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Remember
your word
can plant gardens
or burn
whole forests down
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„Ich sehe es in ihrem Gesicht, das Mitleid und das schlechte Gewissen. Aber das brauchen sie nicht. Monique ist eine starke Frau und mich wundert es eher, dass sie von dem Krebs nichts wussten. Sie ist seit dem damit an die Öffentlichkeit gegangen und spendet für die Krebsforschung."
Das machte es zwar nicht viel besser, von ihm davon erfahren zu haben, anstatt von Remus. Doch es erlaubte meinen Lungen wieder ihre Arbeit aufzunehmen.
„Ansonsten gab es bis vor wenigen Jahren nicht viel mehr über die Shelbys zu berichten und sie lagen nie in meinem Fokus. Ich hatte zwar noch nie verstanden, weshalb manche sie verehrten wie Götter, aber es hatte mich auch nie interessiert, bis ich von diesem Fund erfuhr."
Die Anspannung stieg wieder und ich saugte jedes noch so kleine Detail in mich auf.
„Es handelte sich um einige Knochen, die bei Waldarbeiten in der Nähe der Häuser gefunden wurden. Ein Kontaktmann von mir arbeitete bei der Firma, die dort beschäftigt war und er berichtete von dutzenden Knochenfragmenten, die wie in einem Grab angeordnet waren. Relativ schnell stellten die Mediziner dann fest, dass es sich um tierische und menschliche Knochen handelte und dass es bei einigen Knochen schwer war zu unterscheiden, was sie waren. Dieser Fund hatte von Anfang an meine Aufmerksamkeit erweckt und ich war bei jeder wichtigen Erklärung oder Ausgrabung dabei. Von einem auf den anderen Tag jedoch, wurde uns verboten das Grab aufzusuchen. Man drohte uns Journalisten mit Anzeigen, weshalb sich die meisten zurückzogen. Ich konnte es jedoch nicht lassen und holte mir Informationen über weitere Kontaktmänner. Ich erfuhr, dass es sich um die Knochen von Wölfen handeln solle und auch, dass die Shelbys viel Geld an die Firma und die Stadt gespendet hatte, um fremde Augen davon fern zu halten."
Er hatte sich ziemlich in Rage geredet und schlug nun zusätzlich das Lederbuch auf. Mir sprangen Berichte und Bilder ins Auge, eins davon war auch bei seinem Artikel dabei. Sie zeigten Knochen, den Wald und zum Teil auch die Shelbys. Man sah ihnen nicht an, dass es drei Jahre her war, sie hatten sich nicht im geringsten verändert.
„Sehen sie das hier? Darüber wurde nie ein Wort verloren und mir ist es auch erst bei der späteren Betrachtung meiner Bilder aufgefallen."
Er deutete auf etwas tatsächlich ziemlich unscheinbares, wenn man nicht gerade wusste, wo nach man suchte. Es waren zwei leuchtende Punkte, eine Mischung aus Gelb und Braun.  Sie wurden von den unterschiedlichen Helligkeiten auf der Fotografie beinahe verschluckt und dennoch schienen sie mir jetzt, wo ich wusste, dass sie da waren, so groß und einprägsam. Ich hatte diese Augen schon mal gesehen.
„Hier, ich habe das Foto vergrößern lassen und die Helligkeit erhöht. Sehen sie das?"
Er blätterte um und zeigte ein neues Foto.
Die Augen waren dieses Mal im Mittelpunkt und durch die Bearbeitung konnte man nun Schemen eines Körpers erkennen.
„Ein Wolf", flüsterte ich und war berauscht von der Anmut dieses Tieres.
„Als ich mit diesem Bild zu den Shelbys selbst ging, hetzten sie mir einen Anwalt auf den Hals und meine Karriere war hinüber. Angesichts meines Alters war es nicht allzu schlimm, doch es ist eine Frechheit, die Presse mundtot machen zu wollen!"
Er klappte das Buch wieder zu und verstaute es im Schrank.
„Nun Miss Nicholson, was haben sie gesehen?"
Ich dachte an den Wolf, den ich am Tag der back to school Party im Wald gesehen hatte und an die Schar Wölfe im Garten der Shelbys.
„Ich habe mal einen Wolf, ganz in der Nähe des Hauses der Shelbys gesehen. Er hatte die selben Augen."
„Da ist noch etwas, sagen sie es mir!", beharrte er.
„Da war tatsächlich noch eine merkwürdige Sache. Wir waren auf einer Feier in der Stadt, die Shelbys waren auch dabei und plötzlich tauchte dieser riesige Hund auf. Er hatte geheult und geknurrt und..."
„Sie glauben es war ein Wolf", beendete er meinen Satz und ich nickte stumm.
„Die Söhne meinten es wäre ein Hund mit Tollwut, aber mir kam das alles viel zu wage vor. Ich glaube, dass sie wussten, dass es ein Wolf war. Aber was hat das alles zu bedeuten? Das Grab mit menschlichen und tierischen Knochen? Und dann diese Wolfssichtungen?"
Ich wollte ihm nicht von den Wölfen im Garten der Jungs erzählen, da er auf einmal etwas  bedrohlich auf mich wirkte. Was, wenn er ihnen etwas antun wollte?
„Ich habe für diese Fragen schon damals einen Experten zur Hand genommen und wenn es stimmt was sie sagen, dann sollte ich wieder mit ihm in Kontakt treten."
„Was für ein Experte?", fragte ich verwirrt.
„Jemand, der sich sehr gut mit Wölfen auskennt. Ich gebe ihnen seine Nummer mit, falls sie dem Wolf wieder begegnen sollten. Sie brauchen keine Angst haben, er kümmert sich dann darum."
Er erhob sich noch einmal und kramte in einer Schublade herum. Ich stand ebenfalls auf, da ich nun lieber gehen wollte. Der Typ wurde mir immer unheimlicher.
„Hier." Er reichte mir eine Visitenkarte.
Sie war schwarz und mit silbernen Lettern stand James Darcan und eine Handynummer auf der einen Seite, während ein Symbol, ebenfalls in Silber, auf der anderen Seite war. Als ich das Symbol erkannte, stockte mir der Atem. Das konnte nicht sein...
Beinahe panisch stopfte ich die Karte in meine Jackentasche, verabschiedete mich von Mister Adisson und verschwand so schnell wie möglich aus diesem Haus. Meine Lungen verkrampften sich und ich taumelte zur nächsten Laterne, an der ich mich festkrallte.
Nicht jetzt, nicht jetzt!, dachte ich panisch und versuchte mich zu konzentrieren und Luft zu holen. Jetzt durfte ich keine Panikattacke bekommen!
Ich dachte an Archie und Dad und den Ausflug nächste Woche. Ich dachte daran, dass ich noch ein Geschenk für Archie brauchte und dass jetzt endlich Wochenende war.
Aber all das brachte nichts.
Meine Gedanken wanderten ständig zurück zu den leuchtenden Augen und dem Wolf und von dort weiter zu dem Symbol auf der Visitenkarte.
Nein!
Ich schloss die Augen und versuchte an etwas schönes zu denken. Grüne Augen erschienen in meinen Gedanken. Sie gehörten zu einem berauschend schönen Gesicht, das nicht mal die kleine Narbe an der Augenbraue entstellen konnte. Schwarze kurze Haare, mit widerspenstigen Strähnen, die manchmal ins Gesicht fielen, vollendeten das Ganze und die weichen Lippen auf meinen, beruhigten mein pochendes Herz.
Was hatte ich hier nur getan. Es war unfair Remus gegenüber.
Ich rappelte mich wieder auf, atmete ein paar mal tief durch und versuchte mich dann zu orientieren. Wie auf dem Hinweg auch nutzte ich die Kartenfunktion meines Handys und ließ mich zur Werkstatt meines Bruders leiten. Sie war zum Glück gar nicht weit weg.

Thomas Cooper, der Chef der Werkstatt und des Autohauses, war der Erste dem ich begegnete.
„Ich wollte meinen Bruder nicht anrufen, nur weiß ich gar nicht wie lange er heute arbeitet", erklärte ich und erfuhr dann von ihm, dass er bis 18 Uhr blieb.
Es war erst viertel nach drei, also wäre ich zu Fuß definitiv schneller.
„Einer meiner Jungs fährt noch ein Kundenauto weg, soll er dich mitnehmen?"
„Oh ähm, nein es ist alles gut. Wirklich", meinte ich peinlich berührt und spürte wie meine Wangen rot wurden.
„Ach was, komm mit. Das macht er doch gerne. Dann kannst du deinen Bruder gleich noch begrüßen."
Verlegen folgte ich Mister Cooper in die Werkstatt, wo mir einige Männer mit Blaumann begegneten. Sie grüßten freundlich und sagten, dass Archie gerade im Gemeinschaftsraum war.
„Bruderherz!", rief ich glücklich und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Umarmen wollte ich ihn nicht, denn das Öl glänzte auf seinem Anzug.
„Was machst du denn hier Pumuckl", fragte er und lächelte breit.
„Ich wollte mal nach dir sehen. Außerdem meint dein Chef, dass einer der Jungs mich mitnehmen könnte."
„Ah ja, Silas bringt noch einen Kundenwagen weg. Ich glaube sogar bei uns in der Straße, aber ich weiß es nicht mehr genau."
Wir verabschiedeten uns und ich sagte ihm noch, dass ich heute Abend bei Jace wäre, er also nicht auf mich warten müsse.
„Hey, ich bin Silas", stellte sich der junge Mann Mitte Zwanzig vor. Er hatte seinen Anzug ausgezogen, damit er die Sitze nicht dreckig machte und hielt mir sogar die Beifahrertür auf.
„Also Valeria, du bist also Archies Schwester?"
„Ja", meinte ich und lächelte leicht.
„Mein Beileid."
Wir lachten beide und unterhielten uns über belanglose Dinge. Er schien tatsächlich sehr nett und sah auch gar nicht so übel aus. Allerdings tanzten dauernd grüne Augen in meinen Gedanken, sodass ich mich kaum konzentrieren konnte.
„Ah das war es eben", meinte ich, da wir vor lauter Reden mein Haus verpasst hatten.
„Oh verdammt, ich hatte als die Hausnummer der Kunden im Kopf", meinte er und kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich fahr schnell zurück."
„Nein alles gut, wo musst du denn hin?", fragte ich und lächelte beruhigend.
„Gleich hier vorne", sagte er und deutete auf das Haus der Shelbys.
„Die fünf Meter kann ich laufen, immerhin hast du mir einen sehr langen Weg erspart."
„Immer wieder gern", erwiderte er lächelnd und parkte das Auto.
„Ich klingel nur eben und sag Bescheid."
„Wie kommst du denn wieder zur Werkstatt?", fragte ich verwirrt.
„Das da ist meiner", erklärte er und deutete auf einen roten Truck.
„Der sieht ziemlich cool aus."
„Danke dir."
„Nun gut, also ich geh dann mal. Danke nochmal", sagte ich, da es etwas komisch wurde.
Er nahm mich in den Arm, was ich möglichst gelassen ertrug und lächelte dann wieder.
„Man sieht sich bestimmt Valeria."
Ich lächelte gezwungen und machte mich dann schnell zu unserem Haus. Ich hasste Körperkontakt mit Fremden.
Gerade als ich die Haustür aufschloss überkam mich ein merkwürdiges Gefühl. Ähnlich dem, wenn ich schlief oder in meinem Zimmer war. Als würde man mich beobachten. Ich sah die Straße rauf und runter, doch konnte niemanden ausmachen.
Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken und vor Schreck zuckte ich zusammen.
Es war eine Nachricht von Jace, der meinte, dass ich auch jetzt schon kommen könnte, wenn ich wollte.
Wieso nicht, Hausaufgaben konnte ich auch morgen oder Sonntag noch machen.
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Eine neue Person ist erschienen #Silas

Extreme Entdeckung mit dem Grab, oder was meint ihr?🧐

Und wieso hat dieses Symbol auf der Visitenkarte Valeria so aus der Fassung gebracht?🤭
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Und wieso hat dieses Symbol auf der Visitenkarte Valeria so aus der Fassung gebracht?🤭-

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Der 𝕽𝖚𝖋 des WolfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt