Sirius. Dieser Name. Er hallte in Crows Kopf wider und auch das dumpfe Gefühl in seiner Magengrube meldete sich zurück. Nun war es eindeutig, dass diese Frau sein früheres Ich kannte. Der Zwiespalt in ihm brachte eine Verunsicherung mit sich, die seine Reaktion erschwerte. Sein Geist war so etwas wie eine Ansammlung von Fragmenten aus Verlustangst, Zorn, Todessehnsucht und Lust, deshalb bezweifelte er, dass in seiner geborstenen Seele etwas von seiner früheren Existenz zurückgeblieben war.
„Du bist es doch, oder Sirius? Ich hätte dich fast nicht erkannt",
flüsterte Anis und hielt sich dabei ergriffen eine Hand vor den Mund. Eine Freudenträne rann ihr über die Wange, wenngleich die junge Heilige spürte, dass er nicht erfreut war, diesen Namen zu hören. Wieso er seine Identität so lange vor ihr verborgen hatte und obendrein so ruppig zu ihr war, stellte sie vor ein Rätsel. Hätte sie eher gewusst, dass dieser Mann IHR Sirius war, dann... Sie brach diesen, für sie unerhörten, Gedanken ab.
Sirius stellte in ihrem jungen Leben etwas ganz besonderes dar, vergleichbar mit ihrer Jugendliebe, vielleicht sogar großen Liebe, die für sie nur leider für immer in weiter Ferne bleiben sollte. Viele Tage und Nächte lang hatte sie sich nach einer Umarmung von ihm gesehnt, doch niemals eine erhalten. Er war der Mann, nach dem sie in jener verseucht düsteren Kuppelstadt gesucht hatte und einer der Gründe für ihre Flucht vor ihren kirchlichen Pflichten. Dass ausgerechnet er sie gerettet hatte, deutete sie nun, entgegen seiner äußerlichen Erscheinung, doch als göttliche Fügung. Sein ungehobeltes Verhalten war sie bereit zu vergeben, war ihr Liebster doch vom Abyss vergiftet worden.
„Sirius? Wer soll das sein?",
gab er jedoch kalt zurück und erhob sich. Kaum hatte er die Frage gestellt, bereute er sie. Er glaubte, diese einfältige Frau bereitete sich gewiss schon darauf vor, ihm ausführlich zu antworten, was er gern vermieden hätte. Anis überraschte ihn jedoch positiv mit einer ganz anderen Reaktion.
„Nach dir habe ich gesucht. Lass mich dir helfen, bitte. Ich habe schon viele Abyss Vergiftungen geheilt. Bestimmt schaffe ich das auch bei dir."
Er nahm sich seinen roten Waffenrock, zog ihn über und legte seinen Gürtel, sowie seine beiden verzierten Schwerter an. Daraufhin ging er zur Tür, hob mehrere ineinander gestapelte Eimer hoch und ließ Anis hinter sich zurück. Etwas verärgert über seine Ignoranz sprang sie auf und rannte ihm Flux hinterher. Schweigend und mit einem Abstand von mehreren Metern tippelten ihre kurzen Schritte seinen schnellen, großen durch die düstere Ruinenstadt nach.
„Geht zurück in den Unterschlupf, Saint!",
rief er ihr gedämpft zu, doch sie ignorierte seine Worte, ebenso wie er die ihren. Mit allem Mut, den sie aufbringen konnte, schloss sie zu ihm auf. Nun erhöhte er sein Tempo, sodass die kleingewachsene Frau neben ihm her rennen musste.
„Wieso willst du meine Hilfe nicht?"
„Wir waren zu laut. Versteckt Euch, sofort!"
Erschrocken ging sie hinter einem großen Trümmerstück in Deckung. Schon bald war Crow von einer zehn Soldaten starken Patrouille von Abyss Dämonen umzingelt. Beim letzten Kampf trug er seine Rüstung, an der die meisten Angriffe abprallten. Er hatte nicht damit gerechnet, auf diesem kurzen Wegstück auf so viele Feinde zu treffen. Da Crows Kampfstil war so konzipiert war, dass er Hieben nur knapp auswich, oder sich sogar davon streifen ließ, war dieser Kampf nicht ungefährlich. Er liebte den Nervenkitzel dieser Gefahr und sogar den Schmerz seiner Wunden. Er hatte festgestellt, dass er verheerenden Schaden anzurichten vermochte, wenn er kaum auf seine eigenen Verletzungen achtete. Die Übelkeit spürte er dann kaum noch.
Anis lenkte ihn jedoch erheblich ab, mehr als er sich eingestehen würde, doch schon zu Beginn achtete er mehr darauf ihre Deckung zu schützen, als sein Können anzuwenden. Schon früh im Kampf verletzte ihn deshalb einer der übermannsgroßen Angreifer am linken Arm so stark, dass Crow sein Schwert kaum noch halten konnte. Damit zwang er die junge Saint ungewollt zum Handeln. Sie verließ ihre Deckung, um ihn mir Heil-, Angriffs- und Verteidigungszaubern zu unterstützen.
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Verdorbene Segnung ✔
RomansaINTERAKTIVE GESCHICHTE ~*~ „Wollt Ihr meine Hure sein und leben oder die Heilige von Armonia und sterben?" Anis, das heilige Symbol der Kirche von Armonia, flüchtet vor ihren Pflichten und macht sich auf die Suche nach dem Mann, der vor Jahren im Ka...