Kapitel 16

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Sofort ging es an die Konsole des Schiffs. Dreck und Nässe hin oder her. Die Tardis hatte das Schutzschild des außerirdischen Schiff nur durchdringen können, in dem sie die Verschlüsselung geknackt hatte. Außerdem hatte sie interessante Daten gesammelt. In diesem außerirdischen Schiff wurden tatsächlich Pokemon gelagert, solche aus Fleisch und Blut, die im Labor gezüchtet worden waren! Sie wurden in digitalisierter Form in die Arena gebracht, damit ihr wertvolles Leben beim Kampf nicht in Gefahr geriet. Über Chips in ihren Gehirnen wurden Daten aus der Arena übertragen, so dass die Digitalisate genauso reagierten wie die echten Pokemon in ihren Zellen, die uns über die Chips in ihren Köpfen „sehen" konnten. Ihre Angriffe dagegen wurden 1:1 in die Arena gebeamt. Also eine Kombination aus zwei unterschiedlichen Techniken, die das ganze„echt" machten.

„Ich muss mir das später noch einmal ansehen. Jetzt müssen wir Leben retten." Ich startete die Tardis durch und ließ sie in dem Moment kurz vor den ersten Todesopfern in der Arena auftauchen. In sekundenschnelle nahm ich die Menchen an Bord und setzte sie auf dem Rand der Arena ab, genau wie die Tardis. Das Publikum hielt alles für besondere Special Effects und war am Ausflippen. Ich jedoch nicht. Die Tardis konnte übersetzen und so begann ich ein Gespräch mit dem Garados.

„Hallo. Ich bin die Doctoress. Ich, wir alle hier möchten dir nicht wehtun. Vielleicht kannst du dich einen Moment beruhigen."

„Warrrrummm zzzzollltee iscchh?", zischte das Garados.

„Weil es dir hier nicht gut geht und du sicher nicht gut behandelt wirst. Ich kann das abstellen", bot ich meine Hilfe an.

„Pffff. Duhhh kannzzzzt dass nnnicht."

„Doch, kann ich und ich beweise es dir. Du musst hier nicht so wütend rumschnauben. Es gibt viele schöne Plätze, wo du leben kannst." Ich betrat die Tardis und beamte das Garados in ein Quartier in mein Schiff. Dann brachte ich die Mitkämpfer wieder in die Stadt Nara, in die oberste leere Etage vom Niantic-Gebäude. „Bitte auf mich warten", lautete die Devise. Wieder zurück auf dem Schiff der Außerirdischen legte ich deren Technik lahm, was dank der gesammelten Daten der Tardis nun möglich war. Abhauen war mal nicht. Sie würden hübsch warten müssen, bis ich alles andere geregelt hatte.

Jetzt war das Garados dran. Ich stattete ihm einen Besuch in seinem Quartier ab, wo es gerade friedlich an einer flachen Stelle am Rand eines großen Beckens mit 34 Grad warmem Wasser lag und schlief. Der Rand des Beckens war mit Dschungelpflanzen bestückt und an der Decke zeigte sich der projizierte blaue Himmel.

Ich räuspere mich. „Garados? Kurze Störung. Wie geht es dir hier?"

„Esss issst wunderssschööön."

„Das klingt doch gut. Wenn du willst, kannst du gerne hier bleiben oder ich suche einen passenden Planeten für dich. Betrachte es als Urlaub. Wenn du etwas benötigst, sag es einfach. Das Schiff wird deine Nachricht weiterleiten und ich werde mich um deine Belange kümmern", verabschiedete ich mich von dem Drachending.

„Na toll, jetzt haben wir zwei Drachen an Bord", zog mich Marcus auf, als ich in in Kenntnis setzte.

Ich versetzte ihm einen kräftigen Schlag gegen seinen Bauch, doch leider wirkten seine heftigen Bauchmuskeln wie ein Rüstungspanzer und es machte ihm gar nichts auf. „Du bist süß, wenn du erzürnt bist", setzte er noch einen drauf, was mich zum Kochen brachte.„Schenkelberg, du oller...", überfiel ich ihn mit einem Kuss, mit dem er nicht gerechnet hatte.

