15. Kapitel ~ Hey

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POV Eijiro

Da rannte er. Der kleine Izuku. Ich war schon ein wenig geschockt über sein, na ja, "Geständnis".

Ob ich denn auch so mutig sein konnte, wie er? Einfach losrennen und meiner wahren Liebe alles gestehen. Das klang so schwer. 

Die Sonne war schon untergegangen. Es war schon wirklich spät. Fast 21 Uhr. Eigentlich müsste ich jetzt noch Hausaufgaben machen... 

Nachdem Izuku weg gerannt war, gab mir meine Mutter einen sehr komischen Blick.

"Was ist denn bei dem los?"

"Sag mal, Mama, warst du schon mal verliebt?"

"Ach, Eijiro, ich bin froh, dass du fragst. Also, das war so..."

Wir gingen rein, deckten den Tisch und aßen zu Abend. Es gab Sukiyaki. Meine Mama hatte sich richtig Mühe gegeben. Und sie wusste, wie sehr ich diesen Eintopf liebte. Wir saßen da. Ich konzentrierte mich auf das leckere Essen, meine Mama jedoch redete nur so vor sich hin und erzählte mir von allen Typen, mit denen sie schon mal was hatte. Irgendwie komisch, das von seiner Mutter zu hören. Aber na ja, sie ging komplett auf in ihren Geschichten. Die Leidenschaft brannte nur so in ihren Augen. Ob ich auch einmal das gleiche erfahren würde? 

Wir waren fertig. Mein Food-Baby war überdimensional. Ich räumte den Tisch ab, Mama saß noch da und war mit ihren Typen beschäftigt. Sie erzählte gerade von einem Mann, der sie abservierte, da er etwas mit ihrem besten Freund hatte. Auweia! Das war ja Drama der Oberklasse. Es war schon lustig, denn selbst als ich direkt vor ihr stand, würdigte sie mich keines Blickes. Sie starrte nur in die Leere, stocherte mir den Essstäbchen in der Luft herum und brabbelte irgendwas. 

Ich gab ich einen kleinen Kuss auf die Stirn, ging in den Flur und blickte noch einmal zu ihr. Sie redete immer noch. Ich ging nochmal einen Schritt vor und schaltete das Licht aus. 

"Was? Eijiro?"

"Du solltest ins Bett gehen, Mama."

"Oh... Ja, vielleicht hast du recht. Gute Nacht!"

Als ich die Treppen hochging, konnte ich mir ein kleines Grinsen einfach nicht verkneifen. Diese Mama... In meinem Zimmer lagen immer noch die Taschentücher auf dem Boden. Schnell aufheben. Ach, Izuku... Ich hoffe es geht dir gut. Das war alles so tragisch, aber dass Shoto ihn so abservieren würde? Ich konnte es mir nicht vorstellen.

Also was war nun mit den Hausaufgaben? Warte... Wo war denn mein Zettel? Hä? Was? Der lag doch hier, oder? Oh nein. Ich hatte den doch wohl nicht verloren? Ach, was solls... Halt heute keine Hausaufgaben. Aber ich war mir sicher, dass ich ihn da hingelegt hatte. Na ja... egal.

Ich musste mich erstmal hinlegen. Ahh! Im Bett ließ es sich wirklich aushalten. Wo war denn mein Handy? Ups! Ich lag ja drauf. Wer hat mir geschrieben? Toll, niemand. Aber ich könnte doch Izuku mal schreiben. 

'Hey, Izuku. Bitte sag mir, dass es dir gut geht! Wenn nicht, dann schreib mir bitte. Ich bin sofort da!'

Wird wohl schon nicht so schlimm sein oder? Ich schaltete das Licht aus. Wurde echt Zeit fürs Bett. Mein Gott, ich bekam Izuku nicht mehr aus meinem Kopf. Was, wenn er wirklich mit Shoto redet und er ausflippt? Oder was, wenn dieser andere Typ da ist? Hat es gerade geklingelt?

Wait. What? 

Es halt geklingelt? Wie?

Ich lief nach unten. Beinahe hätte ich mir den Zeh angestoßen. Wer konnte das denn wohl sein? Oh nein, Izuku wird wohl schrecklich weinen. Der arme... Draußen strahlte Licht herein. Wir hatten eine kleine Lampe über der Haustür. Schnell aufmachen. Ahhh fuck! Da war wieder abgeschlossen. 

"Warte kurz!"

Wo war nun dieser verdammte Schlüssel? Ich lief in die Küche und suchte in der Tasche meiner Mutter. Lippenstift, ihre Sonnenbrille und irgendeine Blechbox. Was war denn da drin? Uff! So komische Hygieneartikel. Aber kein Schlüssel. Verdammt. Ah! Vielleicht in der Kommode neben der Tür.

Ich öffnete jede einzelne Schublade. Überall nur Schuhe. Wie viele Schuhe konnte denn eine Familie haben? 

Lass mich mal überlegen... Oben vielleicht? Oder im Wohnzimmer? Da legte meine Mutter ihre Schlüssel immer hin. Aber seien wir mal ehrlich...

 Es würde doch niemand die Tür abschließen und dann den Schlüssel abziehen? Na klar. Der Schlüssel steckte tatsächlich. Wie dumm war ich denn bitte? Na ja, egal jetzt! Schnell Izuku aufmachen.

Ich drehte den Schlüssel um und riss die Tür auf.

"Hey, Izu- Was?"

"Hey."

Es war Kacchan. Was tat er denn hier? Mein Herz begann zu rasen. Der Tag konnte wirklich nicht mehr schlimmer werden. Schweißausbruch. Ich schwitzte am ganzen Körper. Was wollte er?

"Darf ich reinkommen? Es ist verdammt kalt."

"Äh- Ja, klar. Komm rein."

Ich hielt ihm die Tür auf. Er trat herein und schloss die Tür hinter sich. Er sah mich an, doch ich war wie angewurzelt. Ich konnte keinen Finger rühren. Es war mir so unangenehm. Heute war ich einfach davon gerannt. Ohne etwas zu sagen. Einfach so. 

"A-Also, was gibts denn, K-Kacchan?"

Er beachtete mich nicht und ging schnurstracks die Treppe hoch in mein Zimmer. 

"Hey, jetzt warte doch mal!"

Ich lief ihm schnell hinterher. Er hatte mein Zimmer schon gefunden. Kacchan sah sich um. Er betrachtete das Foto von mir auf meinem Schreibtisch. Dann widmete er sich dem Boxsack. Er schlug einmal kräftig dagegen. Das ganze Ding wackelte nur so und war kurz davor umzufallen. Dann hielt er den Sack fest und drehte sich zu mir um.

"Schönes Zimmer hast du, Eijiro."

"Kacchan, ich-"

"Und mit deinen ganzen Postern... wirklich cool."

Er ließ mich nicht einmal ausreden. Ich sank zu Boden und hielt mir Hände vors Gesicht. Was hatte ich nur getan? Ich musste weinen. Es war dieses ungute Gefühl in der Luft. Diese Anspannung. Ich war enttäuscht. Von mir natürlich. Ich ließ mich überwältigen. Von meinen Gefühlen und Emotionen. Das Resultat war eine zerstörte Freundschaft. Mit Kacchan. 

Er stand vor mir. So viel konnte ich durch meine Finger hindurch sehen. Etwas warf er auf den Boden. Ich nahm die Hände von meinem Gesicht. Es war meine Hose. Gewaschen, gebügelt und gefaltet.

"Danke fürs Leihen."

Ich schämte mich so.

"Kacchan... Es tut mir so schrecklich leid. Ich ließ mich von meinen Gefühlen leiten und habe anderen damit geschadet. Ich war so dumm. Du wirst mich nun hassen. Und ich verstehe das. Voll und ganz. Du hast alles Recht dazu. Aber lass mich dir sagen, dass es mir leid tut. Ich wollte das doch nie. Und trotzdem hab ich es getan. Ich bin so dumm."

Katsuki kniete sich nieder und nahm mich an den Schultern. Ich traute mich nicht, ihm in die Augen zu schauen, doch er nahm seine Hand und streckte meinen Kopf nach oben. 

"Es muss dir nicht leid tun. Ich wusste zwar nicht, dass du so fühlst und dass du auf Männer stehst, aber das ist doch kein Grund zu verzweifeln."

Er senkte den Kopf und seufzte. Dann holte er tief Luft.

"Hör mal, das heute... Das hat mich komplett aus der Bahn geworfen. Ich wusste nicht, wie mir war. Eigentlich wollte ich dir hinterherlaufen, doch ich war wie angewurzelt. Keine Ahnung, ob das nun bedeutet, dass ich auf Männer stehe. Fuck, das hört sich komisch an. Aber ich musste heute sehr viel grübeln. Und auch an dich denken."

Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und sah Kacchan an.

"Heißt das, du hasst mich nicht?"

"Wie könnte ich dich hassen, du Trottel? Wir sind doch Freunde."

Er kam näher und berührte mich im Gesicht.

"Ich hasse dich nicht, Eijiro... Ich liebe dich."

Kacchan küsste mich und für diesen einen Moment fühlte ich mich geliebt. 

Fortsetzung folgt...


wieso nicht ich [tododeku ff]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt