Kapitel 15

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Nicht nur, dass der Boden bebte. Nein, der Sand kam in Bewegung. Die Arena teilte sich längs in der Mitte. Zum Vorschein kam ein riesiges Wasserbecken. Die Sandflächen wurden wie Schubkästen zu den Rändern hin eingezogen und es verblieb nur ein schmaler Streifen rundherum, auf dem wir gerade so stehen konnten. Die Toten fielen platschend ins Wasser.

„Was passiert jetzt?" Miyu war die Angst anzusehen. Sie war kreidebleich.

„Das wüsste ich auch gerne", seufzte ich.

Marcus äußerte etwas fieses: „Ein Endgegner, der uns das Ende bereitet. Im Wasser lässt es sich schlecht kämpfen für uns."

„Na, du machst uns ja Mut." Mir wurde ganz flau im Magen.

Eine große Welle entstand und aus den Tiefen des Beckens entstieg. „Garados!" Miyus Blick sprach Bände. „Der muss aber eine Weiterentwicklung sein", stellte sie fest. „Es ist nicht eines der stärksten, wohl aber für uns gerade gefährlicher als alles andere." Ihr Blick wurde glasig.

Dieses Garados sah aus wie ein blauer Wasserdrache. Und war die letzte Entwicklungsstufe von Karpador, mit dem hier alles angefangen hatte.

Wir wurden von Miyu aufgeklärt. „Es ist ein Pokemon der Gattung Wasser und Flug. Seine Attacken sind Wasser- und Wind-Attacken. Zudem sieht dieses Tier irgendwie anders aus. Vielleicht kann es etwas, dass wir noch nicht kennen." Miyu wischte sich mit der Hand durchs Gesicht. „Seine Schwäche ist wie bei den Karpadoren auch: die Elektrizität. Nur fürchte ich, wird ein wenig statische Aufladung bei dem Monster nicht reichen." Fauchend, sich windend tobte sich das Pokemon im Becken aus und schien dabei noch zu wachsen.

„Wächst das?", bemerkte einer der Mitkämpfer und wir sahen genauer hin.

„Scheiße, ja!", dröhnte es aus verschiedenen Kehlen, deren Besitzer sich an die Arenawand pressten.

„Jemand ne Idee, wie wir Strom an das Vieh kriegen? Ihr seid doch alles schlaue Leute?", fragte ich in die Runde. Doch leider hatten auch schlaue Leute Angst. Sie zeichnete sich in ihren Gesichtern ab und lähmte ihre Gehirne. Noch bevor wir weiter denken konnten, hatte Garados seine vollständige Größe erreicht und fegte mit seinem Schwanz über den Rand. Wir landeten alle im Wasser. Einige konnten nicht schwimmen und hingen zappelnd an der Wasseroberfläche, kurz davor zu ertrinken. Wir unterstützten uns gegenseitig und brachten die Nichtschwimmer wieder an Land, während das Publikum von der Action und der Dramatik völlig gefesselt war.

Garados war sehr angriffslustig und verschoss Wasserstrahlen, die sogar die Zuschauer durchnässten. Alle Nase lang wurden wir vom Rand gespült. Als ich wieder einmal im Wasser war, versuchte ich zu dem drachenähnlichen Pokemon zu kommen. Der Schallschrauber war gerade mal wieder unbrauchbar. Was ich aber fühlte, war, dass dieses Wesen einen Herzschlag hatte. Es war keine digitale Version. Ich wünschte, ich hätte die Tardis hier. Ich würde es einlagern und woanders hinbringen.

„Marcus", keuchte ich etwas atemlos, als ich in seiner Nähe war. „Das ist ein echtes Lebewesen. Wir dürfen es nicht töten."

„Bist du dir sicher?", hakte er nach.

Ich nickte.

„Scheiße! Was machen wir?"

„Ich habe keinen blassen Schimmer." Etwas in meiner Gefühlswelt änderte sich. Ich hatte das Gefühl, dass etwas Vertrautes in der Nähe war...

„Die Tardis muss hier sein!", packte es mich.

„Wo denn?" Marcus blickte sich suchend um. Ihm entging nicht, das tief unten im Becken etwas leuchtete. Er zeigte es mir. „Da ist sie. Am Grund des Beckens. Sie hat dich geortet und wohl befunden, dass du in großer Not bist. Das schaffst du nie, so tief zu tauchen. Die Luft wird nicht reichen."

„Sie wird und sie muss." Ich befreite mich von den bremsenden Stoffteilen, holte tief Luft und sprang ins Wasser. Tardis, ich komme! Schwimmen und Tauchen lag mir. Schon immer. Ich musste es nur bis zum Schutzschild schaffen, dann würde alles klappen.

Es war noch so weit. Die Luft in meinen Lungen wurde knapp. Beinahe war ich versucht zu atmen, doch das wäre mein Tod gewesen. Meine Augen mochten sich schließen, das würde aber bedeuten das Ziel aus ihnen zu verlieren. Mangels Luft wurde mir schwindelig. Ich musste es schaffen. Ich musste! Mit letzter Kraft erreichte ich die schützende Umgebung der Tardis. Dort war es trocken und ich hatte Luft zum Atmen. Schmerzhaft füllten sich meine Lungen. Ich keuchte, war benommen. Jemand landete neben mir, jappste nach Luft. „Mir wurde gesagt, sie brauchen einen Assistenten", keuchte Marcus. So aus der Puste hatte ich ihn noch nie gesehen. „Alle Achtung! Du bist gut. Ich hab dich nicht eingeholt, sondern bin zurückgefallen."

„Na, wenigstens etwas, dass ich besser kann als du", jappste ich nach Luft und setzte mich langsam auf. „Wir müssen uns beeilen." Ich kam in den Stand und ging zur Tür der Tardis, dicht gefolgt von Marcus.

„Interessanter Anblick!", gluckste er und schaute meine Kehrseite an.

„Och Mensch, Schenkelberg!", fluchte ich und konnte mir doch das Grinsen nicht verkneifen.

The Doctoress - Go! (9)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt