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I don't want anyone else to have your heart,
kiss your lips, or be in your arms
because that's only my place
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Meine Laune konnte selbst der atemberaubende Wasserfall nicht mehr retten. Das Gespräch mit Remus hatte mich vollkommen aus der Bahn geworfen und noch immer kribbelten meine Lippen. Ich hatte die richtige Entscheidung getroffen, hoffte ich zumindest.
Aber es hatte tatsächlich keinen Sinn. Ich war noch nicht bereit einem Mann wieder dermaßen zu vertrauen und er selbst war scheinbar auch nicht bereit für eine Beziehung ohne Geheimnisse. Zumindest hatte er nicht den Anschein erweckt, als wollte er erklären was das alles bedeutete.
Mir war klar, dass er keinen Hund hatte, zumindest schienen die Tiere auf mich eher wie Wölfe. Noch dazu das merkwürdige Verhalten seiner Freunde und seiner Eltern und das Getuschel um die Shelbys in der Stadt. Ich hatte mich viel zu schnell in die ganze Sache gestürzt und anfangs tatsächlich geglaubt, dass aus uns mal mehr werden könnte.
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Als wir wieder an der Schule ankamen trug uns unserer Lehrerin noch auf, die Ergebnisse der Gruppenarbeit zu verschriftlichen und ihr morgen abzugeben. Danach entließ sie uns. Immerhin war es schon später Nachmittag und die Schule wäre schon längst um gewesen.
Ich schulterte meinen Rucksack und machte mich an der Straße entlang aus der Stadt hinaus und den Berg hoch.
„Valeria, bitte steig ein", erklang Remus Stimme, der im Auto neben mir her fuhr.
Als sich jedoch der Weg von der Straße ablöste und durch das Feld führte, hörte ich, dass das Auto hielt und eine Tür zugeschlagen wurde. Kurz darauf ergriff er mich am Arm und wirbelte mich herum.
Außer Atem standen wir dicht voreinander, regungslos und die Nähe des anderen genießend. Es war doch absurd, die gesamte Situation.
„Rotkäppchen", flüsterte Remus und fuhr mir durch meine offenen Haare.
Ich schloss die Augen und spürte, wie er seine Stirn gegen meine lehnte. Wieder kribbelte die Haut an der Stelle und eine leichte Gänsehaut zog über meinen Körper.
„Remus", begann ich, doch seine Lippen verschluckten weitere Worte.
Es war ein vorsichtiger Kuss, als würde er testen, wie weit er gehen konnte. Unsere Lippen bewegten sich im Einklang und Halt suchend griff ich in sein Shirt, während er fest in mein Haar griff und den zweiten Arm um meine Hüften legte. Mit einem Ruck zog er mich gänzlich an sich und stieß gleichzeitig mit seiner Zunge gegen meine Lippen. Der feste Griff in meinem Haar ließ mich wimmern und mit Druck schaffte er es meinen Mund zu erobern und meine Zunge in einen wilden Kampf zu verwickeln.
Erschrocken stöhnte ich leicht, was ihm zu gefallen schien, denn seine Hand an meiner Hüfte zog Kreise zu meinem Hintern und griff fest hinein. Noch dazu konnte ich wortwörtlich spüren, dass es ihn erregte, da wir so dicht aneinander standen.
Diese Tatsache riss mich aus der Blase, in der sich mein Verstand befand und mit der geringen Kraft, die ich aufwenden konnte, stieß ich ihn leicht von mir. Ich wusste, dass er sich keinen Millimeter gerührt hätte, hätte er es nicht gewollt. Doch ich war froh, dass er mir etwas Raum ließ. Ich nutzt die Gelegenheit jedoch, um mich umzudrehen und wegzurennen. Zumindest versuchte ich es, doch irgendwie schaffte es Remus innerhalb von einer Sekunden vor mir zu stehen.
„Lauf nicht schon wieder weg, bitte", flehte er und sein Blick suchte den meinen.
„Ich habe zu dir gesagt, dass du das nie wieder tun sollst!", blaffte ich ihn an und versuchte die Erinnerung an gerade eben abzuschütteln. Es war jedoch, als würde ich seine Hände noch immer auf meinem Körper spüren.
„Ich kann nicht, ich fühle mich zu dir hingezogen und kann und will dem nicht widerstehen!"
Mein Herz zog sich etwas schmerzhaft zusammen, doch ich wusste nicht was ich anderes machen sollte, als ihn von mir zu stoßen. Irgendwer würde am Ende verletzt werden und ich hasste es, diese Person zu sein.
„Es hat keinen Sinn, Remus. Wir leben zu verschiedene Leben", sagte ich daher nüchtern.
„Das weißt du doch gar nicht. Gib dem ganzen doch eine Chance, lass uns uns kennenlernen! Ich weiß kaum etwas über dich, nur dass ich mich in dich verlieben könnte, wenn du es zulassen würdest!"
Wow, so viel Ehrlichkeit war ich von Jungs nicht gewöhnt. Aber Remus war auch kein einfacher, Testosteron gesteuerter Junge mehr, er war ein junger Mann und wusste sehr wohl was er tat und sagte. Und daher hatte er auch aus freien Stücken Madison geküsst.
„Was ist mit Madison? Wenn wir uns kennenlernen, dann kann ich das nicht, wenn du nebenher noch andere Mädchen hast."
Ich glaubte selbst nicht, dass ich das sagte. Auch Remus schien erst überrascht, grinste dann jedoch siegessicher.
„Alles was du verlangst", sagte er und trat wieder dicht vor mich.
Unsere Blicke verfingen sich und das Grün seiner Augen schien flüssig und zu pulsieren.
„Ich verlange nicht sofortiges Vertrauen oder Offenheit. Aber ich will dich kennenlernen und alles über dich erfahren!"
Kurz erinnerte ich mich an die Dinge, die ich niemals jemanden erzählen wollte, es jedoch irgendwann musste, sollte es zwischen uns ernster werden. Dafür musste ich jedoch erst etwas über ihn und seine Familie wissen.
„Darf ich dich jetzt bitte nach Hause fahren?", erklang seine Stimme wieder und sein Lächeln ließ mein Herz schneller schlagen.
„Aber nur, wenn wir alle morgen zusammen zur Schule laufen!"
Ergeben seufzte er, nickte dann jedoch.

