Kapitel 19

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Tess: 

Seit zwei Tagen ist wieder Schule. Kay und ich halten unsere Beziehung wie besprochen geheim und irgendwie ist es ein sehr aufregendes Gefühl. Nicht einmal Mark habe ich von Kay erzählt. Die ganzen Ferien über habe ich ihn abgewimmelt, wenn er etwas mit mir unternehmen wollte. Ich habe einfach keine Lust mehr auf zu viel Alkohol und Partys in Marks Stil. Mark spürt natürlich, dass bei mir etwas los ist. Gesagt hat er dazu noch nichts, dafür habe ich heute in der Pause ein kleines Comic von ihm bekommen. Darauf bin ich mit einer unbekannten Frau zu sehen, der ich Herzen zublinzle. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er mich einfach so nimmt, wie ich bin und auf seine Art zeigt, dass er für mich da ist. Er würde mir einfach alles verzeihen und lässt mir immer Raum, wenn ich Abstand brauche. Mark ist ein toller Freund. 

Gerade sitze ich auf meinem Bett und mache mich hübsch für den Abend mit Kay. Wir sind heute bei mir verabredet. Ausgehen ist ja leider - zumindest bis zu meinem 18. Geburtstag - nicht möglich. Louise findet Kay hinreißend, aber ich glaube auch ein bisschen gruselig. Sie ist die einzige, der wir von uns erzählt haben. Sie freut sich, glaube ich, sehr mich so glücklich zu sehen.  Da mein Vater sich bisher immer noch nicht von seiner Geschäftsreise zurück gemeldet hat, können wir noch einige Tage ungestört bei mir verbringen. Kays Zimmer habe ich noch nicht zu Gesicht bekommen, aber sie beteuert immer wieder, wie hässlich und klein es sei. Sie fühlt sich eingesperrt und kommt gerne her zu mir. 

Unten höre ich die Tür aufgehen. Bestimmt ist es Louise, denke ich. Für Kay ist es noch etwas früh. Sie wollte noch kurz im Refugium vorbei und sich ihren neuen Schichtplan abholen. Da sie kein Auto und auch keinen Führerschein hat, fährt sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und das dauert seine Zeit. Ich hätte sie ja gerne abgeholt, aber uns sollte niemand zusammen sehen. 

Ich trage gerade Wimperntusche auf, als die Haustüre ein zweites Mal aufgeht. Mein Herz setzt für einen kleinen Moment aus. Kay ist da, denke ich und grinse. Endlich darf ich sie wieder anfassen und küssen. In der Schule ist es eine Qual. Ich sehe sie den ganzen Tag, darf aber keinen Körperkontakt zwischen uns herstellen. Freudig will ich gerade nach unten gehen, als ich unerwartet eine bekannte Stimme donnern höre: "Wer zur Hölle sind Sie?! Was hat das zu bedeuten? Theresa Koch! Komm sofort hier runter!" 

Dad. Mein Herz bleibt stehen und ich merke, wie mir schwindelig wird. Was macht er denn hier? Schnell stolpere ich die Treppe hinab. Dort sehe ich Kay und meinen Dad sich gegenüberstehen. Kay ist scheinbar gerade mit ihrem Schlüssel zur Tür hereingekommen. Sie hat noch ihre Jacke an und sieht etwas erschrocken in das wütende Gesicht meines Vaters. 

Hold on to me (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt