Jemanden vermissen

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Wincents POV

Ich sehe ihr Kopf schüttelnd hinterher. Wie kann man nur so verklemmt sein und alles durch Planen? Aber anderseits ist sie durch ihre natürliche Art auch so sexy und ihr Arsch...
Stopp Wincent! Sie ist nichts für dich! Ihr habt zusammen gearbeitet, das heißt sie ist tabu.
Mit einem Blick nach unten zu meiner Hose, sehe ich, dass es jedoch leichter gesagt als getan ist, da sich dort eine kleine Beule gebildet hat. Yey, kalte Dusche, ich komme! Seufzend nehme ich mir eine frische Boxershorts und gehe ins Bad, wo ich mich ausziehe und die Dusche betrete.
Zwei Duschen hinter einander in nicht mal einer Stunde. Neuer Rekord!

Nach der Dusche gehe ich auf den Balkon und setze mich dort etwas hin, um nachzudenken. Dabei treten mir ständig ihre grünen Augen vor meinem geistigen Auge und ich muss seufzen. Was macht sie nur mit mir? Wir kennen uns doch gerade mal zwei Sekunden und doch geht sie mir gerade nicht aus dem Kopf!
Reiß dich zusammen, Weiß!
Ich schimpfe in Gedanken mit mir, ehe ich mich am Nachmittag dazu entscheide, etwas Sport treiben zu gehen und mich dann für einen kleinen Auftritt in einem Club vorbereite. In Oldenburg war ich bis jetzt noch nie.
Das nächste wäre Bremen, aber es ist doch immer das erste Mal, oder?

Ein ganzes halbes Jahr ist nun vergangen und heute habe ich einen Auftritt im Hamburger Stadtpark. Wir sind komplett ausverkauft und ich bin gespannt. Vor mir haben aber noch ein paar andere ihren Auftritt. Ich bin der vor letzte, der seinen Auftritt hat. Oh Mann. Hoffentlich wird alles gut!
Natürlich habe ich wie immer Lampenfieber, weswegen ich gerade auch nervös und überdreht durch die Gegend laufe. Hin und wieder schaue ich auf der Bühne vorbei und filme ein paar Storys für Instagram und sehe auch, das Yvonne mir mal wieder eine SMS schreibt.
Nein Kleine, so nicht! Du hast Schluss gemacht und nicht ich! Mit den Gedanken versuche ich den Schmerz zu unterdrücken, der sich jedes Mal in meiner Brust breit macht, wenn sie sich meldet oder wenn ich einen neuen Post von ihr auf Instagram sehe, wie sie mit ihrem neuen Freund auf dem Festival ist.
Was hat dieser Marek nur, was ich nicht hab? Vielleicht hätte ich beim Laufen nicht unbedingt auf mein Handy starren sollen, denn gerade als ich aus dem Backstagebereich rausgehen will, spüre ich, wie die Erdanziehung mich zu Boden zieht.

„Verdammt nochmal! Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?", höre ich jemanden schimpfen.
Ich stehe auf und klopfe mir den Dreck von meiner Hose.
„Was machst du denn hier?", fragt die Stimme weiter und als ich aufsehe, entdecke ich Charlie vor mir stehen.
Die Fotografin vom Shooting in Neujahr, die mir seit Monaten die eine oder andere erotische Fantasie beschert.
„Ich? Ich hab hier heute einen Auftritt und laufe gerade etwas umher, da ich noch Zeit habe. Und du? Musst du nicht arbeiten, anstatt Leute umzurennen?"
Charlie funkelt mich wütend an und hebt ihre Kameratasche.
„Ich bin hier nicht zum Spaß! Außerdem hast du ja wohl auf dein Handy gestarrt und nicht darauf geachtet, wohin du läufst." Ich lache.
„Jetzt komm mal wieder runter! So schlimm war es jetzt auch wieder nicht. Du bist doch weich gelandet. Ich hingegen naja... Mein Arsch hat den Boden geküsst. Ich habe dich sehr gerne aufgefangen." Charlotte schnauft und schiebt sich an mir vorbei. Ich grinse und gehe in den Backstagebereich zurück, wo ich mir noch einen Snack genehmige und eine Flasche Bier öffne.

Charlies POV

Wie kann man nur so von sich selbst überzeugt sein? Er glaubt auch, dass ihm die Welt gehört und alle Mädchen auf seine Art stehen und sich ihm direkt um den Hals werfen. Ja, davon gibt es bestimmt diverse Exemplare. Aber ich, Charlotte Schuster gehört auf gar keinen Fall zu denen.

-20:30 Uhr-

„HALLO HAMBURG!", höre ich Wincent rufen und den Klang seiner rauen Stimme jagt mir komischerweise einen Schauer über den Rücken. Nicht mal Maik, mein Ex hat so eine krass raue Stimme gehabt. Jetzt vergiss diesen Trottel doch mal! Er hat sich belogen und betrogen. Er hat nicht einen Gedanken von dir verdient! Mein Gewissen hat natürlich recht. Aber leider war das nicht so leicht, wie man annehmen soll.