16. Upsi

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Emily

Ich bin mir einer Sache ganz sicher: ich will nicht aufwachen. Also ist es absolut verständlich, dass ich mich bemühe die aufweckenden Faktoren zu ignorieren. Da wären die Sonnenstrahlen, welche mich blenden und es unter der Decke, langsam etwas zu warm werden lassen. Der Geruch von Kaffee, welcher mich sicher aus jedem hirntoden Zustand erwecken könnte. Und das Wissen, dass das Aufwachen unvermeidlich ist. Leicht öffne ich meine Augen, es tut weh. Ich hasse es wenn man verweint ins Bett geht und dann am nächsten Morgen mit schmerzen Auge zu tun hat. Was mich wieder zu dem Grund meiner Trauer bringt. Mein Vater, als ich sechs war ist er gestorben. Ich kann mich nur noch bruchstückweise an ihn erinnern, aber eins weiß ich ganz sicher und zwar das er nie gegangen wäre, wenn er eine Wahl gehabt hätte.
Auf dem Hocker, vor dem Bett liegt ein Stapel mit frischen Klamotten und eine Zettel mit einem Pfeil und dem Wort Bad darauf. Ich schätze dies ist ein eindeutiger Hinweis für mich.

Nachdem ich mich frisch gemacht habe, folge ich einfach dem Duft des Kaffees

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Nachdem ich mich frisch gemacht habe, folge ich einfach dem Duft des Kaffees. Und gelange nach ein paar Irrwegen, in eine wunderschöne, große Küche, in der ein halb nackter Matthew Frühstück zaubert und nebenbei schrecklich schief singt. Dieses Bild, zwingt mich zum Lachen und zu einer Entscheidung. Mit, „So kann, das nicht weiter gehen. Ich muss nach Hause!", mache ich auf mich aufmerksam. Er bleibt wie erstarrt stehen. Das Lächeln verschwindet aus seinem wunderschönen Gesicht und er legt den Pfannenwender auf die Arbeitsplatte. „Das geht nicht, noch nicht! Nicht bis ich genug Zeit hatte, dir zu beweisen, dass ich es bin. Dass ich der Richtige bin. Dass wir es sind. Dass wir nur uns brauchen, um glücklich zu sein. Dass ich es bin. Nur ich. Genauso wir du es bist, nur du", sagt er mit brüchiger Stimme und sieht mir dabei so tief in die Augen, dass ich Angst bekomme, er sieht etwas in mir, von dem ich noch nichts mitbekommen habe und es auch nicht möchte. Er redet weiter: „Du musst das Haus sehen. Ich hab es für uns gekauft. Es ist perfekt, um eine Familie zu gründen, groß und sicher. Ich hab ein legales Standbein aufgebaut. Alle Feindschaft beseitigt, es geht von nichts eine Gefahr aus. Alles ist vorbereitet damit wir glücklich werden können." „Matthew, das ist es nicht, was mir Sorgen bereitet. Ich kann das einfach nicht mehr. Ich bin das einfach nicht mehr. Okay, da gibt es einen Teil, welcher sich so stark nach dir und all dem hier verzehrt, dass es mich zerreißt. Aber es zerstört mich noch viel mehr, hier zu sein. Es macht mich kaputt. Ich kann es einfach nicht ertragen. Ich überlebe das nicht.", gestehe ich ihm unter Tränen. „Emily" sagt er behutsam, wird dann jedoch selten ernst, „das was ich vorgestern gesagt habe, ist immer noch aktuell. Solltest du deinen Verlobten noch einmal sexual berühren, so wird er binnen 24 Stunden tot sein. Klar?" Ich merke, wie unglaublich wütend und enttäuscht ich werde, wenn es auch nur mit einer Zelle seines Körpers ernst meinen würde, würde er mich los lassen. Es heißt doch, wenn du es liebst lass es los und kommt es zu dir zurück, gehört es dir.
Ich laufe auf ihn zu. Bleibe kurz vor ihm stehen.  Sehe ihm mit stechen Blick in die Augen. Setze mein süßestes Lächeln auf und  sage ganz freundlich: „Klaro!" Zudem schmeiße die Ölflasche, welche zwischen uns auf der Arbeitsplatte steht mit einer gezielten Handbewegung runter. „Upsi. Ich hoffe, die möchtest du nicht gern."
Matthew sieht mich erst nur stumm an, während sich das teuere, kaltgepresste Olivenöl auf dem Biden und um unsere Füße verteilt. Dann jedoch fangen seine Mundwinkel zu zucken an, es breitet sich über sein Gesicht aus, erreicht seine Augen und er fängt lauthals an zu lachen. Mit, „Oh Em! Bist du wieder trotzig" dreht er sich wieder zu seinem Pancake  und wendet ihn. „Das ist unglaublich süß, wie ich deine Trotzaktionen vermisst habe, und uns, es macht mich auch ein bisschen an", sagt er nun wieder zu mir gewandt und besitzt die Frechheit gegen meine Nase zu stupsen.
Ich kann es nicht fassen, dieser hirnlose Primat! Was um Himmels Willen bildet er sich ein. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen und mir bleibt nur die schirre Wut. Meine Hände formen sich von selbst zu Fäusten. Das erste Mal in meinem Leben, verspüre ich den Trang, einem andern Lebewesen körperlichen Schmerz zu zufügen. Ich kann mich nicht zurück halten und stütze mich auf ihn. Er registriert meine Bewegung und dreht sich zu mir, so dass ich ihn frontal treffe. Da wir beide wohl nicht damit gerechnet haben, dass ich das tue. Treffe ich ihn vollkommen unvorbereitet, durch den leicht glitschigen Boden, verlieren wir den Halt und fallen einfach nach hinten über.
Es geht so schnell, er fällt, sein Kopf schlägt auf. Ich über ihm.
Er macht ein dumpfes Schmerzgeräusch, seine Augen bleiben geschlossen. Ich rutsche mich zurecht, lasse meine Beine über seine Lenden streifen, sodass ich mich leicht aufsetzen kann und umfasse sein Gesicht mit meinen Händen: „Matthew?" Es geht so schnell das ich gar nicht merke in welche Position ich mich gerade bringe. Er bewegt sich nicht. „Matthew?", frage ich lauter und bewege mich automatisch auf sein Kopf zu. Streiche mit meinem Daumen einmal über seine Wange und er öffnet zum Glück seine Augen. Erleichtert atme ich durch und schließe die Augen, alle Anspannung fällt von mir ab, bis ich seine Lippen auf Meinen spüre. Wie seine Hände zu meiner Taille wandern, während ich mich aufrichtet. Ein halbherziger Versuch seinem Kuss zu entkommen.

 Ein halbherziger Versuch seinem Kuss zu entkommen

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