Kapitel 9 - Erblicken, Erleben, Verlieren

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Mein Nacken fühlte sich steif an als ich langsam versuchte ihn zu bewegen. Ein stechender Schmerz zog dabei durch meine Schulter. Erst dann öffneten sich meine Augen, doch vor mir blieb das Bild unscharf. Als ich versuchte meinen Kopf zu heben begann sich der ganze Raum zu drehen. Meine Schläfen pochten. Als würde ein Specht gegen meinen Schädel hämmern begannen die Kopfschmerzen einzusetzen. Ich stöhnte auf. Endlich wurde das Bild klarer. Ich lag in einem großem Bett mit grün-weißem Bezug. Die Tapete war in einem angenehmen pastellbeige gehalten. Von der Decke hing ein kleiner Kronleuchter. Wie sonst auch war es sauber und aufgeräumt. Ich war verwirrt, in diesem Zimmer war ich noch nie gewesen. Bin ich noch in der Villa und wenn ja was ist eigentlich passiert? Ich versuchte mich zu erinnern doch in meinem Kopf wirbelte alles wie ein riesiger Hurrikan durcheinander. Ich wollte mir ein Haar aus dem Gesicht wischen doch das gelang mir nicht, denn ich konnte meinen Arm nicht spüren. Irritiert blickte ich auf meine Hand. Eine Verbandschicht zog sich vom Handgelenk bis zum Ellenbogen hin. An einigen Stellen sah man bereits rote Flecken vom durchsickernden Blut. Auf einmal wurde mir speiübel und mir drehte sich der Magen um. Nur mit viel Mühe schaffte ich es mich nicht zu übergeben. Keuchend versuchte ich mich erneut zu erinnern.
"Sieh nur Teddy, er ist aufgewacht."
Wie aus dem Nichts lehte Kanato am Fußende des Bettes. Er hielt seinen Teddy schützend vor sich und blickte mit ausdruckslosen Augen zu mir hinüber. Ich starrte einfach zurück.
"Komm Teddy, sagen wir es den anderen."
Den anderen? Zum überlegen blieb mir keine Zeit denn er hatte dich bereits zum gehen umgedreht. Ausnahmsweise benutzte er beim verlassen die Tür. Mein Atem ging schwer und mein Hals fühlte sich an als würde man Schleifpapier aneinander reiben. Ich brauchte nicht lange zu warten bis die Tür aufging und Shu herreinkam. Als er mich ansah hellte sich sein Blick auf und er wirkte sichtlich erleichtert. Mit wenigen Schritten war er bei mir und fuhr mir sanft mit seiner Hand durch die Haare. Sich waren ungewöhnlich fettig, als hätte ich sie lange nicht gewaschen.
"Hiro-kun, wie geht es dir"
"Weiß nicht" krächzte ich zurück. Er stand auf und kam kurz darauf mit einem Glas Wasser zurück. Langsam half er mir dabei zu trinken. Danach drehte sich die Welt wieder normal schnell. Er sah mich mitleidig an. Auf dem Nachtschrank neben mir stand ein kleiner Spiegel. Ich blickte hinein doch sah nur einen Jungen Mann mit starken Augenringen und leichenblasser Haut.
"Was ist passiert? Ich kann mich kaum erinnern." Das letzte was mir einfiel war, das mir Ayato auf dem Flur begegnet ist und dann war auch noch Laito in meiner Erinnerung. Seine grünen, stechenden Augen sahen lüstern zu mir empor. Alles weitere war jedoch hinter einer dichten Nebelwolke verborgen.
"Als Subaru dich fand warst du bewusstlos und hattest kaum noch Puls. Reiji hatte Mühe dich zurückzuholen und beinah hätten wir dich verloren. Du hast drei Tage lang geschlafen. Ich bin so froh das du wieder aufgewacht bist."
Ich versuchte seinen Worten zu folgen. Langsam verstand ich. Ich sah ihm in die blauen Augen, wollte sein Gesicht berühren, mich vergewissern dass das real war. Doch mein Arm lag immer noch platt auf der Matratze.
"Shu, irgendwas stimmt nicht. Ich spüre meinen Arm nicht mehr."
Seine Augen wurden ängstlich. Er schüttelte Ahnungslos den Kopf.
"Ich werde sofort Reiji bescheid sagen. Er ist sehr bewandert in Medizin."
In welchen Bereichen war ich mir allerdings nicht so sicher.