„Bis morgenfrüh!", rief er noch, als ich die Tür zugemacht hatte und das Auto los rollte.
Lächelnd betrat ich unser Haus und zog die Schuhe im Vorraum aus. Auf mein 'Hallo' antwortete keiner, weshalb ich auch niemanden hier vermutete. Ein Blick aufs Handy bestätigte eine Nachricht von Archie, dass er noch beim Sport war, aber bald zurück sei. Dad hatte lediglich geschrieben, dass er auf dem Geschäftsessen war, wo von er mir erzählt hatte. Er schien einen ziemlich fetten Fisch an der Angel zu haben und war drauf und dran ihm ein richtig teures Haus zu verkaufen. Da musste er natürlich schwere Geschütze auffahren.
Ich machte mir daher schnell etwas zu Essen warm und nahm es dann mit hoch in mein Zimmer, da ich beim Essen Serie gucken wollte.
Als ich den Laptop jedoch öffnete sprang mir ein Artikel ins Auge, den ich scheinbar nicht gelöscht hatte. Er war von einem Jim Adisson und handelte von dem Massengrabfund vor ein paar Jahren nahe des Waldrandes. Mir fiel wieder ein, dass ich den Autor kontaktieren wollte, da ich mehr dazu wissen wollte. Das würde vermutlich nicht ganz zum Geschichtsunterricht passen, aber die Shelbys waren eine Gründerfamilie und daher schadete es nicht zu wissen, was sie so trieben.
Augenblicklich dachte ich an Remus und seine weichen Lippen auf meinen. Sollte ich das Thema ruhen lassen und mich auf diese Entwicklung zwischen uns konzentrieren? Eigentlich war ich ihm nichts schuldig und keiner konnte es mir verbieten, mehr darüber zu erfahren. Wenn Remus damit ein Problem haben sollte, könnte er es mir ruhig sagen. Ansonsten brauchte er es ja nicht erfahren, davon mal abgesehen, dass wir ja noch nicht mal zusammen waren, ich mich also nicht rechtfertigen müsste.
Ich schlug mit einem kleinen Anteil schlechten Gewissens im online Telefonbuch nach und fand lediglich eine Telefonnummer zu einem Jim Adisson. Hoffentlich war das der richtige.
Ein Blick auf die Uhr zeigte kurz nach 18 Uhr, es war also noch nicht zu spät anzurufen.
Kurzerhand griff ich nach meinem Handy und gab die Zahlenkombination ein. Es tutete ein paar mal und gerade als ich auflegen wollte, erklang eine raue Stimme am Hörer, die nicht gerade erfreut klang.
„Adisson!", knurrte der Mann missmutig und ich hätte beinahe aufgelacht, da ich so froh war, dass jemand dran ging.
„Guten Abend Mister Adisson. Mein Name ist Valeria Nicholson", begann ich und wartete kurz.
„Und?"
„Ähm...im Zuge eines Geschichtsprojekts bin ich über einen ihrer Artikel gestoßen. Da ich erst neu hergezogen bin wollte ich fragen, ob sie mir mehr zu den Umständen des Massengrabfundes sagen können?!"
Eine eisige Stille breitete sich aus und ich bekam Gänsehaut.
„Nein!", mit diesem Wort legte er auf und verdutzt starrte ich auf den flachen Bildschirm.
„Nicht so und nicht mit mir!", knurrte ich und wählte erneut.
Der würde schon sein blaues Wunder erleben.
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Was haltet ihr von Valerias Idee mehr erfahren zu wollen, bzw. von der Art und Weise wie sie es angeht?

Wenn ich das Lied höre, dann denke ich sofort an Vemus💭 #tohottohandle
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Wenn ich das Lied höre, dann denke ich sofort an Vemus💭 #tohottohandle -

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Der 𝕽𝖚𝖋 des WolfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt