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Kid, get off the ground. Spit your blood, and bare your teeth; go down a savage, go down fighting.
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Die letzten zwei Tage waren die vermutlich anstrengendsten meines Lebens. Ich musste zwar nicht schauspielern, um ein verzweifeltes Gesicht aufzulegen, denn das schaffte ich auch so, doch mich von den Shelbys fernzuhalten und selbst auf Nachrichten zu verzichten war hart. Jace und auch die anderen Jungs waren mir ans Herz gewachsen und dieser gespielte Streit riss mir den Boden unter den Füßen weg.
„Du bist die letzten Tage so abwesend. Was ist nur los? Ist es wegen Darcan oder Remus? Habt ihr immer noch nichts von ihm gehört? Ihr solltet ihn als vermisst melden!"
„Psht!", zischte ich und sah mich um.
„Was denn, ich habe die Aura dieses Mannes gespürt und sie ist furchtbar, dabei hat er mir nicht mal weh getan. Nicht auszumalen, was er Remus antut", zischte Madison zurück.
Schlagartig wirkte sie jedoch betroffen und senkte den Blick.
„Es tut mir leid, ich bin keine große Hilfe."
„Schon okay. Ich bin nur froh, dass es dir gut geht. Ich habe mich mit Jace zerstritten, keine Ahnung, ob sie was von Remus gehört haben", log ich.
Auch wenn ich Madison mochte, hatte ich das Gefühl, dass sie unfreiwillig einen Dienst für Darcan erfüllte. Ich konnte nicht sagen was es war, aber ich hütete mich davor, etwas Falsches zu sagen.
„Du hattest doch von diesem Deal erzählt", begann ich und knetete unruhig meine Finger.
„Du ziehst das doch nicht in Betracht oder?", fragte sie panisch und sah sich erneut um, als würde sich irgendwer für unser Gespräch interessieren.
Madisons kurze Entführung hatte alle in Panik versetzt und Remus, Jace und Ric waren nicht die Einzigen, die von ihren Eltern sozusagen „krank" geschrieben wurde. Die Leute in Eastwood wussten mit einer solchen Kriminalität nicht umzugehen und brachen gleich in vollkommene Panik aus.
„Versprich mir, dass du heute zuhause bleibst, egal was ich dir jetzt erzähle. Ich will nicht, dass er dich noch mal bekommt", mahnte ich sie.
Sie würde eh nicht kommen, ihre Angst war berechtigterweise sehr stark. Aber sollte Darcan über sie davon erfahren, musste ich es so realistisch rüber bringen wie möglich.
„Du willst es heute machen?"
Ich nickte und zeigte mit den Finger zu Boden.
„Hier. Also nicht in der Mensa, aber auf dem Sportplatz. Ich werde Terrie und Jace unter dem Vorwand der Versöhnung her locken und hoffen, dass Darcan mich findet und Remus unversehrt zu mir bringt. Es war ein Fehler auf seinen ersten Deal einzugehen, aber er hat sein Wort gehalten und dich gehen lassen, wieso sollte er es also nicht noch mal tun?"
Sie war blass wie die Wand und der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Diese paar Stunden mussten ihr wirklich zugesetzt habe und ich wollte mir nicht ausmalen wie es war, gefesselt und mit verbundenen Augen von einem Verrückten festgehalten zu werden.
„Ich habe Angst um dich Val", flüsterte sie und ballte ihre Hände zu Fäusten.
„Verhalte dich unauffällig Madison und alles wird gut", versprach ich ihr und lächelte leicht.
Nicht mal ein dummer hätte mir das Lächeln abgekauft.
Nach der Schule ging ich in den Kindergarten, wo wir ein striktes Ausgehverbot bekamen und deshalb mit den Kindern drinnen spielen mussten. Nicht mal Linus war da, was den Tag noch trostloser machte. Elisabeth Taylor bestand heute auch darauf, dass wir zusammen warteten, bis das letzte Kind von seinem Elternteil abgeholt wurde und entließ uns dann in den frühen Abend.
„Seid vorsichtig meine Lieben. In diesen Straßen treibt ein Ungeheuer sein Unwesen", warnte sie uns noch.
Okay, diese Stadt hatte echt einen an der Waffel. Natürlich war Darcan gefährlich, aber ihre Logik war fragwürdig. Sie ließen ihre Kinder auf einer Hauptstraße spielen, bis spät abends, gingen allein zum Einkaufen und nach Hause und auch sonst fürchteten sie sich nicht mal davor, dass Fremde her kommen könnten, um ihnen zu schaden. Nicht mal das Massengrab hatte sie wirklich interessiert. Aber kaum wird ein Mädchen für einen Nachmittag vermisst, sind sie wie aus dem Häuschen. Ich wollte die Sache nicht schön reden, doch man könnte sich fragen, ob das nicht absehbar war. Sie waren so vertrauensselig, dass sie es einem Kriminellen viel zu leicht machten.
Meine Gedanken kreisten noch immer darum, als ich das Moon betrat, das für einen Freitagabend sehr leer war. Nur drei Tische waren belegt, so weit ich das sehen konnte und Terrie schien mehr als frustriert.
„Hey Kleines", begrüßte er mich und schloss mich in seine Arme.
„Na du", erwiderte ich seine Umarmung.
„Hey Nikki. Ist ja nichts los hier", begrüßte ich danach seine Mum, die gerade Gläser polierte.
„Ich sag's dir, die spinnen die Leute", murmelte sie und verabschiedete sich ins Büro.
„Du Terrie, ich habe es mir überlegt. Die ganze Sache macht mich so fertig. Ich will Jace wiedersehen und ich will nicht, dass die Stadt länger so leidet. Ich habe mich nachher mit ihm verabredet, um mich zu versöhnen und wollte fragen, ob du mitkommst. Als kleine Unterstützung vielleicht", erklärte ich, was er schon längst wusste und legte ein zerknirschtes Gesicht auf.
„Bist du dir sicher? Nach allem was sie gesagt haben? Du hast keine Schuld an der Sache mit Remus", spielte er seine Rolle perfekt und legte beruhigend seine Arme um mich.
„Es muss sein, ich kann so nicht weiter machen."
„Na gut, dann begleite ich dich", sagte er und ging seiner Mutter Bescheid sagen.
„Sie denkt, dass um einundzwanzig Uhr eh keiner mehr hier ist und wir dann zu machen", erklärte er danach und gab mir etwas zu trinken.
„Ich will einfach, dass das alles ein Ende nimmt. Ich halte es nicht mehr aus. Dieser Druck und die Angst um Remus. Verdammt ich bin verliebt in einen Werwolf", sagte ich und musste lachen, da es so lächerlich klang.
„Kein besonders guter Start für eine Beziehung, wenn ich mal ehrlich sein darf."
Ich nickte zustimmend und warf flüchtig einen Blick auf die Uhr. Die Zeit zog sich wie Kaugummi und es dauerte gefühlt hundert Jahre, bis die Uhr halb neun zeigte. In der Zeit hatte ich beinahe zwei Panikattacken und war kurz davor alles hinzuschmeißen. Aber was brachte es mir, mich in ein Auto zu setzten und weit weg zu fahren. Der Junge für den mein Herz schlug würde dann vermutlich tot sein.
„Okay, lass uns gehen. Meine Mum ist schon hoch und ich muss nur noch hinter uns abschließen."
Ich folgte Terrie durch den Hinterausgang und zog sofort die Abendluft in mich ein. Es war zwar noch hell, aber schon etwas dämmrig und die Schatten wurden immer länger.
Wir gingen zu Fuß zur Schule zurück und Terrie ging wie abgesprochen auf das Gebäude zu.
„Äh nein, Jace meinte er kommt zum Sportplatz. Vermutlich ist er als Wolf hier her unterwegs und nicht mit dem Auto", ratterte ich die gespielte Lüge hinunter und grinste schief.
Es war komisch ein doppeltes Spiel zu spielen und ich hoffte es war glaubhaft. Wir liefen schweigend um das Gebäude und auf den Sportplatz zu, der noch vom Licht der untergehenden Sonne erhellt wurde. Heute war kein Training und auch sonst gab es keinen Grund für irgendwen hier zu sein.
„Noch können wir gehen Ria. Was er gesagt hat war nicht gerade nett", bemerkte Terrie und sah sich um, als wir in mitten des Feldes standen.
Die Uhr zeigte kurz vor neun und ich hoffte, dass es schnell dunkel werden würde. Sonst würde das Licht der Scheinwerfer niemanden blenden.
„Wo bleibt er denn?", knurrte Terrie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hab ein schlechtes Gefühl. Lass uns gehen Valeria", sagte er plötzlich und griff mein Handgelenk. Er spielte seine Rolle perfekt.
„Nein! Ich gehe nicht ohne Remus!"
„Ohne Remus? Was soll das bedeuten?", fragte Terrie verwirrt.
Ich nutzte seine Verwirrung um mich los zu reißen und ein paar Schritte zurück zu gehen.
„Das würde ich auch gerne wissen", erklang nun Jace Stimme.
Er hatte hinter mir gestanden, weshalb ich ihn nicht bemerkt hatte.
„Was verheimlichst du Valeria? Geheimnisse hast du ja sehr gerne!"
Seine Worte taten weh und nicht mal in seinen Augen konnte ich sehen, dass es ihm leid tat. Er spielte seine Rolle ebenfalls perfekt, oder er sah es tatsächlich so....
Nein! Ich durfte jetzt nicht zweifeln. Wir spielten alle eine Rolle und ich musste meine noch beenden.
„Valeria! Antworte mir gefälligst!"
Erschrocken sah ich wieder zu Jace und wich noch einen Schritt zurück. Plötzlich schoss etwas dicht neben meinem Kopf vorbei und landete in Jace Schulter. Er schrie auf und ging auf die Knie. Der Pfeil steckte tief in seinem Fleisch und dem Brüllen nach tat es extrem weh. Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter und augenblicklich wurde mir kalt. Dieser Mann hatte ein gruselige Ausstrahlung.
„Meine Herren, es ist schön sie persönlich kennen zu lernen. Mein Name ist James Darcan und ich werde sie jetzt töten."
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Hehe sorry ein Tag zu spät und auch noch mit einem fiesen Ende😜

Bleibt gespannt...:)
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Der 𝕽𝖚𝖋 des WolfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt