Ich konnte es kaum glauben, dass es jetzt schon sechs Wochen her war, seit ich Benjamin noch eine Chance gegeben hatte. Wir haben es unendlich genossen, dass wir noch ein paar Tage für uns allein hatten. In Washington waren wir eine gute Woche geblieben und hatten die Operation und die Nachsorge gut hinter uns gebracht. Benjamin hatte sich dann sein Flugticket nach Los Angeles umgebucht und war mit mir geflogen. Er wollte mich nicht allein lassen und ich war glücklich darüber. Kaum waren wir in L.A. gelandet, hatten wir uns schon die Flugtickets nach New York, für den nächsten Tag besorgt und waren zu meiner Wohnung gefahren. Da die Möbel drinnen bleiben würden hatten wir meine Kleidung und meine wenigen persönlichen Gegenstände in Koffer gepackt und meinen Spind im Krankenhaus leergeräumt. Als wir dort waren, wäre Benjamin fast der Kragen geplatzt als Dr. Glas wieder blöde Sprüche über uns abließ. Nach kurzem Überlegen hatte ich den Blonden zu mir gezogen und ihn vor versammelter Mannschaft geküsst. Daraufhin war selbst bei Dr. Glas Ruhe, da er sich wirklich nicht mit einem Harrison anlegen wollte. Lachend hatten wir das Krankenhaus verlassen und ich hatte mir geschworen nie wieder aus New York weg zu gehen. Naja, außer mit Benjamin, mit ihm würde ich überallhin gehen. Als ich dann am nächsten Abend vollgepackt vor der Tür der WG stand, waren die anderen Drei beinahe ausgeflippt vor Freude. Auch meine alten Kollegen hatten sich unglaublich gefreut, dass ich wieder da war und von Benjamin brauchte ich gar nicht erst zu reden. Er lief seit ich wieder da war die ganze Zeit mit einem breiten Lächeln im Gesicht herum. Ab und zu pfiff er sogar vergnügt vor sich hin.
In den letzten sechs Wochen haben Benjamin und ich viel miteinander unternommen. Wir waren Essen gegangen, ins Theater, hatten uns Filme im Kino angeschaut und waren auch sonst viel gemeinsam unterwegs. Auch bei ihm zu Hause war ich in der Zeit des Öfteren gewesen, doch in die WG hatte ich ihn noch nicht mitgenommen. Anila und Simon waren nicht gerade begeistert, dass wir beide uns wieder nähergekommen waren. Leander lachte nur immer in sich hinein und sah mich verschwörerisch an. Gerade saßen wir in einer kleinen Fallversammlung. Dr. Fisher, Anila, Benjamin und ich. Wir hatten uns in einen kleinen Konferenzraum zurückgezogen und der Blonde informierte die Anderen gerade über unseren neuen Fall. Während ich tiefenentspannt neben ihm saß und seinen Worten lauschte, funkelte Anila ihn von der anderen Seite des Tisches böse an. Ich warf meiner besten Freundin einen warnenden Blick zu, doch sie ignorierte mich konsequent. "Die Operation wäre dann für morgen Vormittag um 11 Uhr angesetzt. Kann ich dir irgendwie helfen Anila?" Benjamin schaute sie jetzt herausfordernd an. Dr. Fisher grinste mich an, zwinkerte mir zu und richtete seinen Blick dann auf Anila. Dass Benjamin und ich jetzt ein Paar waren, hatte sich wie ein Lauffeuer im gesamten Klinikum verbreitet und als Luisa mir am ersten Tag freudestrahlend um den Hals gefallen war und immer wieder "Das müssen wir feiern" gerufen hatte war es für keinen ein Problem. Auch Benjamins Eltern hatte ich bereits kennen gelernt und seine Mutter hatte mich schon bei unserem ersten Treffen adoptiert. Sein Vater hingegen war am Anfang noch etwas zurückhaltend, doch als auch sein Bruder und dessen Frau samt Kindern mich freudig und voller Herzlichkeit in der Familie begrüßten war auch er langsam aufgetaut. Mittlerweile aßen Benjamin und ich seit 3 Wochen einmal in der Woche bei seiner Familie zu Abend und genossen die Stunden immer sehr. Zumindest ich, da seine Mutter und sein Bruder sämtliche peinlichen Geschichten aus Benjamins Kindheit und Jugend auspackten und mich damit sehr erheiterten. Benjamin hingegen funkelte sie immer wütend an, als wollte er, dass sie in Grund und Boden versanken. Doch damit erheiterte er alle nur noch mehr. Zurück ins Hier und Jetzt gerissen merkte ich wie Anila anfing zu sprechen: "Ich finde das einfach nicht gut, gar nicht gut. Du kommst so mir nichts dir nichts an, sagst einmal Entschuldigung und schon fällt sie dir freudestrahlend um den Hals. Du wirst ihr nur wieder weh tun und da habe ich überhaupt keine Lust drauf." Wütend haute ich auf den Tisch: "Das hatten wir jetzt schon so oft Anila. Es ist meine Entscheidung mit wem ich mein Leben verbringe. Er hat sich auch nicht nur einmal entschuldigt, also halt bitte deinen Mund, wenn du keine Ahnung hast. Außerdem sind wir hier bei der Arbeit und da hat Privates nichts zu suchen". Benjamin legte mir beruhigend seine Hand auf den Oberschenkel und schaute mich ernst an, dann wandte er sich an meine sprachlose Freundin. "Was sie eigentlich sagen wollte ist, dass ich ihr nicht mehr wehtun werde. Kath und ich haben da oft und lang darüber gesprochen und wir wollen es noch einmal mit einander versuchen. Ich verspreche dir, ich werde alles dafür tun, dass sie glücklich ist, es ihr gut geht und dass es mit uns klappt. Kath ist mein Leben und ich bitte dich nur darum mir auch noch eine Chance zu geben." Sprachlos sah ich zu meinem Freund und dann flehend zu meiner besten Freundin. Diese sah wieder nur eindringlich zu Benjamin. Sekunden der Stille breiteten sich aus und die Beiden sahen sich einfach nur an. Mit einem leisen Seufzer nickte sie plötzlich und fing an zu lächeln. "Na gut. Eine hast du noch, aber nochmal so eine Sache und ich schwör dir du wirst deines Lebens nicht mehr froh." Benjamins Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und er nickte. "Tut mir leid Kath, aber es musste raus". meinte Alina zerknirscht in meine Richtung. Ich nickte ihr kurz zu und nach diesem Zwischenfall besprachen wir noch die restlichen Einzelheiten der Operation bevor wir die Zusammenkunft beendeten.
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Doktor Kotzbrocken
RomanceDie junge Assistenzärztin Kathrin hat gerade erst eine Trennung durch gemacht. Von einem auf den anderen Tag machte ihr Freund Benjamin, ohne erdenklichen Grund, mit ihr Schluss. Gerade als sie halbwegs über diese Trennung hin weggekommen ist, macht...