Harry schloss die Augen und lehnte sich in dem Stuhl zurück, auf dem er saß. Abwesend rollte er seinen Zauberstab mit seinen Fingerspitzen über seinen Oberschenkel. Die Sonne schien ihm durch das große Fenster am Ende vom Gang warm auf sein Gesicht. Es wusste aber nicht, ob die Fenster wirklich das Sonnenlicht von draußen rein ließen oder so verzaubert waren, dass es so aussah. Es war ihm gerade auch egal. Der süße Geruch vom zitternden Ginsterbusch in der Ecke des Flurs machte ihn entspannt und etwas schläfrig, aber er wusste, dass es an der Magie der Pflanze an sich lag und nicht an seiner momentanen Situation. Er fragte sich, ob es helfen würde, wenn er sich so einen in jedes Zimmer seines Hauses stellte, bis diese ganze Situation etwas entspannter war. Vielleicht war das gar keine so schlechte Idee – Vielleicht würde das Al auch helfen. Er war sich aber nicht sicher, ob man als Elternteil die Hilfe von so einer Pflanze in Anspruch nehmen sollte-
„Kann ich etwas für Sie tun, Mister Potter?“
Die Stimme, die Harry aus den Gedanken riss, war die gleiche wie so oft in der letzten halben Stunde. Die Verdächtige war eine viel zu selbstbewusste Krankenschwester, die so glücklich war, Harry zu sehen, dass sie ihn einfach nicht in Ruhe lassen konnte. Harry hätte klargestellt, dass er in Ruhe gelassen werden wollte, aber sie wirkte so harmlos. Alles, was sie tat, war viel zu höflich zu sein. Sie hatte nicht mal nach einem Autogramm gefragt. Weil er sich so müde fühlte und keine Lust hatte, irgendwen anzusehen, den er eh nicht kannte, öffnete Harry nicht mal die Augen, als er antwortete: „Nein, danke.“ Er hörte, wie sich ihre Schritte entfernten, die Schuhe quietschten auf dem polierten Boden leicht.
Er seufzte tief auf und fuhr dann damit fort, seinen Zauberstab über den Jeansstoff seiner Hose zu rollen. Das war exakt der Grund, wieso er nicht gerne nach St. Mungos kam. Die Angestellten waren oft alles andere als professionell, nicht dass er sowieso gerne als Berühmtheit Aufmerksamkeit auf sich zog. Darüber hinauf setzte er meistens nur einen Fuß hier hinein, wenn Jemand, den er kannte, wirklich krank oder verletzt war. Und zu diesen Zeiten hatte er ganz sicher andere Sorgen, als einen Aufruhr zu starten, weil er der verdammte Auserwählte war.
Als er die Augen öffnete und den Ginsterbusch in der Ecke ansah, fragte er sich, was wohl darüber spekuliert werden würde, dass er mit Draco Malfoy im Schlepptau hier auftauchte. Die Hexe an der Rezeption hatte sie angestarrt mit großen Augen und offenem Mund, als wären sie Trolle. Harry war sich sicher, dass die Reaktion nicht nur ihm gegolten hatte. Ihre Augen waren zwischen Draco und ihm so schnell hin und her gewandert, dass er Angst gehabt hatte, sie bekäme davon ein Aneurysma.
Na, das beantwortete jedenfalls seine Frage, ob die breite Öffentlichkeit sich überhaupt noch an Draco Malfoy erinnerte oder nicht. Dracos Name war recht häufig in dem Medienchaos direkt nach dem Ende des Krieges aufgetaucht, aber das war schon lange her – Scheiße. Harry erinnerte sich plötzlich an die Schlagzeile, die Andi erwähnt hatte, als sie über Draco und seine Verbindung zu Harry gesprochen hatten. Die vom Propheten, der behauptet hatte, Draco und er seien magisch verbunden. Verdammt. Wenn man das im Hinterkopf hatte, hätte Dracos Rückkehr nicht auffälliger sein können, wenn er auf einem Ungarischen Hornschwanz hergeflogen wäre.
Harry atmete tief aus und warf einen Blick zur Holztür, hinter der Draco vor einer halben Stunde verschwunden war. Harry hatte seine Seite nicht verlassen wollen, aber der Heiler hatte deutlich gemacht, alleine mit Draco reden zu wollen, damit er frei über seine Erinnerungen sprechen konnte oder so ein Schwachsinn. Harry schnaubte müde, weil er genau wusste, dass der echte Draco sich komplett geweigert hätte, mit irgendwem über irgendwas zu sprechen. Abgesehen vielleicht von mir, dachte er unruhig und drehte den Zauberstab wieder zwischen seinen Fingern. Er wurde ungeduldig. Er wollte wissen, ob der Heiler denn irgendwas tun konnte. Vielleicht brachte er sogar welche von Dracos Erinnerungen zurück oder-
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Number Seven
FanfictionHP/DM Harry hat bereits kleine Kinder, eine Ex-Frau, nervige Kollegen und einen internationalen Verbrechering, mit denen er sich rumschlagen muss. Also wird er ihn natürlich vollkommen ignorieren, als Draco Malfoy nach acht Jahren Exil in Frankreich...