Draco öffnete die Augen, sein Kopf tat weh und ihm war etwas übel. Einen Moment lang fragte er sich, wo zum Teufel er war, aber dann erkannte er das Zimmer als Gästezimmer. Die Erinnerungen an den Tag kamen rasch zurück und er setzte sich auf. Er fühlte sich allein und etwas krank.
Er wünschte, er hätte nichts getrunken. Er war sich so sicher gewesen, dass sie den Überwachungszauber wegen ihm auf die Wohnung gelegt hatten, aber wenn er so darüber nachdachte, machte es mehr Sinn, dass sie einfach die Wohnung selbst im Auge gehabt hatten. Er hatte keine Verfolgungszauber auf sich, was sicher wahrscheinlich wäre, wenn sie ihn wieder in die Finger bekommen wollten.
Er zitterte und wünschte sich, Harry wäre jetzt bei ihm. Mit flauem Magen stieg er vorsichtig auf dem Bett und schlurfte zur Tür rüber, die er mit leicht zitternden Fingern öffnete. Ihm war etwas schwindelig und er hatte keine Ahnung, wie spät es war.
Er konnte Stimmen unten aus der Küche hören, aber ging nicht hin. Er vertraute darauf, dass Scorpius bei Harry sicher war und er wollte nicht, dass die Jungs ihn noch öfter in diesem Zustand zu Gesicht bekamen. Er war ausgelaugt, schämte sich und war wegen Harrys Suche nach Verfolgungszaubern immer noch etwas durch den Wind.
Er hielt sich am Geländer im Flur fest, bevor er tief ein- und ausatmete. Gott, wieso hatte er sich bewegt? Er schluckte hart und drehte sich zur zweiten Treppe herum, die zu Harrys Schlafzimmer führte. Ihrem Schlafzimmer.
Dann machte er ein paar vorsichtige Schritte den Flur entlang, wobei er sich am Geländer festhalten musste. Wenn er Harry nicht bei sich haben konnte, würde er das machen, was dem am nächsten kam. Seine Beine zitterten leicht, als wäre er ein neugeborenes Einhorn, während er mit kleinen Schritten weiter ging und versuchte nicht zu stolpern.
Er versuchte nicht nachzudenken. Die Ereignisse des Tages waren immer noch in seinem Kopf und seiner Brust präsent und er kam sich verletzlich vor, als hätte er keine Kontrolle. Zu Trinken hatte seine Angst etwas abflauen lassen, aber jetzt fühlte er sich offen und wund, wie ein Kratzer, der noch nicht verheilt war. Das Licht im Flur schien viel zu hell zu sein und er wünschte sich wieder zurück in die beschützende Dunkelheit des Zimmers.
Nach einem, wie es ihm vorkam, unendlichen Weg und einiger Anstrengung ließ er sich auf das ungemachte Bett fallen, von dem er nur als ihrem Bett denken konnte. Die Decken und Kissen rochen immer noch nach ihm und Harry und es beruhigte seine angespannten Nerven und seinen Magen. Er machte sich nicht mal die Mühe sich ordentlich ins Bett zu legen, sondern nutzte seine letzte Energie, um die Decken und Kissen um sich zu ziehen. So wickelte er sich in ein Nest aus nach Harry riechendem Bettzeug ein.
Er spürte Tränen hinter seinen geschlossenen Augenlidern, als er sich enger zusammenrollte und sich wünschte, nicht alleine zu sein. Er kniff die Augen zusammen, als er mit einem Stutzen bemerkte, dass sein erster Gedanke gewesen war, Harry bei sich zu haben und nicht Scorpius.
Er liebte seinen Sohn, dachte er gleich bestimmt. Er hatte nie irgendwas oder irgendwen mehr geliebt, als Scorpius, und das würde sich niemals ändern, nie. Aber Harry hatte ihn immer wieder gerettet, auf mehr als eine Art. Er war zu einem Mann geworden, der Draco nicht nur das vergeben hatte, was er getan hatte, sondern Draco sich auch selbst vergeben ließ. Als wären sie gleichberechtigt. Er hatte alles gegeben, damit Draco sicher war und so konnte er auch Harrys Mitleid und Hilfe annehmen. Weil er wusste, dass Harry ihm helfen wollte, weil er ihn mochte und für sich selbst wollte.
Draco spürte, wie eine Träne unter seinem geschlossenen Augenlid entwischte und warm über seine Wange lief. Er hob die Hand, um sie mit dem Handrücken wegzuwischen und lachte belegt.
Ja, er liebte Scorpius immer noch mehr, als alles andere, aber es war nicht seine Schuld, dass er sich irgendwie auch in Harry verliebt hatte.
Ein leichtes, schwaches Lächeln legte sich auf seine Lippen und sein Kinn zitterte, als eine weitere Träne über seine Wangen lief. Nicht aus Traurigkeit, sondern irgendwas Anderem. Etwas Wunderbarem, einer Mischung aus tiefen Emotionen, die Dracos benebeltes Hirn nicht richtig verarbeiten konnte.
DU LIEST GERADE
Number Seven
FanfictionHP/DM Harry hat bereits kleine Kinder, eine Ex-Frau, nervige Kollegen und einen internationalen Verbrechering, mit denen er sich rumschlagen muss. Also wird er ihn natürlich vollkommen ignorieren, als Draco Malfoy nach acht Jahren Exil in Frankreich...