"Was machst du hier Luisa?!", fragte ich die Blonde in der Tür. "Sie sind Luisa Harrison?!", kam es von Vanessa, die Benjamin's Ehefrau mit offenem Mund anschaute. "Ja, die bin ich und wenn ich noch einmal mitbekomme, dass sie so mit Kathrin sprechen wird ihnen das mehr als leid tun." Augenverdrehend schloss ich meine Spindtür und sah sie genervt an. "Will ich wissen was du hier machst?!" Luisa lächelte mich vorsichtig an und deutete mit ihrem Finger hinter sich. "Gehen wir zusammen Mittag essen?" Eigentlich hatte ich so überhaupt keine Lust mit ihr zu reden, doch ich wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen als sowieso schon. Also nickte ich und schnappte mir meine Jacke. Kaum hatte ich sie angezogen, schwang die Tür auf und Dr. Glas stand in ihr. "Black! Woher auch immer Harrison weiß, dass sie bei mir nur Akten ab arbeiten. Wenn er noch einmal hier anruft und mir erzählt, dass sie besser jede Woche den OP drei mal von innen sehen, damit ich keinen Ärger, oder gleich eine Abmahnung wegen Bevorzugung von den anderen Assistenzärzte bekomme. Also wenn er noch einmal hier anruft wird ihnen das sehr leid tun.", wütete er mich an. Gespannt sahen die anderen Assis auf Luisa, die neben mir tief durchatmete. "Jetzt weiß ich warum Benjamin sich so aufregt, dass du hier her gegangen bist. Übrigens ist die Bedrohung einer Assistenzärztin ebenfalls ein Abmahnungsgrund. Nur das sie das wissen.", fauchte sie dann den Arzt an. "Achja und sie sind wer? Was haben sie überhaupt hier zu suchen?", knurrte der Luisa an. Jetzt konnte ich ein schadenfrohes Lächeln nicht mehr unterdrücken. "Wer ich bin? Ich bin Luisa Harrison. Frau von Benjamin Harrison! Und ich sage es ihnen, er wird sich sehr freuen von ihrem erneuten Fehlverhalten zu hören!" Mit diesen Worten schnappte sie sich meine Hand und zog mich hinter sich aus der Umkleide. Bei dem bestürzten Gesichtsausdruck von Dr. Glas musste ich nun doch leise Lachen. Wütend zog mich Luisa aus dem Krankenhaus und auf ein schwarzes Auto zu: "Ich verstehe ja, dass du von Benjamin weg wolltest, aber musste es ausgerechnet zu diesem Volltrottel sein?" Nun verging mir mein Lachen und ich entzog ihr meine Hand: "Was willst du wirklich hier Luisa?" Sie seufzte und sah mich mit ihren braunen Augen lange eindringlich an: "Ich möchte diese Geschichte mit dir klären. Benjamin und du habt es nicht verdient so verletzt zu werden. Nur wegen mir." Lachend legte ich mir meine Strähne hinter mein Ohr: "Ich wurde verletzt, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es Benjamin besonders verletzt hat." Die letzten Worte hatte ich nur noch geflüstert und schaute jetzt auf den Boden. "Jetzt geh bitte mit mir Essen und ich werde dir die ganze Sache aus meiner Sicht erzählen. Und du kannst mir nicht weiß machen, dass du wirklich nicht gemerkt hast wie sehr ihn die ganze Angelegenheit verletzt hat und wie sehr er unter der Situation leidet. Jetzt sei nicht so stur und steig ein!" Sie sperrte das Auto auf und ging zur Fahrerseite. Mit einem letzten Seufzer ließ ich mich auf dem Beifahrersitz nieder und schaute Luisa immer noch nicht an. "Danke. Gib mir eine Chance dir das Ganze aus meiner Warte zu erklären." Störrisch nach vorne blickend nickte ich.
Luisa hatte sich ein italienisches Restaurant ausgesucht und dort auch schon einen Tisch für uns reserviert. Wir gingen in das Lokal hinein, setzten uns an einen Tisch und Luisa tippte wütend auf ihrem Handy-Bildschirm herum. "Das wird diesem Dr. Glas noch leid tun. Benjamin und er können sich nicht leiden und konkurrieren schon seit längerem, dass heißt Dr. Glas möchte gerne mit ihm konkurrieren." Sie lächelte mich an, schaltete ihr Handy aus und steckte es in ihre Tasche. "Weiß Benjamin dass du hier bist?", fragte ich sie leise und schaute angestrengt in die Speisekarte. Einige Sekunden der Stille und es schien mich zu erdrücken. "Nein. Ich denke du solltest die Geschichte von mir hören. Ich weiß, dass er dir die Geschichte von seinem Unfall erzählt hat und wie es zu dieser gesamten Situation kam, aber ich möchte dir sagen warum ich zugestimmt habe, dass er das macht." Ein Kellner kam und wir gaben unsere Bestellung auf. "Ich war damals wirklich am Ende, in meiner Familie stand Heiraten und Kinder bekommen immer an erster Stelle. Dass ich einfach nur für meine Karriere und für meine kleinen Patienten leben wollte haben sie nie verstanden. Der Traum meiner Stiftung rückte in weite Ferne wenn überhaupt. Die Einzigste die noch hinter mir stand war meine Mutter. Sie hat mich verstanden, wollte selber Karriere machen, doch ihre Eltern haben sich dagegen gestellt. Als ich dann ankam mit Benjamin als meinem Verlobten, hatte sie sofort geahnt, dass da etwas nicht stimmte. Genau wie Franklyn, der Bruder von Benjamin." Ich nickte verstehend: "Ja ich hab ihn gestern kennen gelernt. Er war hier für eine Operation. Ich durfte ihm assistieren." Luisa lächelte mich leicht an. "Ja Franklyn ist ein extrem empathischer Mensch. Er hat sofort gemerkt, dass etwas an unserer Beziehung nicht stimmt. Er hat versucht es heraus zu finden, aber Benjamin hat total abgeblockt und alles mit sich alleine ausgemacht. Nicht mal mir hat er von dir erzählt." Sie schniefte und sah mich entschuldigend an. "Wenn ich gewusst hätte, dass er eine Freundin hat und mit der so glücklich war, hätte ich ihm eine geknallt und ihm gesagt was für ein riesengroßer Idiot er ist. Er ist mein bester Freund und ich wollte immer, dass er sein Glück findet." Der Kellner kam wieder und stellte uns Getränke und das Essen auf den Tisch. Wir bedankten uns bei ihm und so ging er wieder. "Ich weiß, dass es unendlich viel verlangt von dir ist, aber denkst du nicht, dass du ihm verzeihen kannst. Er geht in New York ohne dich kaputt Kath." Sie ließ mich nicht aus den Augen. "Ich hab ihn noch nie so gesehen, als wenn er von dir erzählt. Seine Augen strahlen so unendlich viel Sehnsucht aus wenn er von dir und euerer gemeinsamen Zeit erzählt. Ich hab ihn noch nie so glücklich gesehen als wenn er über dich spricht. Also ich flehe dich an. Geh zurück nach New York, rede mit ihm und gebt euch beiden nochmal eine Chance." Ich nahm meine Gabel in die Hand und fing an zu essen.
Nachdem Essen hatte Luisa mich noch zum Wohnheim gefahren und so saßen wir nun vor dem Heim noch eine geraume Zeit im Auto. "Denkst du wenigstens darüber nach?", fragte Luisa dann irgendwann in die Stille. Ich ließ ein paar Sekunden vergehen bis ich leise zu ihr sagte: "Immer wieder denk ich darüber nach, was wäre wenn ich einfach nur zu ihm gehen würde, ihm verzeihen würde. Aber ich kann das nicht. Im Moment kann ich das einfach noch nicht. Ich wäre einfach nur mal froh, nicht immer seinen Namen zu hören und mich dauernd mit ihm beschäftigen zu müssen. Dass er sich immer in alles einmischen muss, macht die ganze Sache auch nicht gerade einfacher für mich." Luisa grinste. "Er will doch nur, dass es dir hier gut geht, dass Dr. Glas dich so behandelt, wie es dir zusteht." Wieder ein paar Sekunden Stille. "Und wie es aussieht, behandelt er dich ja wirklich nicht gut. Also hatte er mit seiner Befürchtung sogar Recht." Luisa grinste mich an. Ein kleines Lächeln huschte kurz über mein Gesicht, dann schnallte ich mich ab und stieg aus. "Sehen wir uns wieder Kath?"
Hallo ihr Lieben,
heute geht es wieder weiter mit unserer Kath :)
Hoffe das Kapitel gefällt euch :)
Eure Bella <3
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Doktor Kotzbrocken
RomanceDie junge Assistenzärztin Kathrin hat gerade erst eine Trennung durch gemacht. Von einem auf den anderen Tag machte ihr Freund Benjamin, ohne erdenklichen Grund, mit ihr Schluss. Gerade als sie halbwegs über diese Trennung hin weggekommen ist, macht...