Er umarmte mich vorsichtig bevor er verschwand. Mühsam stützte ich mich auf meine heile Hand und setzte mich auf. Mein Magen rebelierte dagegen doch ich ignorierte es. Komischerweise hatte ich trotzdem Hunger bekommen. Daraus schlussfolgerte ich, dass es wohl nichts ernstes war. Wahrscheinlich nur wieder Blutmangel. Ein paar Tabletten, Suppe und ne Mütze Schlaf würde alles wieder in Ordnung bringen. Die Schmerzen meldeten sich wieder zurück. Auch mein Bauch tat weh doch ich ließ es bleiben einen Blick zu riskieren. Ich würde mir später einfach die Narben ansehen. Ich sollte eine Strichliste erstellen. Entgeistert verbannte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf. Ich musste aufhören sowas zu denken.
Wenigstens meine Beine schienen in Ordnung zu sein. Sie funktionierten einwandfrei. Erschöpft ließ ich mich zurück auf Kopfkissen fallen als auch schon die Tür aufging und Reiji den Raum betrat. In seiner Hand hielt er eine kleine Schale. Sein Blick war ruhig was mein aufgeregtes Herz wieder etwas beruhigte. Ich wartete darauf das Shu hinter ihm ebenfalls ins Zimmer kommen würde doch das passierte nicht. Es war beunruhigend still.
"Ähh...danke." sagte ich vorsichtig. Er murmelte zustimmend und wante sich der "Behandlung" zu. Doch zu meiner Überraschung schien er tatsächlich zu verstehen was er da tat. Alles verlief schweigend. Ich wusste nicht was ich zu ihm sagen sollte. Ihm danken oder vielleicht ausfragen? Letztendlich blieben meine Lippen fest versiegelt.
"Nimm die hier, zwei jeden Tag, ruhe dich aus und in zwei oder drei Tagen wirst du wieder ganz der alte sein. Mach dir wegen deinem Arm nicht so viele Gedanken, das kann verschiedene Ursachen haben, wird aber von selbst verschwinden."
Er stellte ein kleines Gefäß mit weißen Tabletten auf dem Nachtschrank ab und wante sich zum Gehen um. Einen kurzen Moment schien er zu zögern doch setzte er unbeirrt seinen Weg fort. Ich setzte mich auf, streifte die Decke beiseite und erhob mich schwankend auf die Beine. Das tagelang liegen hatte meinen Muskeln nicht gutgetan den sie rebellieren gegen die Bewegungen. Deshalb konnte ich nur langsam meinen Weg zum Badezimmer gehen. Sich einhändig durch die Morgenroutine zu bringen war schwieriger als erwartet. Ich brauchte fast dreimal so viel zweit wie sonst. Anschließend ging ich hinaus auf den Flur. Ich war im Erdgeschoss am hinteren Ende des Flures. Wem dieser Raum gehörte wusste ich nicht. Ich stuzte. Die Lichter waren aus und alles wirkte viel ruhiger als sonst. Ernst nachdem ich eine Uhr gefunden hatte machte es Klick bei mir. Die anderen waren alle in der Schule. Und das bedeutete dass ich ganz alleine war. Ich seufzte tief bevor ich mich der Küche zuwand um endlich meinen Hunger zu besänftigen. Auf der Arbeitsplatz neben dem Herd stand ein Tablett mit einem kleinen japanischem Frühstück. Mein Gesicht helle dich auf. Ich hatte schon ewigkeiten keines mehr gehabt umso mehr freute mich auch über einen kleiner Zettel der daneben lag.
Fals dein Hunger zu groß wird.
Ich musste grinsen. Das war eindeutlich die Handschrift von Shu. Ich hatte sie schon öfters als Randnotizn auf Notenblättern gesehen. Dann genoss ich wenig später den Morgen mit dem leckersten Frühstück seit Ewigkeiten. Da ausgerechnet mein linker Arm taub war gestaltete sich das Essen mit Stäbchen jedoch so schwierig dass ich kurzerhand auf eine Gabel zurückgreifen musste. Anschließend versuchte ich die Zeit mit Dard zu überbrücken doch auch das war schwierig. Kein Pfeil traf die Scheibe und irgendwann ließ ich es sein, stapfte die Treppe nach oben und fiel resigniert auf mein Bett. Seufzend starrte ich die Wand an bis meine Augenlider irgendwann zufielen.

Diabolik Lovers - Der Stich der blauen RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt