Kapitel 3

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„Kleines"- dieses Wort ging mir immer wieder durch den Kopf, während ich eruierte, was die Tardis schon wieder veranstaltete. „Baby, ich muss dir doch mal auf den Zahn fühlen....", brummelte ich vor mich hin. Marcus Körper schob sich dicht an meinen. Während er an der Konsole fummelte und den Monitor betrachtete, raunte er: „War das an mich gerichtet?"

„Ähm, nein. Ich meinte die Tardis." Ich wechselte die Position und trat ein paar Schritte weiter. Er folgte mir, reichlich beschäftigt mit dem Drücken von Knöpfen und ziehen von Hebeln. „Bist du dir sicher? Ich lasse mir gerne auf den Zahn fühlen. Zumindest von dir." Ich tänzelte wiederum ein paar Schritte weiter, er folgte. Es glich tatsächlich ein Paartanz um die runde Konsole. „Ich habe aber nicht vor, dir auf den Zahn zu fühlen. Wenn du mit den Zähnen Probleme hast, bringe ich dich aber gerne zu Doktor Parodon-Tod." Jetzt hielt er inne, sah mich belustigt an und verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen. Verstohlen sah ich ihn an. „Was?", fragte ich schärfer, als ich wollte. „Nichts, alles gut." Er kicherte und fuhr mit seiner Analyse fort. Wenige Minuten später wussten wir, was los war. Die Tardis wurde ferngesteuert. Aber von wem? Und wie war das möglich?

Ich schnaubte: „Irgendwer hat uns mit einer Art Traktor-Strahl am Schlafittchen und zieht uns gerade davon. Ich fasse es nicht." All unsere Versuche uns von dem Strahl abzukoppeln verliefen im Sande. Wohl oder übel mussten wir abwarten, wo die Reise hin ging.

Wir zogen eine Karte auf den Monitor, die uns unsere Position verriet. Wir blieben in Japan. Allerdings arbeitete die Datums anzeige. Wir bewegten uns rapide in die Zukunft. Was immer uns da zog, war der Technik der Tardis überlegen. Und bei diesem Gedanken kroch mir ein eiskaltes Gefühl von Panik in den Leib.

„Siehst du, was ich sehe?", erkundigte ich mich bei Marcus.

„Ja, tue ich. Gefällt mir nicht." Er wandte mir seinen besorgten Blick zu. „Was immer das auch ist, wir werden es überleben. Du weißt schon, dass wir zusammen einfach unschlagbar sind?"

„Das weiß ich, mein Lieber. Das weiß ich."

Wenige Minuten später standen wir still. Auch die Datumsanzeige. Der Karte auf dem Monitor nach, waren wir in Sendai gelandet, am 21.06.2982. Die schnell aufgerufenen Daten aus der Datenbank waren leider für diese Zeit nicht geeignet, dennoch verrieten sie uns, dass Sendai in der Region Tohoku lag, auf einem schmalen Landstreifen zwischen dem Pazifik und den Bergen.

Ein leichtes Rütteln durchfuhr die Tardis. Offensichtlich hatte man uns abgestellt.

„Wir sollten sehen, was los ist", forderte Marcus mich auf und ich stimmte zu.

Gleißendes Sonnenlicht blendete uns und windig war es, als wir die Tür der Tardis öffneten. Wir standen auf dem Dach eines Hochhauses, offensichtlich dem höchsten Gebäude der Stadt. Von hier hatte man einen faszinierenden Ausblick auf die anderen Gebäude, Parks und Straßen, die sich zu unseren Füßen befanden. Außer uns war niemand hier. Ein kleiner Verschlag mit einer Tür ließ ein Treppenhaus vermuten. Den Gucci Shopper auf der Schulter, beide mit Schallschrauber ausgerüstet, öffneten wir die nicht verschlossene Tür und wagten uns in das ebenso nüchterne Treppenhaus nach unten. Bereits eine Ebene tiefer landeten wir in einer leeren Etage, deren Aufteilung auf Büros schließen ließ, die allerdings wohl schon länger nicht mehr frequentiert worden waren – außer von Spinnen und Staubflocken.

Wir entdeckten gläserne Fahrstühle. Doch leider schienen sie außer Betrieb. Also stiefelten wir zwei weitere Etagen nach unten. So langsam kam Leben in die Bude. Weitere Büroräume, diesmal futuristisch möbliert, leider ohne Menschen. Bis auf die Fensterfront waren die Räume von innen komplett schwarz gestrichen. Auch die Böden waren schwarz und gummiartig. In der Mitte jeden Raumes standen ein oder zwei Liegestühle, die mich an die eines Zahnarztes erinnerten und mit allerlei Knöpfen versehen waren. Am Kopfteil befand sich einschwenkbarer Monitor. Ich würde mich gewiss nicht diesem Stuhl ausliefern wollen. Marcus Smartwatch verriet uns, dass wir im Sendai Trust Tower gelandet waren, mit 180 Metern Höhe und 37 Stockwerken. Die Fahrstühle auf dieser Etage waren in Betrieb, nur leider verschlossen. Doch mit dem Schallschrauber war es kein Problem, sie zum Arbeiten zu überreden. Wir fuhren nach unten ins Erdgeschoss .Das Gebäude befand sich nicht mehr in der Form, die es in unserer Zeit hatte. Es war offensichtlich mehrmals umgebaut worden. Zu seinen Füßen befand sich eine riesige Halle mit kurios wirkenden Treppen, die scheinbar ins Nichts zu führen schienen. Eine große Anzahl in graue, metallisch schimmernde Kleidung gesteckter Menschen lief mit stoischem Blick quer durcheinander. Sie trugen alle dieselben Brillen, die offensichtlich gewisse Funktionen besaßen. Es wirkte auf mich sehr futuristisch, nackt, kalt und sortiert ohne einen Funken von Charme oder Behaglichkeit. Marcus ging es ähnlich. Man registrierte uns gar nicht, trotzdem wir optisch aus der Menge herausstachen. Wir verließen das Gebäude.

The Doctoress - Go! (9)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt