Irgendwas stimmte nicht. Sogar durch den Druck der Apparation konnte Harry spüren, wie etwas an seiner Lunge und seinem Bauch zog, ein stechender Schmerz breitete sich in seiner Brust aus und er wollte aufschreien. Es war, als würde er gleichzeitig versuchen sich zu apparieren und einen Portschlüssel zu benutzen. Alles, was er tun konnte war, Scorpius und Teddy an sich zu drücken, die Augen fest zusammen zu kneifen und zu hoffen, dass der Druck bald nachließ-
Und auf einmal war alles vorbei und Harry spürte, wie der Druck auf einmal abfiel, das Sonnenlicht blendete ihn beinah. Seine Füße stießen auf festen Boden, er stolperte bei dem Aufprall leicht und er streckte die Hand aus, die immer noch Teddys hielt, damit er nicht nach vorne auf sein Gesicht fiel und Scorpius zerdrückte.
Er atmete heftig durch den Mund und kämpfte den Brechreiz nieder. Es dauerte etwas, bis er das warme Gras unter sich spürte und den offenen Himmel über ihren Köpfen wahrnahm. Wieder lief eine Welle der Panik durch ihn hindurch, als er merkte, dass sie hier nicht sein sollten. Sie sollten wieder zu Hause sein, wieso waren sie nicht zu Hause?
Er warf einen Blick hinab zu Teddy und Scorpius und versuchte etwas zu finden, was er sagen konnte, aber seine Kehle war zugeschnürt. Scorpius weinte immer noch und hielt so fest an Harry gedrückt, dass ihm die Rippen schmerzten. Noch besorgter machte es ihn allerdings, wie blas und still Teddy war.
Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte Harry sich wirklich hilflos. Er wusste nicht wo er war und wohin Draco verschwunden war. Und er hatte hier zwei Kinder, die sich darauf verließen, dass er wusste, was zu tun war und alles wieder richten würde, aber alles, woran er denken konnte war, dass Draco verschwunden war. Alles, woran er denken konnte war Draco, wie er in ihrem Bett lag und ihn so vertrauensvoll ansah. Draco, der versuchte nicht laut über irgendwelchen Schrott im TV zu lachen und sich an Harrys Seite kuschelte. Draco, der mit James am Küchentisch saß und den Plot des Comics diskutierte, den James gerade las. Draco, der auf der billigen Bank im Restaurant saß und zugab, dass er Harry auch liebte-
Zitternd setzte sich Harry zurück auf seine Fersen. Er kam sich verloren vor und starrte auf das Gras vor ihnen. Er wusste nicht, was er machen sollte. Er wusste immer, was er machen sollte – Wieso konnte er sich nicht zusammenreißen und was tun-
„Harry!“
Als hörte, wie Jemand besorgt seinen Namen rief, sah Harry auf und wurde vor Erleichterung fast ohnmächtig, als er Ron sah, der über die Wiese auf ihn zugerannt kam und dabei den Wurzeln der Bäume auswich. Jetzt realisierte Harry auch, wo sie waren und wieso die Apparation so seltsam gewesen war – Irgendwie hatte seine Magie sie nicht nach Hause gebracht, sondern in Ron und Hermines Garten. Vielleicht merkt sie, dass ich diesmal Hilfe brauche, dachte Harry benebelt.
„Was hast du gemacht?“, fragte Ron beeindruckt, als er sie erreichte und neben Harry auf seine Knie ins Gras sank, um seine Schulter zu greifen. „Du weißt, du kannst hier nicht reinapparieren, hier ist alles total abgeschottet – fuck, Harry!“
Ron ergriff Harrys Handgelenk und versuchte seine Hand von Scorpius‘ Rücken zu ziehen. Harry hielt dagegen, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, Scorpius auch nur einen Moment loszulassen und ihn dann auch irgendwie zu verlieren.
„Harry, lass mich – Du hast dich gesplintert“, bat Ron ihn und ließ nicht los. „Heilige Scheiße-“
„Draco ist weg“, sagte Harry und die Worte hingen rau und fremd in seiner Kehle fest. „Irgendwer hat ihn.“
Ein schreckliches, drückendes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus und machte ihm das Atmen schwer. Er war sich dem dumpfen Schmerz in seiner Hand irgendwie schon bewusst, aber das schien ihm nicht so wichtig. Nichts war so wichtig. Das Einzige, was zählte, war wie er Draco wieder zurück bekam, aber er wusste nicht mal, wer ihn entführt hatte oder wohin. Ihm wurde schlecht, wenn er nur darüber nachdachte. Alle seine Organe fühlten sich fehl am Platze und viel zu groß an, als würden sie nicht richtig in seinen Körper passen.
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Number Seven
FanfictionHP/DM Harry hat bereits kleine Kinder, eine Ex-Frau, nervige Kollegen und einen internationalen Verbrechering, mit denen er sich rumschlagen muss. Also wird er ihn natürlich vollkommen ignorieren, als Draco Malfoy nach acht Jahren Exil in Frankreich...