|4|

707 66 6
                                    

Sometimes we don't
want to heal because
the pain is the last
link to what we've lost
-JmStorm
———————

Weit entfernt, wie durch Watte, hörte ich Automotoren und das erste woran ich Idiotin dachte, waren die Abgase. Ja natürlich, als hätte ich gerade nichts anderes zu tun, als über die doofen Abgase nachzudenken.
Ich kämpfte mit meinem Bewusstsein, als ich einen leichten Schlag auf meine Wange spürte. Leider brachte das nichts, denn nach einem kurzen flatternden Wimpernschlag, war ich wieder weg.

Langsam spürte ich wieder etwas in meinen Gliedern und konnte sogar meine Finger bewegen. Einher mit dem Aufwachen gingen allerdings auch Kopfschmerzen, die sich gezielt hinter meiner Stirn ballten.
„Oh man", stöhnte ich und hielt mir die Hände an die Stirn. Zumindest war es dunkel in meinem Zimmer, das hieß ich hatte also nicht vergessen die Rollos zu zu machen.
Langsam setzte ich mich auf und verließ das Bett, da ich dringend aufs Klo musste. Beinahe blind vor Dunkelheit griff ich nach der Türklinke hinter der sich mein Bad befand und suchte mit den Fingern den Lichtschalter.
Was sich mir jedoch offenbarte waren Regale voller Hemden, Pullover und Jeanshosen gleich neben Schuhen und Shirts.
Definitiv nicht mein Bad und definitiv nicht meine Klamotten. Ich besaß zwar auch einen begehbaren Kleiderschrank, doch der befand sich auf der anderen Seite des Zimmers.
Durch den Lichtschein konnte ich vage das Zimmer erkennen und eine Tür auf der anderen Seite, die hier hoffentlich das Badezimmer darstellte, denn meine Blase war kurz vor dem Explodieren. Danach würde ich immer noch rätseln können, was mit meinem Zimmer passiert war.

Als ich jedoch nach dem Klogang meine Hände wusch und dabei einen Verband entdeckte, den ich natürlich nicht wusch, erinnerte ich mich langsam wieder. Ich hatte mich an dieser dummen Scherbe geschnitten und war dann auf dem Weg nach Hause umgekippt.
Aber wo war ich jetzt?  Ich trug nicht mal mehr meine Klamotten, was mir doch etwas Angst machte. Zumindest hatte ich noch meine Unterwäsche an.
Schnell scannte ich das Zimmer, das in dunklen Farben gehalten wurde und lediglich durch den Kleiderschrank konnte ich sagen, dass es einem Jungen gehörte. Ansonsten war es relativ schlicht gehalten, nicht mal Bilder hingen an der Wand. Dafür entdeckte ich jedoch einen Baseballschläger in einer Ecke und nahm ihn zur Sicherheit mit.
Vorsichtig, den Schläger in der unversehrten Hand, öffnete ich die Tür und spähte in den Flur, der sich dahinter verbarg. Der Holzboden war mit einem Teppichläufer ausgelegt, sodass ich mich leise vorwärts schleichen konnte. Man hatte zwar meine Hand verbunden, doch das hieß nicht, dass ich nicht in die Hände von Kriminellen oder Perversen gefallen war.
Leise Stimmen von unten ließen mich kurz stoppen und ich spähte um die nächste Ecke, hinter der sich eine Galerie befand, über die man in die untere Etage blicken konnte. Irgendwo musste doch diese verdammte Treppe sein.
Ich schlich weiter, weg von der Fensterfront, die einen großen Garten und den dahinter liegenden Wald preisgab und erreichte tatsächlich eine Treppe. Ich lauschte noch einmal und sah hinter mich, ehe ich die erste Schritte tat.

Auf der vorletzten Stufe verharrte ich noch mal und lauschte. Es klang als würde jemand den Flur oben entlang laufen, doch ich war mir nicht sicher. Langsam hob ich den Schläger und fixierte das obere Ende der Treppe, bereit meinen Angreifer damit zu schlagen.
Plötzlich räusperte sich jemand hinter mir und erschrocken schrie ich auf, ehe ich das Gleichgewicht verlor und die letzten Stufen runter stolperte, direkt in die Arme der Person, die mich erschrocken hatte.
Der Schläger fiel dabei zu Boden, doch ich war zu geschockt, um zu reagieren.
Langsam hob ich meinen Blick von der durchtrainierten Brust und erblickte zwei grüne Augen, die ein bisschen von schwarzen Strähnen verdeckt wurden.
„Alles gut?", fragte der Junge aus dem Supermarkt heute morgen belustigt. Ich bemerkte erst langsam, dass er seine Hände an meine Taille gelegt hatte und dass wir uns ziemlich nahe waren.
Schnell rückte ich von ihm ab, was er zu ließ.
„Es tut mir leid, ich dachte ich wäre...", ich brach ab, da er mir auf einmal dumm vor kam geglaubt zu haben ich seie entführt worden.
„Ist schon okay, du warst vermutlich verwirrt. Du hast ziemlich viel Blut verloren und als wir dich gefunden haben war dein Puls auch ziemlich schwach. Wieso warst du nicht im Krankenhaus damit?"
Seine Stimme hatte einen leicht tadelnden Tonfall und ich brauchte einen Moment um mich von seinen Augen lösen zu können.
„Ich dachte es wäre nicht so schlimm", sagte ich leise und sah erneut zu ihm hinauf. Seine Augen hatten einfach etwas magisches an sich.
„So, du dachtest also es wäre nicht schlimm?", fragte er ebenfalls leise und trat wieder einen Schritt auf mich zu. Mit den Fersen stieß ich gegen die erste Treppenstufe, als ich weiter zurücklaufen wollte und verlor beinahe erneut das Gleichgewicht, hätte er mich nicht wieder gehalten. An der Taille wohlgemerkt.
„Danke für die Rettung. Ich geh dann lieber mal", versuchte ich mich aus der Situation zu retten, doch noch ließ er mich nicht los.
„Pass nächstes mal besser auf Rotkäppchen, sonst muss ich dich wieder retten."
Seinen dummen Kosenamen ignorierte ich, da ich einfach nur noch weg wollte und drängte mich an ihm vorbei.
„Warte, ich hole dir deine Sachen."
Ich nickte dankend und wartete bis er zurückkam.
„Hier." Er drückte mir meinen Rucksack, mein Handy und meine Klamotten in die Hand, sie waren noch etwas warm.
„Meine Mum hat sie gewaschen und in den Trockner gesteckt, sie waren voller Blut und Kaffee?"
Das letzte fragte er, was ich grinsend bejahte.
„Hatte mir schon beinahe gedacht, dass du das Mädchen ausm Moon warst, was mit Amarah zusammengestoßen ist."
Die Röte schoss mir augenblicklich ins Gesicht und ich sah kurz zu Boden, ehe ich mir Mut fasste und ihn wieder ansah.
„Danke nochmal, auch an deine Mum für die Sachen. Bis dann."
Er grinste schief und begleitete mich zur Tür.
„Bis dann Rotkäppchen, pass auf, dass dich der große böse Wolf nicht holt."
Ich verdrehte die Augen und sah noch mal über die Schulter zurück.
Er stand noch immer in der Tür und fixierte mich aus schmalen Augen. Auf seinen Lippen dieses wölfische Grinsen und in seiner Hand den Schläger, den ich fallen gelassen hatte.
Dieser Anblick war etwas verstörend, weshalb ich schnell die wenigen Meter zu unserem Haus zurücklegte.

Meinem Bruder, der natürlich besorgt erfahren wollte was geschehen war, erzählte ich nur die Sache aus dem Café und dass ich mich dann selbst verarztet hatte, da es nicht so tief war. Er kaufte es mir nicht ganz ab, akzeptierte es jedoch.
Auch Amarah, die mir geschrieben hatte, sagte ich, dass alles gut sei und sie nahm mir das Versprechen ab morgen wieder ins Moon zu kommen, damit sie sich selbst von meiner Gesundheit überzeugen konnte.
Manchmal war es ja schon fast anstrengend so viele Leute um sich zu haben, die sich sorgten.
Sonst war ich das nur von meinem Bruder gewöhnt, schließlich hatte es meine Mutter und meinen Vater nie richtig interessiert. Aber ich wollte mich nicht beschweren. Durch meinen Bruder hatte ich eine schöne Kindheit und meine Eltern haben uns immer alles ermöglicht.
Wir waren vielleicht nicht die Bilderbuch Familie, doch ich hatte es weit aus besser als manch andere und inzwischen genoss ich es manchmal das Haus ganz für mich zu haben, weil mein Vater unterwegs war.
Auch heute hatte er uns eine SMS geschickt, dass er kurzfristig in New York bleiben musste.
Wir wussten, dass er viele Frauengeschichten hatte und insgeheim glaubte ich auch, dass er Drogen nahm. Nicht starke, aber er hatte manchmal gerötete Augen und geweitete Pupillen.
Der Tod meiner Mutter hatte ihn hart getroffen und er hatte sich in die Arbeit gestürzt. Das Haus, in das wir jetzt gezogen waren, entsprach dem Traum meiner Mutter und ich hatte mich als schon gefragt, warum er sich das antat. Dass er es dann nicht mal eine Woche schaffte in ihrem Traumhaus zu wohnen, überraschte mich nicht. Aber es war seine Entscheidung und ich hatte kein wirkliches Problem damit.
Nach einer anstrengenden Dusche, ich hatte meinen Verband nicht nass machen wollen, weshalb ich meinen Arm ständig ausstreckte, ließ ich mich erschöpft ins Bett fallen und hoffte inständig diese Nacht schlafen zu können.
-
-
-
Besser spät als nie 😝
Gute Nacht😴🌚

---Besser spät als nie 😝Gute Nacht😴🌚

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Der 𝕽𝖚𝖋 des WolfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt