Kapitel 8 - Nur du und ich und dieser Augenblick

267 11 0
                                    

Was war das? Dieser Ton?
Das Geräusch, das ich schon ewigkeiten nicht mehr gehört hatte, ließ mich meine Augen aufschlagen. Verwirrt versuchte ich die Situation zu erfassen. Doch schließlich erinerrte ich mich wieder und mit einem Schlag war ich wach. Müde schlug ich mit der Hand auf dem Nachtschrank herum bis ich schließlich das kleine Gerät zu fassen bekam und mit einem Knopfdruck bis zum nächstem Morgen zum Schweigen brachte. Ich wollte meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen doch das war nicht nötig denn die Sonne tauchte das ganze Zimmer durch die Vorhänge in helles, warmes Licht. Ich las die Urzeit auf dem Wecker ab.
Ich hatte ihn in der Stadt gekauft um morgens nicht immer zu verschlafen aber auch wegen dem Weckritual von Laito und Ayato. Im Duo waren sie schlimmer als jeder nervige Klingelton. Denn in Gegensatz zum Wecker waren sie lebendig und nutzten nicht immer nur ihre Hände zum wecken. Doch ihn konnte ich auch gut für andere Dinge einsetzten. Zum Beispiel für das was ich heute geplant hatte. Es war halb elf.
Als ich neben mich blickte erschreckte ich kurz. Shu lag tief und fest schlafend neben mir. Hoffentlich hatte er den Wecker nicht gehört. Doch dass er tatsächlich die ganze Nacht über geblieben war, machte mich sehr glücklich. Sein einer Arm war immer noch um meine Taille gelegt. So gerne ich ihn auch bei mir hatte jetzt wollte ich endlich die Sonne sehen.
Vorsichtig verließ ich die Umklammerung und verließ das Bett. Meine Schritte auf dem Fußboden hörten sich bei dieser Stille an wie eine Pistolnschüsse. Als ich die Vorhänge erreichte warf ich einen Blick hinaus. Mein Atem stockte kurz. Die Aussicht von hier oben auf das Anwesen wahr atemberaubend schön. So schnell und leise ich konnte zog ich mich an und verließ das Zimmer. Das riesige Haus lag wie verlassen da. Keine Menschenseele war auf den Fluren unterwegs. Normalerweise würde auch ich jetzt tief schlafen. Wir standen immer erst auf wenn du Sonne unterging und gingen wieder schlafen wenn morgens die Sonne wieder aufging. Viel zu viel Schlaf meiner Meinung nach. Aber das war scheinbar auch immer Jahreszeiten abhängig.
Im Haus war es im Gegensatz zu meinem Zimmer trotzdem dunkel. Doch Licht anzumachen traute ich mich nicht. Also tastete ich mich langsam voran die Stufen hinunter. Und natürlich musste es kommen wie es kommen musste. Unten in der Eingangshalle schlief Ayato seelenruhig in der Ecke. Ich hatte Angst das mein Herzschlag ihn wecken könnte so wild schlug es im inneren meiner Brust gegen meine Rippen. Doch ich hatte keine Wahl, wenn ich raus wollte musste ich an ihm vorbei. Ich zog die Hausschuh aus und schlich auf Socken Stück für Stück durch den Gang. Dabei kam ich mir selbst ziemlich dämlich vor. Hätte es jemand gefilmt wäre ich die internationale Lachnummer geworden. Doch manchmal waren die verrücktesten Sachen auch einfach die besten. Erfolgreich ließ ich ihn hinter mir zurück. Ich erreichte sicher die Tür ohne das mir jemand über den Weg lief. Jetzt kam nur noch das Wohnzimmer. Beim betreten fiel die große Tür laut hallend in ihr Schloss zurück und ich verharrte einen Moment regungslos um sicherzugehen das niemand es bemerkt hatte. Doch alles blieb still. Dann drehte ich mich um und stellte erleichtert fest das kein anderer heute Nacht dieses Zimmer als alternative Schlafmöglichkeit ausgesucht hatte. Vor mir lag die Balkontür. Ich drückte die Klinke herunter und erstarrte. Abgeschlossen. Am liebsten hätte ich laut geschrieben oder etwas kaputt geschlagen doch das würde sich nur negativ auf mich auswirken. Ich versuchte es noch einmal doch die Tür war zu. Jetzt hieß es Ruhr bewahren und seinen Kopf anstrengen. Ich suchte nach dem Schlüssel. Unter den Pflanzen, zwischen den Büchern und auch auf den Regalen. Nur die Geschirr Vitrinen ließ ich in Ruhe. Doch ich konnte nicht fündig werden. Frustriert kaute ich auf meinen Fingernägeln herum. Den Haupteingang zu benutzen war ausgeschlossen, er hatte keine Klinke und machte schon bei vollen Betrieb im Haus einen höllen Lärm. Mir blieb also nur diese Tür. Verzweifelt durchwühlte ich meine Jackentaschen nach etwas nützliche. Und tatsächlich. Irgendwo zwischen Taschentücher, Bon Bon Papier und Geldmünzen fand ich eine Haarnadel. Ich erinnerte mich sie damals im Heim unbemerkt aus dem Zimmer eines Mädchen mitgehen zu lassen. Manchmal waren schlechte Taten also doch zu etwas nützlich. Die Tür nun zu öffnen war ein leichtes. Schlösserknacken war eines der simpelsten Dinge auf dem Planeten. Als das Schloss klickte und die Tür aufsprang spürte ich wie kalte Luft in den Raum strömte. Als ich nach draußen trat blendete mich die Sone. Doch genau darauf hatte ich gewartet. Die warmen Strahlen trafen auf meine Haut und wärmsten sie. Ich atmete rief ein. Die kalte Luft brannte eisig in meiner Luftröhre doch die frische Morgenluft ließ mich aufleben und ich fing an zu lachen. So lange hatte ich keine Sonne mehr gesehen. Immer nur die kleinen Punkte am Nachtschwarzen Himmel. Sie jetzt endlich wieder zu genießen war für mich unvorstellbar schön.
