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- Silvester 2019 -

Charlies POV

Silvester in den Bergen. Wer hat je gedacht, dass Maik so romantisch ist.
„Hast du damit gerechnet, Schatz?", fragt er und drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen.
Ich muss lächeln.
„Nein, aber deswegen freut es mich um so mehr. Danke Maik. Du machst mich zur glücklichsten Frau der Welt!", sage ich und drücke lächelnd seine Hand.
Maik lächelt mich ebenfalls an und lässt mich schließlich los.
„Komm, lass uns auspacken und dann auf die Piste."

Dort angekommen zeigt er mir genau und mit Engels – Geduld was ich machen muss.
„Sei vorsichtig, okay? Wir fahren ganz langsam, okay?", sagt er und ich sehe meinen Freund dankbar an.
„Sehr gnädig von dir, mein Schatz. Also gut, ich bin bereit"
Maik lacht und gibt mir einen sanften Schubser.
Ich quietsche trotzdem leicht ängstlich auf und düse langsam die Anfängerpiste runter.
„Oh Gott, Maik!", schreie ich und ich werde immer schneller.
„Versuch zu bremsen!", ruft er mir von hinten zu. Schlaumeier! Ich versuche es wirklich, was mir natürlich nicht gelingt und so spüre ich etwas Weiches unter mir, als ich von der Schwerkraft letztendlich zu Boden gezogen werde.

„Können Sie nicht aufpassen?", schimpfe ich.
Mein Gegenüber grinst und nimmt seine Snowboardbrille ab.
„Du bist doch in mich reingefahren, Charlie!"
Wincent sieht mich grinsend an, als wir uns Beide aufrappeln.
„Sag mal, folgst du mir, oder was?", schimpfe ich und klopfe mir den Schnee von der Hose.
„Ähm, nein. Ich bin hier mit meiner Familie. Wir verbringen jedes Silvester hier. Du scheinst mir zu folgen."
Ich schnappe nach Luft.
„Das denkst auch nur du! Maik hat mich eingeladen!"
Eben dieser kommt gerade bei uns an.
„Hey Wincent. Nett dich wiederzusehen! Wo sind Sie letztens gewesen? Wir haben Sie am Morgen vermisst."
Wincent räuspert sich.
„Ich musste meinen Flug bekommen, deswegen bin ich in der Nacht schon weg."
Maik nickt und sieht mich an.
Ich sehe schnell weg. Warum fühle ich mich so ertappt? Weil er nicht weiß, dass du ihn in dieser Nacht betrogen hast! Mein Gewissen macht mir noch einmal klar, was ich falsch gemacht habe.
Und du lässt mir diesen bescheuerten Brief da!
Als ich an diesen Brief denke, werde ich sauer.
Maik nickt.
„Was führt Sie hierher?", fragt er und legt seinen Arm um meine Schulter, wo ich kurz einen Blick drauf werfe.
„Ich bin hier mit meiner Familie und..."
Im nächsten Moment hält jemand bei Wincent an. Es ist eine kleinere Person, scheinbar eine Frau.
„Wincent. Shayenne, Hansi und Brigitte warten schon!"
Ich verziehe das Gesicht bei dem Klang dieser schrillen Stimme.
„Ja, ich bin gleich bei euch. Halt mir doch einen Platz frei. Ja?"
Sie nickt und als sich die Beiden küssen, drehe ich mich zu Maik um. Schnell ziehe ich ihn an meine Brust heran und lege meine Lippen auf seine.
Was du kannst, kann ich schon lange, denke ich und grinse, als mein Freund den Kuss vertieft.
Schnell schiele ich zu Wincent rüber, der ebenfalls zu mir schaut, während er seine Eroberung küsst.
Schließlich lösen wir uns voneinander.
„Wow, Charlie! So kenne ich dich ja gar nicht!", ruft Maik aus und grinst. Ich sehe Wincent herausfordernd an.
Dieser erwidert meinen Blick und ich kann seine Gedanken erahnen auch trotz, dass er seine Snowboard - Brille wieder aufgesetzt hat.
„Wir müssen dann auch. Meine Familie wartet. Komm Charleen!"
Charleen? Sein Ernst? Ich sehe den Beiden nach.
„Kommst du auch, Schatz? Ich möchte mit dir noch eine Runde Ski fahren."
Ich drehe mich um.
„Du, ich glaube ich gehe lieber zur Hütte und gönne mir eine heiße Sauna. Dieses Ski fahren ist nichts für mich..."
Maik lächelt und küsst mich.
„Ist gut, wir sehen uns dann beim Essen."
Ich lächle.
Ob ich enttäuscht bin, dass er nicht mit gekommen ist? Etwas. Aber dafür soll ich ja eine andere Gesellschaft haben. Seht selbst.

Nur mit einem Handtuch bedeckt betrete ich die Sauna und lasse mich seufzend auf die Bank nieder.
„Hallo, Charlie! Schön dichwiederzusehenn!"
Angela sitzt auf der Bank mir gegenüber.
Ich stehe lächelnd auf und gehe zu ihr. Ich setze mich und umarme sie.
"Angela! Wie geht es dir?", frage ich daraufhin. Angela lächelt.
„Es könnte mir kaum besser gehen", sagt sie. „Warum bist du nicht bei Wincent auf der Piste?", frage ich neugierig. Angela rollt mit den Augen und lacht.
„Ich gehe dieser Charleen aus dem Weg. Seit Wincent mit ihr angebandelt hat, hängt sie andauernd auf unserer Pelle. Ich meine, dass er sie zu unserem Familienurlaub mit genommen hat..." Sie seufzt.
„Was? Wie lange können sich die Beiden kennen? Zwei oder drei Tage? Wie kann er es euch antun?"
Jetzt räuspert sie sich.
„Na ja, er wollte eigentlich dich mit nehmen."
Meine Augen weiten sich.
Wie bitte? Angela dreht sich in meine Richtung und nimmt meine Hände in ihre.
„Hör zu, Kleines. Ich mische mich ungern in eure Liebesgeschichte ein, aber ihr zwei seid so stur, dass ihr Beide nicht zugeben wollt, was ihr für den anderen empfindet.
Aber glaub mir, ich weiß, wann mein Sohn glücklich ist und wann nicht.
Du hast ihn zum ersten Mal nach Yvonne so umgehauen und jetzt wo er diese dumme... lassen wir das, du weißt was ich meine. Jedenfalls erkenne ich ihn kaum wieder."
Ich sehe Angela etwas mitleidig an.
„So leid es mir tut, Angela. Aber ich bin glücklich vergeben."
Jetzt sieht sie mich eindringlich an.
„Ist das so? Ich meine wir konnten noch nicht viel Zeit miteinander verbringen, aber als du bei uns warst, da haben deine Augen gestrahlt, besonders im Schwimmbad, als du mit Wincent und Shayenne herumgealbert hast.
Und jetzt sitzen wir hier seit bereits fast zehn Minuten und in deinen Augen sehe ich nicht dieses Charlie-Glitzern. Was ist los?"
Ich ziehe meine Stirn kraus.
„Mit mir ist alles in Ordnung, Angela. Aber danke der Nachfrage.
Und zur Sache mit Wincent... Ich weiß nicht, ob je etwas aus uns geworden wäre, aber er hat mich zu spät gefragt, ob ich seine Freundin sein will.
Da war ich bereits mit Maik zusammen."
Angela lächelt und streichelt meine Wange, als sie aufsteht.
„Charlie, es ist niemals zu spät, wenn man etwas wirklich möchte. So, ich muss dann aber auch raus hier, sonst bin ich bald ein verschrumpelter Krebs!", lacht sie und ich sehe ihr nach.
Zurück bleibt eine nachdenkliche Charlie.

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