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[Wer will findet Wege, wer nicht will, der findet Gründe]

Kapitel 15

Mir wurde die Autotür geöffnet und bedankend stieg ich aus dem Van aus. Draußen umhüllte mich sofort die kalte Nachtluft und das kurze Kleid wärmte mich sonderlich nicht auf. Sofort richtete ich das rote Kleid und stieg mit den schwarzen Stöckelschuhen auf den Bürgersteig. Die laute Musik der Disko war nicht zu überhören und die Menschenmenge die sich draußen aufhielten waren ebenfalls sehr laut.

Eigentlich würde ich jetzt viel lieber im Bett liegen und mich für die nächste Sitzung vorbeireiten aber heute hat Miguel Geburtstag. Er ist nämlich 24 Jahre alt geworden und feiert in dieser Disko. Als er mich eingeladen hat, konnte ich natürlich nicht abschlagen. Den Geburtstagsfeier von meinem Bruder, den ich vor kurzem gelernt habe, zu verpassen? Niemals!

Zwei starke Männer in Anzügen, die mich hierher gebracht haben, führten mich zu der Disko. Auf dem Weg spürte ich die neugierigen Blicke der Menschen um mich herum. Während eine lange Schlange vor der Disko stand, sind wir einfach an denen vorbei gegangen und der Türsteher hat uns, ohne etwas zu sagen, die Tür aufgemacht. Nacheinander gingen wir in das Innere und als ich die Disko trat, kam mir sofort der Geruch von Alkohol und Schweiß entgegen.

„Folgen Sie mir.", sagte der Eine und zwängte mich durch die große Menschenmenge. Die beiden achteten immer darauf, dass mich ja auch keiner anrempelt. Nicht lange, da blieben wir vor paar Stufen stehen. Diese führten zu einem abgegrenzten Bereich mit Tischen und Stühlen. Dort waren schon paar Menschen versammelt und es sah so aus, als ob nur bestimmte Leute dahin gehen konnten.

„Lucia!", durchdrängte plötzlich die Stimme von Miguel und er kam die paar Stufen zu mir runter. Als ich ihn sah, musste ich sofort lächeln. Er kam auf mich zu und nahm mich in eine feste Umarmung.

„Alles Gute zum Geburtstag.", sagte ich und umarmte ihn zurück. Nachdem er mich schon fast erdrückt hatte, ließ er mich wieder los.

„Danke.", sagte er grinsend und kniff mir in die Wangen. Ich schlug seinen Arm lachend weg und lachte leicht auf.

„Komm mit.", sagte er und nahm meine Hand. Er führte mich dann die Stufen hoch und blieb in der Mitte dieses Bereiches stehen. Man muss wissen, dass dieser Bereich nicht von Wänden abgegrenzt ist. Es ist nur, durch die Stufen, etwas höhergestellt als von der Tanzfläche.

„Leute, das ist meine kleine Schwester. Lucia.", stellte mich Miguel seinen Freund vor und plötzlich galt die Aufmerksamkeit bei mir. Viele sahen mich verwundert und etwas verwirrt an. Da ich ziemlich unsicher war, was ich machen sollte, winkte ich schüchtern.

„Baby!", schrie plötzlich eine schrille Stimme und zum Vorschein kam ein ziemlich hübsches rothaariges Mädchen. Diese fiel sofort um Miguels Hals und drückte ihn fest. Während sie ziemlich aufgeregt war, war Miguel nicht so begeistert von ihr.

„Alles Gute.", sagte sie und küsste ihn dann schließlich auf den Mund. Meine Augen weiteten sich und ich sah die beiden geschockt an.

Hat sie ihn gerade echt geküsst?!

„Und wer ist das?", fragte sie dann zickig und sah mich mit hoch gezogenen Augenbrauen an. Miguel sah mich entschuldigend an und zuckte leicht mit den Schultern. Ich sah ihn aber etwas sauer an, da er mir nichts von ihr erzählt hatte. Jetzt kann ich meine Hochzeitspläne für Miguel und Isabella vergessen.

„Meine Schwester.", sagte Miguel und ließ dabei ihre Hüfte los. Sie aber nahm wieder seinen Arm und platzierte ihn wieder auf dieselbe Stelle.

„Wieso wusste ich nichts davon?!", sagte sie sauer und runzelte mit ihrer Stirn.

„Das wollte ich auch fragen.", fragte ich und stellte meine Hände an meiner Hüfte ab.

„Ich komm gleich.", sagte Miguel, ließ sie wieder los und kam auf mich zu. Er nahm meine Hand und führte mich wieder die Stufen runter.

„Wieso hast du mir nicht gesagt dass du eine Freundin hast?!", sagte ich beleidigt. Sowas verheimlicht man nicht einfach von einem.

„Sie ist nicht meine Freundin. Sie ist meine Verlobte.", sagte er und kniff seine Augen zusammen. Meine Kinnlage fiel nach unten und sah ihn geschockt an.

„Was?! Wieso sagst du mir sowas nicht?", schrie ich laut.

„Ich wollte es dir sagen, aber... Du würdest es wahrscheinlich nicht verstehen.", sagte er und sah mich entschuldigend an.

„Wieso sollte ich sowas nicht verstehen?", fragte ich verwirrt.

„Naja... Eigentlich werde ich sie nicht heiraten weil ich sie liebe, sondern weil ihr Vater und unser Vater Geschäftspartner sind. Ihr Vater hat mich gefragt ob ich mit der Verlobung einverstanden bin und ich willigte ein.", sagte er und ich sah ihn entsetzt an.

„Mich gibt ihr weg, damit ich nicht eine verabredete Heirat habe, aber du willigst ein?!", sagte ich entsetzt und wedelte mit meiner Hand umher.

„Ich war dumm und wusste nicht was ich mache. Damals interessierte mich die Liebe nicht und ich dachte die ganze Zeit nur an das Geld und heiße Frauen. Und mit ihr hatte ich beides.", sagte er und zuckte mit den Schultern.

Enttäuscht schüttelte ich mit den Kopf und strich mir die gelockte Strähne aus dem Gesicht.

„Es ist doch nicht zu spät? Du könntest es doch einfach beenden.", sagte ich, doch er seufzte.

„Wir bereden es mal ein anderes Mal. Heute bitte nicht.", sagte er bittend und ich nickte einverstanden. Er küsste mir dann auf die Wangen und sah mich dankend an. Dann stieg er die Stufen hoch und ich blieb immer noch dort unten. Ich musste das erst mal realisieren.

Seufzend sah ich mich um und blieb bei einem Augenpaar stehen. Diese sahen mich stechend und ziemlich aufdringlich an. Als ich erkannte, wer diese Person war, stockte mir der Atem und ich schluckte schwer.

Marcel Garcia.

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