Während ich die Treppe zu den Rosenbeeten hinabstieg ließ ich meinen Blick über das Anwesen schweifen. Der Friedhof wirkte jetzt weniger angsteinflösend als sonst und das Wäldchen trug hübsches braunes Laub. Mein Atem bildete in der kalten Dezemberluft kleine Wolken. Ich schlenderte die Wege hinab bis ich zu einem Ort kam an dem ich noch nie gewen bin. Eine Lichtung erstreckte sich vor mir. Die kleinen Tröpfchen des Morgentaus hingen wie Glasperlen an den Grashalm. In ihnen spiegelte sich glitzernt die Morgensonne. Doch plötzlich riss etwas anderes meine Aufmerksamkeit an sich. Ich leises Rauschen. Kaum wahrnehmbar wenn es nicht so still wäre. War da ein Fluss? Nein ausgeschlossen. Und dann konnte ich es auf einmal zuordnen. Das Rauchen kam immer stoßweise und gehörte unverkennbar zu einem, nein vielen Autos. Eine Straße! Ich war also doch nicht so abgeschnitten vom Rest der Welt wie befürchtet. Doch ich konnte sie nicht sehen. Wahrscheinlich lag sie irgendwo weit hinter den Bäumen versteckt und damit unerreichbar für mich. Seufzend drehte ich mich um und ging in Richtung meines eigentlichen Ziel. Der See, verborgen im Wald. Der Weg war mit dichten Laub bedeckt. Die nassen Blätter kleben an meinen Schuhen und der modrige Geruch von feuchtem Holz hing in der Luft. Die Luft war kalt also zog ich den Reißverschluss meiner Jacke bis zum Anschlag zu. Meine Nasenspitze war bereits rot vor Kälte und da ich keine Mütze hatte fühlten sich meine Ohren schon ganz taub an. Die Hände stopfte ich in die Taschen und stand nun wie ein einsamer Pinguin am Seeufer. Bei Tag war er genauso schön wie nachts. Als ich ein paar Schritte zum Ufer machte blieb ich plötzlich stehen. Das letzte Mal wäre ich nach dieser Aktion fast ertrunken. Mir wurde bei dieser Erinnerung ganz flau im Magen. Ich blieb also lieber auf Abstand. Irgendwo in den Bäumen hörte ich ein paar Vögel zwitschern. Mir wurde bewusst wie sehr ich das alles vermisst hatte. Doch auch jetzt fühlte ich tief in mir eine einsamkeit. Ich drehte mich um und wollte zurück zum Haus gehen. Das Hindernis vor mir übers ich total. Mein Kopf stieß auf etwas weiches. Erschrocken hob ich meinen Blick und starrte direkt in die Farbe des Ozeanes.
"Hier steckst du also."
Er fuhr mir mir der Hand durch die Haare.
"Was machst du denn hier?"
"Ich… wollte mal wieder die Sonne sehen."
Meine Erklärung hörte sich total kindisch an doch er musste schmunzeln.
"Warum hast du mich nicht geweckt dann hätte ich dich begleitet?"
"Ich dachte das du die Sonne nicht verträgst und wollte dich außerdem nicht aufwecken."
"Keine Sorge mir macht die Sonne nichts aus. Ich meide sie aber sie ist nicht gefährlich für uns. Genauso wie Knoblauch oder Kreuze."
Ich sah ihn an und wollte plötzlich ganz dicht bei ihm sein und mit ihm zusammen die Sonne genießen. Eine eiskalte Böe zog durch die Bäume und ließ mich zittern.
"Shu, mir ist kalt. Lass uns zurück gehen."
Seine warmen Augen blickten mich besorgt an doch dann nickte er. Während wir den Waldweg entlangschlenderten bemerkte ich wie sein Blick auf mir ruhte. Und auf einmal spürte ich etwas warmes an meinen Fingern. Vorsichtig gelitten seine zwischen meine und hielten schließlich meine Hand umklammert. Sie war so warm und groß. Sie erinnerte mich an meine Mutter. Wie sie immer meine Hand genommen hatte um mit mir nach draußen zu gehen oder den Bogen nahm und mir mein Lieblings Lied spielte. Eine große helfende Hand die immer für einen da war.
Ich errötete, es war seltsam dieses warme Gefühl das sich überall in meinem Körper ausbreitete. Doch ich mochte es. Es war ein Gefühl der Hoffnung und der Liebe. Ich drückte fester zu und gemeinsam gingen wir Hand in Hand durch den Blätterregen der langsam über unseren Köpfen niedeeregnete. Der Weg gabelte sich auf. Einer führte zum Haus doch Shu zog mich sanft in die andere Richtung. Wir gingen vorbei an dem Friedhof bis zu einem kleinem Pavillon. Im Sommer könnte man hier gemütliche Nachmittagsstunden verbringen. Ein kleiner Tisch und Stühle standen an der Seite. Shu ging mit mir noch ein kleines Stückchen weiter bis sich ein riesiger Baum vor uns erhob. Seine Äste waren noch voller Laub. Die Sonne glitzerte majestätisch durch sie hindurch und formte auf dem Boden ein Farbspiel aus Licht und Schatten. Ich bemerkte das ich immer noch seine Hand festhielt und löste meinen Griff doch er packte sie erneut und blickte in Richtung Himmel.
"Das hier ist mein Lieblings Ort. Ich wollte ihn dir gerne zeigen. Es ist es so schön ruhig und im Sommer wenn die Blätter Schatten spenden gibt es für mich nichts schöneres auf der Welt als sich hier zu entspannen."
Ich blickte zu ihm auf. Seine Augen glitzerte im Licht und auf seinem Gesicht war ein Lächeln zu sehen. Er wendete seinen Kopf und sah mich an.
"Es ist wirklich wunderschön" entgegnete ich leise und ließ mich sanft gegen seine Schulter sinken.
"Ich liebe dich Hiro-kun" sagte er und sah mir dabei tief in die Augen. Ich spürte wie ich noch roter wurde.
"Ich… dich auch" stammelte ich hinterher. Plötzlich strich er mit seiner rechten Hand meine Wange entlang bis hinter mein Ohr strich und schließlich auch mit der linken. Schüchtern versuchte ich meinen Kopf wegzudrehen. Zu ungewohnt war mir dieses Gefühl der Zuneigung.
"Hiro…"
Sein Gesicht war nur doch eine Haaresbreite entfernt. Sanft drehte er meinen Kopf bis sich unsere Blicke trafen. Mein Herz schlug wie wild und ließen mich schneller atmen. Ich wusste was gleich passieren würde. Mir wurde etwas schwindelig, ich war so aufgeregt wie ein Kind vor seinem ersten Flug.
"Shu…" meine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. Seine Nase streifte meine. Er hob meinen Kopf ein Stückchen an. Ich schloss meine Augen und dann spürte ich wie sich unsere Lippen das erste Mal berührten. In meinem Bauch explodierten tausende Schmetterlinge und mein ganzer Körper kribbelte. Es war das schönste Gefühl das ich jemals gespürt hatte. Ich legte meine Arme um ihn und erwiederte den Kuss. Die Zeit schien um uns herum still zustehen. Es gab nur ihn und mich in genau diesem einem Augenblick. Die erst sanfte Berührung wurde zu einenm langeb innigen Kuss. Und diesmal wusste ich das es keine Wunschvorstllung war sondern die Realität.
Mir ging die Luft aus und ich öffnete langsam wieder die Augen während sich unsere Münder schweren Herzens voneinander lösten. Sanft sah ich ihn an. Er war ebenfalls rosig im Gesicht. Wir lächelte uns an bevor er sanft die Arme um meinen Kopf legte. Ich schmiegt mich an seinen Brustkorb. Ich wollte ihn nie wieder hergeben für nichts auf der Welt wollte ich mich von ihm trennen. Ich brauchte ihn. Ich spürte wie meine Knie zitterten und krallte mich in seinem Ärmel fest. Doch dann löste er sich und blickte mich liebevoll an.
"Ich liebe dich." sagte er und ich konnte sehen das eine Träne sein Auge verließ und langsam die feinen Züge seiner Wangenknochen hinabglitt. Er weinte vor Freude und der Grund dafür war ich. Es machte mich unheimlich glücklich zu wissen das es einen Menschen auf dem Planeten gab dem ich etwas bedeutete. Der mich vermissen würde wenn ich nicht mehr da wäre, der mich tröstete wenn ich traurig bin und mit mir lacht wenn ich lachen möchte.
Ich strich sie beiseite und lächelte ihn an.
"Shu bitte, küss mich noch mal und gib mir das Gefühl am Leben zu sein."
Kaum hatte ich meinen Satz vollendet tat er es bereits.

Diabolik Lovers - Der Stich der blauen RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt