Chapter⁸

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(TRIGGER WARNUNG: SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN)

Ardy POV

»Mach es nicht noch schlimmer, Taddl. Bitte...« dachte ich als ich mich an ihm vorbei quetschte und in mein Zimmer verschwand. Das war zwar nicht gerade sehr nett, aber darauf konnte ich im Moment keine Rücksicht nehmen. Ich schmiss mich aufs Bett und fing an zu weinen. Ich war stundenlang ziellos in der in der Stadt herum gefahren. Irgendwann habe ich mich dann auf eine grüne Wiese gesetzt und den Sonnenaufgang beobachtet. Obwohl die Sonnenstrahlen mich wärmten fühlte ich mich doch so verloren und unvollkommen. Als würde irgendetwas fehlen...

,,Ardy? Ah, also ich muss weg. Hab noch diesen Termin mit Marley... wenn was ist ruf mich bitte sofort an. Okay?'' Ich tat so als ob ich schlafen würde und hielt die Luft an. Er würde sonst wahrscheinlich mitbekommen, dass ich weinte und dann würde er den Termin höchstwahrscheinlich absagen. Doch das konnte ich nicht zulassen. Dieser Termin bedeutete ihm nämlich sehr viel und zudem war ich mir nicht sicher ob ich bereit wäre mit ihm über meine Gefühle zu sprechen. Erst als ich die Tür ins Schloss fallen hörte, ließ ich meinen Tränen freien lauf und wagte wieder zu atmen. Meine Gedanken nahmen wieder ihren Lauf. Ich hatte die Zeit während des Fahrens genutzt um über meinen Traum nachzudenken. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich weder den Regen noch die nähernde Laterne bemerkte. Erst als ich die Laterne mit einer beherzten Umarmung begrüßte, fiel mir auf wie lange ich schon herum gefahren war. Was war nur mit mir los? Das war so ziemlich unter den Top 3 der Fragen die ich mir während des gesamten Ausfluges gestellt hatte. Irgendwann war ich beim Kölner Dom angelangt. Ich stieg ab, ließ mein Board liegen und stieg die Treppen hoch. Oben angekommen setzte ich mich auf eine Treppenstufe und blickte über den Platz. Er war menschenleer. Niemand war da den man um Hilfe fragen könnte, niemand war da um einen Schutz zu geben, niemand war da um einen zu trösten. Nein, ich war ganz alleine. Ganz alleine mit meinen Gefühlen, ganz allein in einer Welt die bis gestern noch mein liebster Ort war. Bis gestern... aber gestern war gestern.. und heute ist jetzt. Ich war nicht mehr so wie gestern. Nein ich war so wie heute. Ich hatte mich verliebt. Und das nicht in irgendjemanden, sondern in meinen besten Freund. Und ich kann diesen Gedanken nicht ertragen. Denn er wird meine Gefühle nie erwidern.

Ich drehte mich zur Seite und schaute aus dem Fenster. Der Regen prasselte schon wieder gegen die Scheibe. Es sah so aus, als ob er versuchen würde sich festzuhalten um dann nach mehreren verzweifelten Versuchen aufzugeben und sich langsam in den tiefen Abgrund fallen zu lassen, wo er auf den harten Pflastersteinen landete und letztendlich in tausend kleine Teile zersprang. Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen und ich drehte mich auf den Bauch. So lag ich eine halbe Stunde oder auch länger. Weinend und nicht wissend was ich noch tun sollte.

,,Taddl...'' flüsterte ich leise in mein Kissen. Als ich seinen Namen aussprach verkrampfte sich alles in mir und mein Herz versetzte mir immer wieder kleine Stiche. Trotzdem sprach ich seinen Namen immer und immer wieder aus. Wie als wäre ich in Trance und würde ein geheimes Ritual zur Satansbeschaffung vollführen. ,,Taddl, Taddl, Taddl...'' Mein ganzer Körper bestand inzwischen aus einem einzigen Schmerzensschrei. Meine Finger umklammerten meinen Rücken und krallten sich fest. Ich wiederholte den Namen noch einmal, bevor ich laut aufschrie. Alles tat so weh. Aber ich blendete den Schmerz aus und verkrampfte meine Finger noch tiefer in meine Haut. Blut tropfte auf meine Bettlaken, ich schrie ein zweites Mal laut auf. Langsam verließen mich meine Kräfte und ich lockerte meinen Griff. Erschöpft stand ich auf und sackte sofort wieder in mich zusammen.

Plötzlich klingelte mein Handy und ich richtete mich wieder auf. ,,BesterBrudi'' war auf dem Display zu lesen und darunter war ein Bild von mir und Taddl wie wir uns umarmten. Ich ignorierte den Anruf und warf mein Handy gegen den Schrank. Mit letzter Kraft zog ich mich hoch und öffnete die Tür. Der Flur war dunkel und kalt, doch das interessierte mich wenig. Ich wollte in die Küche.

Als ich dort angekommen war zog ich an Besteckschublade und da war es! Das schärfte Messer was wir besaßen. Eigentlich hatten... er...und ich das nur aus Spaß und damit wir damit angeben könnten, das schärfte Messer überhaupt zu besitzen. Angewendet hatten wir es jeodch noch nie. Zu gefährlich in den Händen zweier Tollpatsche. Doch jetzt würde sich das wohl ändern. Ich hob das Messer hoch und betrachtete es. Die Spitze ragte ihn die Höhe und auch im dunklem konnte man mit bloßem Auge erkennen, wie scharf das Messer war. Mein Kopf war leer. Ich hörte weder wie das Telefon klingelte, noch wie jemand das Treppenhaus runter gerannt kam.

Ich schrie und schrie und schrie, denn der Schmerz, welchen mir das Messer zubereitete, war unerträglich. Doch es fühlte sich wie eine Art Befreiung, Rechtfertigung an. Ich wollte diesen Schmerz spüren. Ich wollte, dass der Schmerz, auch wenn es nur ein kurzer Moment wäre, alles andere überdeckt. Meine Probleme. Meine Angst. Mein Schuldgefühl. Denn danach kann ich mich nicht mehr Verteidigen. Der Schmerz muss für meine Reue stehen. Das Messer fiel klirrend auf den Boden.

,,Taddl? Ardy? Alles okay bei euch?'' hörte ich jemanden durch die Tür rufen. Bei dem Namen Taddl zuckte ich erneut zusammen. Ich konnte nicht antworten, da der Schmerz zu groß war und ich anfing mein Bewusstsein zu verlieren. Ich keuchte noch einmal bevor ich auf den Boden knallte und neben dem Messer regungslos liegen blieb.

,,Ardy? Ich weiß das du dass bist! Was ist los? Wenn du Hilfe brauchst komm einfach zu mir hoch, okay?'' war das letzte was ich mit bekam bevor alles im kompletten Nichts verschwand.

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Wenn du jemanden kennst oder du selber an solchen Gefühlen, Gedanken leidest, dann sprich bitte mit einer Person deines Vertrauen darüber. Niemand hat es verdient so zu leiden oder solche Gedanken zu haben.

Es wird alles wieder :)

Sachen brauchen Zeit und du bist auch mit dir vielleicht klein vorkommenden Problemen genauso wichtig wie jeder andere.

0800 1110111


TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt