Kapitel 27: „Washington"

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Benjamin war tatsächlich noch zwei Tage geblieben und dann schlussendlich wieder nach New York abgereist. Die restlichen Tage hatte ich immer wieder seine Nähe gesucht und hatte es total genossen, dass er wieder bei mir war. An seinem letzten Tag hatte er mich noch einmal gefragt ob ich nicht doch mit ihm zurück nach New York kommen wollte. Aber auch hier lehnte ich ab. Ich konnte doch nicht zulassen, dass Luisa ihren Traum nicht verwirklichen konnte. Das war jetzt schon wieder zwei Wochen her und jeden Tag könnte ich mich selber dafür schlagen, dass ich nicht mit ihm nach Hause gegangen war. Dr. Glas wurde mir gegenüber von Tag zu Tag schlimmer und es machte mich schon regelrecht fertig, wenn ich ihn nur sah. Auch die Kollegen wurden immer mürrischer und abweisender, wenn sie mich nur von weitem sahen und das Arbeiten machte mir überhaupt keine Freude mehr. Ich sehnte mich nach der Geborgenheit in meiner WG und der Erfüllung nach einem arbeitsreichen Tag in der New Yorker Klinik. Ich vermisste meine Freunde, meine alten Kollegen und am schlimmsten war die Sehnsucht nach Benjamin. In den letzten Tagen hatte ich ihm immer häufiger auf seine Nachrichten geantwortet und so schrieben wir mittlerweile sehr viel miteinander. Gerade waren Dr. Glas und ich in einem Patientenzimmer und der Oberarzt klärte die Patientin über den Verlauf ihrer weiteren Behandlung auf. Genauso einen Fall hatte ich in New York schon mit Benjamin behandelt und hatte Dr. Glas auch die Behandlungsmöglichkeit, die wir in New York durchgeführt hatten, erklärt. Daraufhin war Dr. Glas total ausgeflippt und hatte mich eine halbe Stunde lang klein gemacht. Dass es ihm egal wäre wie Dr. Harrison seine Patienten behandle. Immerhin wäre es seine Patientin und da hätte kein anderer Arzt etwas zu melden. Also stand ich nun stumm neben ihm. Sowas von nicht einverstanden mit dem wie er seinen Patienten behandeln wollte, aber ich hielt meinen Mund und verfluchte mich mal wieder für meine Entscheidung die Klinik gewechselt zu haben. Warum hatte ich nicht einfach mit Benjamin nach New York zurück gehen könne? Ich seufzte auf und strich mir ein Fussel von meinem Kittel. "Haben sie noch etwas dazu zu sagen Miss Black?!", kam da auch schon drohend von meinem Oberarzt. Schnell schüttelte ich den Kopf. Nicht schon wieder wollte ich in seine Schusslinie geraten. Nachdem er mit der Aufklärung fertig war, gingen wir zurück in das Ärztezimmer. Dort stand Professor Koli, er war sowas wie der Chef der Klinik, nur dass er immer noch Professor Harrison unterstand. "Ah da sind sie ja Miss Black. Ich wollte ihnen nur kurz mitteilen, dass Professor Harrison sie zu einer Operation nach Washington beordert hat. Sie werden diese mit Dr. Harrison durchführen. Ihr Flug geht morgen früh um 5 Uhr.", meinte er entschuldigend. Sofort schritt Dr. Glas ein: "Kann ich auch einen anderen Assistenzarzt schicken? Miss Black hat hier gerade einen wichtigen Fall zu erledigen." Der Professor sah ihn streng an: "Habe ich gesagt das Professor Harrison einen Assistenzarzt angefordert hat oder dass er Miss Black angefordert hat?" Dr. Glas aber gab nicht auf: "Aber Miss Black hat schon sehr viele Operationen und es wäre doch fair den anderen gegenüber, wenn ein anderer Assistenzarzt fliegen dürfte." Der Professor schien zu überlegen. "Na gut. Ich werde in New York noch einmal nachfragen und ihnen später Bescheid geben. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass Prof. Harrison irgendeinen anderen Assistenzarzt wollte." Mit diesen Worten nickte er uns noch einmal zu und verließ den Raum. Dr. Glas schloss kurz die Augen und sah mich dann herausfordernd an: "Natürlich fordert Papa Harrison speziell sie an, der Junior wird schon richtig genervt haben." Ich blickte ihm direkt in die Augen: "Was wollen sie damit andeuten?!" "Ich habe sie gesehen, als er hier war. Sie sind in sein Auto eingestiegen. Da wundert mich überhaupt nichts mehr!" Er trat näher an mich heran und grinste mich herablassend an: "Wie ist das so wenn man mit seinem Oberarzt ins Bett geht, um an gute Operationen zu kommen?" Da brannte bei mir eine Sicherung durch und ich gab ihm eine schallende Ohrfeige. Mit den Worten "Kommt auf den Oberarzt an" drehte ich mich wutentbrannt um und lief aus dem Raum.

Den restlichen Tag war ich Dr. Glas so gut es ging aus dem Weg gegangen. Doch als ich jetzt das Ärztezimmer betrat, um meine Akten abzulegen bevor ich nach Hause ging, stand er am Telefon und sah ziemlich kleinlaut aus. "Natürlich Professor Harrison." Neugierig schaute ich auf und konnte mir ein leicht schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen, als mich sein Blick traf. "Aber natürlich wird Miss Black fliegen." Er sah mich böse an und ich legte in aller Seelenruhe eine Akte nach der Anderen ab. "Aber natürlich widerspreche ich ihnen nicht Professor. Sie wissen doch am besten wer mit ihrem Sohn operieren sollte." Ich steckte meine letzte Akte weg, drehte mich zu Dr. Glas um und wartete. "Natürlich wird das nie wieder vorkommen. Ja. Danke. Auf Wiederhören." Er legte auf und sah mich an als wollte er mich gleich in der Luft zerreißen. "Ihnen wird das Ticket zugeschickt. Wir sehen uns dann in spätestens einer Woche.", knurrte er. "Danke." Fröhlich pfeifend ging ich an ihm vorbei und verschwand in der Umkleide.

Als ich am Abend meine Wohnung aufschloss und sie betrat, schien mich die Stille sofort zu erdrücken. Schnell duschte ich, schob mir eine Pizza in den Ofen und rief per FaceTime bei Leander an. Ich wusste das Anila heute Spätschicht hatte und Simon noch etwas in der Uni erledigen musste. So war auch mein blonder Ex - Mitbewohner allein zu Hause. Doch an sein Handy ging er nicht und so legte ich nach ein paar Minuten wieder auf. Da sah ich das Benjamin mir eine E-Mail geschickt hatte: "Hallo Kath! Hab dir dein Flugticket angehängt :) Freu mich dich morgen wieder zu sehen! Benjamin" Mit einem Lächeln speicherte ich das Ticket ab und ging auf seinen Chat. "Danke für das Ticket!" Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, kam er auch schon online. Mit einem Lächeln auf den Lippen tippte ich: "Freu mich auch!" Dann machte ich mein Handy aus und holte mir meine Pizza. Setzte mich vor den Fernseher und fing eine neue Serie an. Nachdem ich fertig gegessen hatte, packte ich meinen Koffer zusammen. Ich packte ungefähr fünf Mal um, bis ich den Kopf über mich selbst schüttelte. Schnell räumte ich nun passende Sachen in den Koffer. Auch in meine Handtasche schaute ich, ob ich alle wichtigen Dinge dabei hatte. Nun bestellte ich mir noch ein Taxi zum Flughafen. Abschließend legte ich mir schon mal meine Anziehsachen für morgen zurecht und stellte mir einen Wecker. Da sah ich das Benjamin nochmal geschrieben hatte: "Schlaf schön Kath und denke nochmal über deinen Standpunkt nach!" Nachdenklich legte ich mein Handy zur Seite und schlief schnell ein.

Hay Leute,

heute geht es wieder weiter mit Kath und Benjamin ;)

Eure Bella <3

Doktor KotzbrockenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt