2A: Anis berichtet von ihren Schuldgefühlen

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Selbstverständlich ließ Crow sich nicht von ihren Worten beeindrucken. Er legte seine Hände an je einen ihrer Oberschenkel und zog Anis bis kurz vor den Wasserstrahl an sich heran. Ihre Hand ruhte nur noch auf seinem tropfendnassen Haar, während sie sich mit der Anderen die Augen bedeckte.

„Es tut mir leid, was ich dir angetan habe, Sirius",

hauchte sie in einem zittrigen Ton.

Kaum hatte sie diesen Namen ausgesprochen, erhob sich Crow verärgert und baute sich vor der einen Kopf kleineren Frau auf. Mitleid war das Letzte, was er von ihr wollte. Wenn sie eine Heilerin war, wieso riss sie seine Wunden dann mit so viel Eifer auf? Wunden, von denen er noch nicht einmal wusste, bis sie aufgetaucht war. Diese heilige Frau sollte seine Übelkeit bekämpfen, nicht hervorrufen.

Anis hielt seinem wütenden Blick nicht stand. Gerade als sie dabei war sich wegzuducken, schloss er einen Arm um sie, mit dem er sie zu sich unter den Wasserlauf zog. Völlig überrumpelt, brachte sie ihre Hände zwischen sich und ihn, doch ihre Kraft reichte nicht aus, um Abstand zu halten.

„Seht mich nicht auf diese Weise an!"

„Wie?"

„So wie jetzt."

Sie atmete in einem Japser ein und hauchte:

„Sirius..."

„Und nennt mich nicht so!",

fauchte er ihr zornig entgegen. Schließlich wusste er doch noch nicht einmal, wer dieser Sirius überhaupt sein sollte. Für den Moment war seine Lust auf sie gestorben, deshalb schob er die junge Frau von sich und wusch sich die Haare selbst zu Ende.

Während er sich das Hemd wieder überzog, begann Anis zu berichten.

„Erinnerst du dich an die Bestimmung einer Saint, dem Abyss geopfert zu werden?"

Er fuhr sich angespannt durch sein nasses Haar, bestätigte knapp mit einem „Hn", wusste es in Wahrheit jedoch nicht mehr und das wühlte ihn innerlich sehr stark auf.

„Du warst damals noch ein heiliger Ritter, hattest himmelblaue Augen... Als du vom Opferritual erfahren hast, warst du bereit alles zu tun, um mich zu retten und hast dich schließlich sogar gegen die Kirche gestellt. Man wollte dich für deine Blasphemie exekutieren. Du wolltest in die Kuppelstadt flüchten. Ich kann heute noch spüren, wie du meinen Arm gepackt und mich hinter dir her gezogen hast, aber ich... ich wollte nicht vor meinem Schicksal fliehen. Ich bin die Saint von Armonia. Ich kann mein persönliches Wohl nicht über das der Menschen stellen, die vom Abyss bedroht werden. Das dachte ich damals jedenfalls und nahm in Kauf, dass du einen einsamen Märtyrertod stirbst."

Bedächtig band sie sich ihr weißes Cape wieder um. Sie konnte ihm nicht noch einmal in seine blutroten Augen schauen, für die sie verantwortlich war. Stattdessen sprach sie weiter.

„Vor ein paar Tagen erfuhr ich, dass in den Ruinen der Kuppelstadt ein sehr begabter blondhaariger Krieger gesichtet wurde. Allein die Vorstellung daran, du könntest noch am Leben sein, ließ mich diesem Gerücht kopflos nachjagen. Ich konnte mit dieser Schuld nicht mehr leben, verstehst du? Ich konnte nicht."

Crow stand nur starr da, ohne den geringsten Muskel zu rühren und sah düster zu der kleinen Blauhaarigen.

„Ich bin nicht der Mann, nach dem Ihr gesucht habt."

Nach dieser Zurückweisung, nahm er zwei der Eimer, die sich mit Wasser gefüllt hatten. Ein Dritter, den er wohlweislich mitgebracht hatte, stand schon für Anis bereit.

Sie hob ihn zwar kurz an, stellte ihn aber sofort wieder ab. Dann wirkte sie einen Stärkungszauber auf sich, trug den Eimer allerdings trotzdem nur mit Mühe zurück zu seiner Unterkunft.

Anis wusste, dass sie die Hoffnung nicht verlieren durfte, denn sie sah ganz deutlich, wie Sirius' strahlend helle Seele durch Crow hindurch schimmerte.


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Ignoriere das nächste Kapitel und gehe direkt zu Kapitel 3.

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