„Mmmmh. Ich muss es mir mal überlegen dich öfter zu reizen, wenn das solche Auswirkungen hat", kicherte er. Ich dagegen wandte mich nur augenrollend ab. „Hey! Warte!", hielt er mich fest um mich in eine Umarmung zu ziehen. „Du weißt schon, dass ich dich liebe und was sich liebt, dass neckt sich."

„Schenkelberg, du machst mich wahnsinnig", sagte ich weich. Er wusste, wie es gemeint war.

„Das nehme ich mal als Liebeserklärung." Stolz entließ er mich aus der Umarmung und wir widmeten uns den wichtigen Aufgaben, die noch anstanden: 1. Klären, warum gewisse Personen in der Arena gelandet sind. 2. Die Außerirdischen zur Rede stellen – so war zumindest mein Plan und 3. Miltank wieder mit seinen Eltern zusammenführen. Letzters wurde zuerst erledigt. Miltanks Eltern waren zwei der Politiker in der Runde und waren froh ihren Jungen wohlbehalten in die Arme schließen zu können.

„War er denn artig?", fragte seine Mutter und drückte ihn an sich.

„Ein Vorzeigekind. Sehr tapfer", lobte ich den kleinen mutigen Mann und sah ihn lächelnd an. Sein Vater nahm ihn auf den Arm, was schon ein wenig merkwürdig aussah, weil Miltank ein recht großer Junge war.„Ich bin stolz auf dich." Der Junge schloss die Arme um seinen Vater. „Papa!"

Es war so herzergreifend, dass ich mich abwenden musste.

Zurück in der Niantic-Zentrale begaben wir uns in einen Diskurs mit allen Beteiligten und stellten fest, dass die Politiker in der Runde allesamt gegen diese Vorstellung des intergalaktischen Zirkus waren, was wohl der Grund dafür war, dass sie dort gelandet waren. Selbiges galt für die Personen aus der Wissenschaftsfraktion, zu der ich mich und Marcus auch zählte. Schließlich hatten wir herumgeschnüffelt und waren nicht die einzigen gewesen. Logisch. Die anderen Wissenschaftler hatten zudem an einer Studie gearbeitet, die die psychologischen Auswirkungen von dem exzessiv betriebenen Pokemon-Go-Spiel untersucht hatte. Sie waren just davor gewesen die Studienergebnisse der Welt mitzuteilen, die nicht positiv ausgefallen waren. Lediglich bei der Fraktion „Berühmtheiten und Sportler" fiel uns kein adäquater Grund ein, warum man sie dorthin gebracht hatte. Vielleicht waren sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und hatten als schmückendes Beiwerk dienen müssen, damit die Meute auch etwas zu schauen hatte? Wir wussten es nicht.

Gemeinsam mit den Politikern und den Wissenschaftlern wurde beschlossen, wie mit den Zirkusleuten verfahren werden sollte, die nicht ehrlich gewesen waren, Menschenleben in Gefahr gebracht und sogar ihren Tod riskiert hatten. Gemäß geltendem intergalaktischen Recht ein derber Verstoß, der geahndet werden musste. Wie, damit würden sich andere auseinander setzen müssen. Mein Job war getan. Die Menge zerstreute sich. Nur Miyu, Marcus und ich standen noch eine Weile beieinander.

„Ihr seid gerade zur rechten Zeit gekommen. Ohne euch beide und euer tolles Raumschiffe wäre die Sache wohl ganz anders verlaufen", lobte sie uns und umarmte uns.

„Du hast einen großen Anteil am Gelingen gehabt. Hättest du uns nicht aus der Zelle gelassen, wäre wahrscheinlich auch einiges anders gelaufen", machte ich sie auf ihre wertvolle Arbeit aufmerksam.

„Danke, Miyu", sagte Marcus und nickte ihr zu.

„So, sorry Leute. Verabschiedungen sind nicht so mein Ding. Ich mach mich mal vom Acker und wenn ihr mal in der Nähe seid, könnt ihr mich gerne besuchen", schob sie die Hände in die Hosentaschen, drehte sich um und ging. Einfach so. Nun standen wir alleine da.

Marcus schaute mich an. „Und nun?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung."

Er grinste. „Ich hab da schon so eine Idee..."

The Doctoress - Go! (9)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt