den wahren Grund ihrer Flucht zu. Crow war unterdessen entsetzt von seinem Platz aufgestanden und schrie vollkommen ungehalten:

„Niemand opfert Euch! Ich werde jeden erschlagen, der auch nur in Eure Nähe kommt."

Anis konnte nicht anders, als traurig zu lächeln, denn fast dasselbe hatte Sirius auch gesagt, als das erste Mal über ihre Opferung debattiert wurde. Crow blieb an Ort und Stelle stehen und fixierte die junge Frau, die er für sich behalten wollte.

„Ich weiß wo sich das Tor befindet. Vielleicht können wir es auf anderem Wege schließen."

„Schon hunderte haben ihr Leben bei diesem Versuch verloren",

entkräftete sie. Einen kleinen Lichtblick hatte sie aber noch und war gespannt, wie er darauf reagieren würde.

„Hast du schon gehört, dass die Pionierfamilie vom neuen Kontinent zurückgekehrt ist? Kurz vor meiner Flucht kam sie in Armonia an und besuchte die Kathedrale. Vielleicht hilft sie uns? Was denkst du darüber?"

Er sah sie noch düsterer an als sonst, denn das machte ihn nur noch skeptischer. Diese Fremden wussten rein gar nichts über Armonia und hatten sich nicht einzumischen.

„Der Beschluss zu Eurer Opferung, die Ankunft dieser Pionierfamilie, warum sollte das zufällig zu gleichen Zeit passiert sein? Ihr könnt ihnen nicht vertrauen",

folgerte er und setzte sich nun wieder, allerdings näher an Anis heran. Sie blickte nun auf und wagte sich ihm etwas länger in die glimmenden Augen zu schauen.

„Lass mich bitte mit dieser Familie sprechen! Es wird gemunkelt, sie hätten in der neuen Welt die tollsten Heldentaten vollbracht. Crow, versteh doch, vielleicht sehen sie einen Ausweg für mich, der uns beiden verborgen geblieben ist."

„Glaubt Ihr sie schenken einer Todgeweihten Gehör? Lächerlich!"

Das war kein Argument und Crow spürte, wie Anis ihm entglitt. Mit Gewalt, dem einzigen Mittel, das er richtig beherrschte, würde er sie nicht halten können, oder etwa doch? Für ihn lag die Lösung auf der Hand. Wenn Gott sie verstieß, so wie ihn, dann war sie nicht mehr rein genug und ungeeignet als Opfer für den Abyss. Seine Aufgabe bestand also darin die Saint zu Fall zu bringen.

„Wollt Ihr meine Hure sein und leben oder die Saint von Armonia und sterben?"


~~*~~*~~

Du hast die Wahl. Weg A oder Weg B?

A: Für Anis wiegt das Wohl Vieler schwerer als ihr eigenes.
(Lies das nächste Kapitel. )

B: Für Anis klingt Crows Angebot unerhört verführerisch.
(Überspringe ein Kapitel und lies das übernächste.)

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