„Erinnert er sich schon an dich?“
Harry lächelte schwach und kniete sich neben Als Bett, ehe er ihm die Decke zu den Schultern hochzog. Das Zimmer war schon dunkel und still. Das einzige Licht kam durch die offene Tür zum Flur. Er hörte nichts, bis auf das Rascheln, wenn Al sich unter seiner Decke bewegte, um es sich gemütlich zu machen. Harry konnte nur sehnsüchtig an sein eigenes Bett denken, wie weich und einladend es sein würde…
„Dad?“
Harry blinzelte und bemerkte erst jetzt, dass er Als Frage nicht beantwortet hatte. „Noch nicht“, flüsterte er dann endlich zurück und seufzte, als Al missmutig das Gesicht verzog. „Es braucht etwas Zeit, das hab ich dir doch erklärt.“
„Bis morgen?“, flüsterte Al hoffnungsvoll und Harry lächelte traurig.
„Vielleicht ein bisschen länger. Es könnte aber morgen sein. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Vielleicht mehrere Tage, vielleicht sogar noch länger.“
Zu Harrys Glück schien Al zu müde zu sein, um weiter über Dracos Regenerationszeitsraum zu reden. Er jammerte nicht mal oder verzog das Gesicht. Al gähnte nur müde und nickte leicht, während er nach seinem Plüschkniesel griff. Auf der anderen Seite des Zimmers war Scorpius schon tief am Schlafen. Er lag ausgestreckt, wie ein Seestern unter dem Laken und Panda lag neben ihm an seiner Seite. Er guckte so gerade über die Bettdecke hinaus. Draco hatte ihn vor einer halben Stunde ins Bett gebracht, als Scorpius auf seinem Schoß im Wohnzimmer eingeschlafen war. Harry hatte es klugerweise nicht kommentiert, wie leicht es Draco fiel, Scorpius ohne Al ganz alleine hier im Zimmer zu lassen. Er hatte erwartet, dass Draco Scorpius die Nacht bei sich haben wollte, aber wahrscheinlich fehlten Draco auch die Erinnerungen, dass er es nicht ertragen konnte, wenn Scorpius mal nicht bei ihm war. Es war seltsam, aber Harry glaubte, dass es besser so war, und Scorpius nicht damit klar kommen musste, dass Draco auf einmal wieder so überbeschützend und anhänglich war.
„Schlaf jetzt“, flüsterte Harry Al zu und strich ihm das Pony aus der Stirn, legte seine Hand sanft auf die Haut. Gott, er war so froh, dass die Jungs hier waren. Egal, wie wahnsinnig sie ihn manchmal machten, alleine ihre Anwesenheit half ihm, die Perspektive nicht zu verlieren. Sie waren hier wichtig. Er musste tun, was richtig für sie war und sein Instinkt half ihm die richtigen Entscheidungen zu treffen.
„Geschichte?“, flüsterte Al und blinzelte ihn schläfrig an.
Harry lächelte. „Keine Chance. Du schläfst ein, bevor ich das Buch hole.“
Al schob kurz die Lippe vor. „Gar nicht“, sagte er, aber sein Einwand wurde durch sein lautes Gähnen entkräftet. Harry antwortete nicht. Er strich nur weiter durch Als Haare, bis dieser noch ein letztes Mal gähnte und dann seine Augen schloss. Eine Welle der Liebe zu seinem jüngsten Sohn schwappte durch Harry hindurch und er strich Al noch einmal über die Augenbrauen, ehe er ihn schlafen ließ. Leise stand er auf und ging zur Tür. Es war schon recht spät. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er da gar nicht drauf geachtet hatte, bis James irgendwann mitten im Film aufgestanden war und verkündet hatte, dass Al schon lange im Bett sein musste. Das Streitgespräch, was darauf ausgebrochen war, war schnell beseitigt worden. James war zum Lesen in sein Zimmer gegangen und Al war durch das Versprechen, dass sie den Film am nächsten Morgen zu Ende schauen würden, schnell unter die Dusche und ins Bett gebracht worden.
Ein dumpfer Laut über seinem Kopf ließ Harry hoch sehen, als er auf den Flur trat. Er schloss leise die Tür zum Zimmer der Jungs hinter sich. Ein seltsamer Schauer lief ihm über den Rücken, als er bemerkte, dass Draco seine Worte vom Morgen ernst genommen hatte und in ihrem Schlafzimmer war und nicht im Gästezimmer. Es tat weh, wenn er darüber nachdachte, dass er nicht hochgehen und Draco die Nacht über Gesellschaft leisten würde, aber er wusste, dass es das Richtige war. Der Ausdruck von Verzweiflung auf Dracos Gesicht, als sie sich geküsst hatten, war immer noch in seinem Kopf und es war nur der Gedanke, dass es nicht direkt an dem Kuss an sich gelegen hatte, der es irgendwie erträglich machte. Gott, wie dumm war er gewesen, Draco einfach so ohne Vorwarnung zu küssen? Er hatte nicht nachgedacht und Draco hatte ihn so wie immer angeschrien und er hatte einfach nicht anders gekonnt. Wenigstens war Draco nur schockiert gewesen und nicht angeekelt.
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Number Seven
FanfictionHP/DM Harry hat bereits kleine Kinder, eine Ex-Frau, nervige Kollegen und einen internationalen Verbrechering, mit denen er sich rumschlagen muss. Also wird er ihn natürlich vollkommen ignorieren, als Draco Malfoy nach acht Jahren Exil in Frankreich...