Ich hatte meinen Blick gesengt. Zu groß war die Angst in seine Augen zu sehen. Meine Hände zitterten und meine Lunge bebte. Ich hörte wie er mehrmals versuchte einen Satz anzufangen doch jedes Mal brach er nach der ersten Silbe wieder ab. Ich ertrug die Stille nicht länger.
"Was willst du hier. Kannst du dich nicht einfach aus meinem Leben raushalten? Du hast es doch schon genug zu Grunde gerichtet." Wieder blieb es Still. Ich wollte mich grade umdrehen und das hier alles vergessen als er endlich seine Klappe aufbekam.
"Hiromu. Ich freue mich so dich wiederzusehen. Du bist groß geworden und-"
"Spar dir den Mist. Ich will dich nicht sehen." Ohne einen Blick zurückzuwerfen tastete ich nach dem Türgriff und war aus dem Zimmer verschwunden. Meine eigenen Worte hallten in meinem Kopf nach. Doch ich bereute sie nicht. Ich beschleunigte meine Schritte. Schon bald rannte ich. Die Türen der Räume folgen an mir vorbei. Die sonst knarrenden Treppenstufen konnten kaum einen Laut von sich geben, so schnell setzten meine Füße über sie hinweg. Bald verließen mich meine Kräfte und ich schleppte mich die letzten Stufen und Meter, bevor ich schwer atmend ins Zimmer stolperte. Ich knallte die Tür hinter mir zu und lehnte mich an das dunkle Holz. Als ich meinen erschöpften Blick hob sah ich in Kens besorgte Augen. Er hatte sein Buch sinken lassen und stand auf.
"Hiromu? Was ist? Ist was schlimmes passiert?"
"Wieso fragst du?", gab ich die Frage zurück.
"Weil du weinst."
Ich fuhr mir mit der Hand über mein Gesicht. Tatsächlich, es war tränennass. Sie liefen an meinen Wangen hinunter und tropften zu Boden. Warum weinte ich? Ich hatte doch gar keinen Grund zu weinen. Ich sollte sauer sein. Oder ängstlich. Innerlich suchte ich nach diesen Gefühlen. Doch ich stellte überrascht fest das dort weder Wut noch große Angst war. Nur Traurigkeit. Ich fuhr mir eilig mit den Händen über das Gesicht doch ich konnte die Tränen nicht aufhalten. Als ich einen tiefen Atemzug nahm drang ein Schluchzen aus meiner Kehle. Ken legte sanft seine Arme um mich und zog mich an sich. Erst wollte ich mich dagegen wehren doch er hielt mich fest und sein Körper gab eine tröstende Wärme ab. Ich wischte mir noch einmal die Tränen aus den Augen bevor ich seine Umarmung zögerlich erwiderte.
Meine Beine fühlten sich so schwer an das ich nicht länger stehen konnte. Wir ließen uns auf den Fußboden sinken und ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter. Es tat so gut sich einfach mal von aller Last zu befreien.
Nach einiger Zeit der Stille und des schluchzen löste Ken sich langsam und sah mich mitfühlend aber auch eindringlich an.
"Hiromu, willst du mir nicht erzählen was passiert ist? Ich mach mir langsam ernsthafte Sorgen." Er sprach leise und zögerte bei jedem Wort, wissend wie schnell ich eine blockende Mauer um mich errichtete. Und wirklich. Ich wollte grade mit dem Kopf schütteln als mein Herz förmlich danach schrie den Stein der auf ihm lastete zu lösen. Ich zögerte noch kurz doch dann nickte ich. Ich ertrug es einfach nicht länger ihn so zu belügen. Und nicht nur ihn sondern auch mich selbst. Das Netz aus Lügen war schon so groß geworden das ich mich selbst in ihm verfangen hatte.
Er half mir aufstehen und ich setzte mich auf das Bett. Kenn holte ein Taschentuch und eine Decke bevor er sich zu mir gesellte.
Ich holte tief Luft .
"Zuerst möchte ich mich entschuldigen. Ich hab dich belogen. Schon so oft das ich selber nicht mehr wusste was wahr oder falsch ist." Ich stockte und blickte vorsichtig neben mich. Kens Blick war weich. Mit einen aufmunternden Nicken gab er mir Mut weiter zu erzählen.
"Als ich noch klein war ist meiner Mutter gestorben. Mein Vater hat das nicht gut aufgenommen und zu trinken begonnen. Als er dann auch noch anfing mit komischen Leuten zu dealen zog er mich mit hinein indem er mich als Lockvogel und Botenjungen missbrauchte. Natürlich ging das nicht lange gut und er flog auf. Als ich elf war kam ich hierher. Und...und ich hab es hier gehasst. Alles war neu und so anders. Aus Angst blieb ich lieber auf Distanz zu den anderen."
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Diabolik Lovers - Der Stich der blauen Rose
VampireAls Hiromu eine Auszeit nehmen soll landet er bei den Sakamkis und muss feststellen das diese mehr als nur ein Geheimnis haben. Aber dort lernt er auch Shu kennen, den ältesten der sechs Brüder und die beiden merken bald das zwischen ihnen mehr ist...