Kapitel 20

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Tess:

"Theresa, kannst du mir erklären, wer diese Frau ist? Und wieso sie einen Schlüssel für mein Haus hat?!", schimpft er los, ohne den Blick von Kay abzuwenden. Zögernd erkläre ich:"Das ist Kay, Dad. Sie... wir haben uns in den Ferien kennengelernt und sie hat ein paarmal hier übernachtet." Nun sieht er mich immer noch wütend an: "Das ist doch kein Grund, ihr gleich einen Schlüssel zu geben? Weißt du eigentlich, wie viel wertvolle Dinge hier im Haus sind?" - "Daaad! Kay ist keine Diebin. Sie ist meine Freundin.", rufe ich empört. Mit einem Mal wird er still. "Freundin im Sinne von fester Freundin?", fragt er. Ich habe ihm nie direkt gesagt, dass ich lesbisch bin, aber ich glaube er hat es immer geahnt. Ich gehe ein paar Schritte auf Kay zu und nehme ihre Hand. Fest sehe ich meinem Vater in die Augen und sage: "Ja. Meine feste Freundin." Seine Wut legt sich etwas. Wirklich überzeugt scheint er trotzdem noch nicht zu sein. "Wenn das so ist, tut mir mein Ausbruch leid. Ich komme gerade von einer langen Geschäftsreise und wollte eigentlich meine Tochter überraschen. Mit diesem... Besuch hatte ich nicht gerechnet. Hannes Koch mein Name.", sagt er und streckt Kay seine Hand entgegen. Sie nimmt sie und stellt sich vor: "Kay. Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen." Ich atme tief durch. Das ist ja gerade nochmal gut gegangen. "Wollen wir uns nicht setzen und zusammen zu Abend essen?", schlage ich vor. "Dann könnt ihr euch ein bisschen kennenlernen." - "Warum nicht.", sagt mein Vater und geht in die Küche, wir folgen ihm. In der Küche steht ein großer Strauß Rosen. Mein Vater sagt mit Blick auf die Blumen: "Die sind für dich, Schätzchen. Weil ich an Weihnachten nicht da war." Ich lächle und sage brav: "Danke, Papa." Es ist jedes Jahr das gleiche. Er kommt wieder bringt mir Blumen mit und meint, alles sei wieder gut.

Das Essen verläuft weitgehend harmonisch. Auch Louise gesellt sich zu uns und berichtet von ihrem Aufenthalt in Frankreich und ihrer Familie. Mein Vater erzählt von seiner Geschäftsreise - er war in Japan dieses Mal - und stellt Kay eine Reihe von Fragen, die sie sehr knapp aber höflich beantwortet.

"Woher kennen Sie denn meine Tochter?" - "Aus der Schule."

"Also Sie gehen auch an Tess' Schule?" - "Ja, ich arbeite dort als Aushilfslehrerin." Eine kleine Lüge, aber eine gute. Ich sehe sie ermutigend an.

"Soso. Wie alt sind Sie denn?" - "29." Mein Dad zieht scharf Luft ein.

"Sie wissen, dass meine Tochter erst 17 ist? Sie wirkt zwar älter, aber sie ist noch minderjährig." Schnell springe ich ein: "Daddy bitte. Ich liebe sie. In einer Woche werde ich doch sowieso 18. Dann ist es völlig legal." Mein Vater scheint sich damit noch nicht wirklich zufrieden zu geben.

"Ich denke nicht, dass es legal ist zwischen Lehrerin und Schülerin. Oder was meint die Direktorin dazu?", meint er und Kay antwortet schnell: "Bitte. Schalten Sie nicht die Direktorin ein. Wir wollen es geheim halten, bis Tess ihr Abitur hat. Ich bin sowieso nur Aushilfslehrerin, ich habe mit ihrer Klasse kaum etwas zu tun. Ich mache nur Vertretung." Verzweiflung schwingt in ihrer Stimme mit. Auch ich schalte mich jetzt ein: "Daddy, das ist wirklich wichtig. Kay braucht diesen Job. Tu uns das nicht an." Er sieht von mir zu Kay und wieder zurück. "Mir ist deine Zukunft wichtig, Tess. Du bist meine Tochter. Ich will, dass du einen guten Abschluss machst. Der darf nicht durch so eine Liebelei in Frage gestellt werden." Das saß. Mein Vater hat sich seine Meinung bereits gebildet.

Auf einmal schaltet sich auch Louise ein, die bisher still am Tisch gesessen hatte: "Bitte Mister Koch. Tess ist glücklicher als je zuvor. Kay ist eine gute Frau. Geben Sie den beiden eine Chance." Die Worte meiner Nanny scheinen meinen Vater milde zu stimmen. "Na gut. Ich sehe es nicht gerne, aber ich gebe euch beiden eine Chance. Aber sollte ich bemerken, dass deine Noten schlechter werden oder Sie meine Tochter in irgendeiner Weise beeinflussen sollten, dann ist Schluß!", erklärt er und sieht streng von mir zu Kay. Ein Stein fällt mir vom Herzen. "Danke, Daddy!", rufe ich und drücke ihn an mich.

Hold on to me (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt