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Charlies POV

Nach einem gemütlichen Frühstück verabschiedet Philipp sich.
„Ich melde mich bei dir wegen Paris und New York. Bleib gesund, ja? Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen!"
Ich lächle und umarme ihn.
„Danke, dass du mir diese Chance besorgst! Du bist echt toll!"
Er lacht und gemeinsam gehen wir zum Waffenplatz. Ich steige in meinen BMW, Philipp nimmt sich ein Taxi.
Er muss wieder nach Berlin zurück.

Zu Hause genehmige ich mir eine heiße Dusche, ehe ich mich in Jogginghose und Cropp-Top und mit einem Becher Kaffee an meinen Mac setze.
Sofort sehe ich fünf ungelesene Mails. Alle vom selben Absender.
Ich seufze und klicke sie durch.

Von: WincentWeiß@gmail.com
an: Charlotte_Schuster@gmail.com
Betreff: Es tut mir leid!

Hey Charlotte,

Es tut mir echt sehr leid, was gestern passiert ist! Ich bin so sonst nicht, das kannst du mir glauben! Bitte, lass uns reden. Ich muss dich sehen!

Wincent

Nachdem lesen, schaue ich mir die nächste Nachricht an. Ich muss seufzen. Was soll das, Wincent?

Von: WincentWeiß@gmail.com
an: Charlotte_Schuster@gmail.com
Betreff: Bitte antworte

Charlotte, bitte antworte mir. Ich möchte das klären. Lass mich bitte nicht so nach Hause fahren. Im Streit gehen, das ist nicht mein Ding. Wir sind doch Freunde!

Wincent

So wie diese Mail klingt, hat er noch nie geschrieben, aber ich kann keine Rücksicht nehmen. Auch diese ignoriere ich und sehe mir die nächste an.

Von: WincentWeiß@gmail.com
an: Charlotte_Schuster@gmail.com
Betreff: VERDAMMT MACH SCHON!

JETZT ANTWORTE DOCH ENDLICH! BIN ICH NICHT MAL EINE ANTWORT WERT? DACHTE, DASS WIR ERWACHSEN SIND!

Wincent

Wow, jetzt sogar schon in Großbuchstaben..., denke ich mit einem Schmunzeln im Gesicht. Die nächste aber bringt mich nochmal genau so zum Grinsen.

Von: WincentWeiß@gmail.com
an: Charlotte_Schuster@gmail.com
Betreff: Tut mir leid

Tut mir leid, Charlotte. Ich... wollte dich nicht so anfahren, war genauso wenig erwachsen, wie dein Verhalten gerade. Bitte lass uns ein Treffen vereinbaren, damit wir es klären können. Ich muss dich wirklich sehen. Es wird dann das letzte Mal sein, wenn du willst. Das verspreche ich dir.

Wincent

Ich schüttele den Kopf. Jetzt übertreibt er aber. Ich bin kurz gewillt ihm zu antworten, entscheide mich aber dagegen. Ich muss standhaft sein. Er soll nicht glauben, dass ich eile, wenn er schnipst.

Von: WincentWeiß@gmail.com
an: Charlotte_Schuster@gmail.com
Betreff: Nummer

Charlotte, bitte melde dich bei mir auf WhatsApp. 0176/31457891.

Wincent

So kommt es, dass ich alle fünf Mails unbeantwortet in den Papierkorb verschiebe. So nicht mein Lieber!

Wincents POV

Es vergehen drei Tage und es herrscht immer noch Funkstille. Am nächsten Tag soll es für mich wieder nach Hause gehen. Und davor möchte ich es geklärt haben.
Und da es mir jetzt langsam reicht, steige ich in den nächsten Bus und fahre bis zum Julius-Moosen-Platz. Von dort aus gehe ich zum Waffenplatz und von dort aus komme ich in die Wallstraße.
Sie wird sich mir anhören müssen.
Ich werde mich ihr erklären dürfen. Das ist mein Recht!, denke ich und gehe rein. Oben höre ich die Musik von Linken Park. Ich muss grinsen. Guter Geschmack, Charlotte., denke ich grinsend und gehe in die Wohnung. Mein nächster Weg führt mich in ihren Fotoraum und dort sitzt sie an ihrem Schreibtisch. Sie wirkt sehr konzentriert. Ich lächle und gehe zu ihr.
„Dein Computer funktioniert also doch", stelle ich fest und setze mich auf die Kante ihres Schreibtisches. Sie sieht mich an.
„Was willst du hier, Wincent?"
Sie klingt sehr reserviert.
„Ich möchte mit dir reden." Sie runzelt die Stirn. „Worüber?" Ich sehe sie an.
„Das weißt du ganz genau." Sie seufzt.
„Hör zu, wenn du wieder mit deiner Ex zusammen bist, dann geht es mich echt nichts an. Es ist deine Sache, ja? Dass unser Pakt damit jetzt Geschichte ist, sollte auch klar sein." Ich lächle.
„Und warum bist du dann sauer auf mich und ignorierst meine Mails?" Sie schnaubt.
„Ich bin doch nicht sauer auf dich. Ich mag es nur nicht, wenn man mich sitzen lässt, obwohl man mir eine verbindliche Uhrzeit versprochen hat. Ich meine, es ist wohl eine Selbstverständlichkeit, einem wenigstens eine Nachricht zu schreiben, wenn man sich verspätet oder wenn man nicht kommt. Aber nein, dann taucht man doch auf. Mit der Ex. Aber okay, wenn dir solche Höflichkeiten nichts bedeuten..."
Ich sehe sie wissend an.
Natürlich ist sie sauer auf mich, das gibt sie mir gerade deutlich zu spüren. Und jetzt ziehe ich sie auf die Beine und zu mir.
„Ich verstehe deine Wut und ich entschuldige mich hiermit offiziell bei dir. Es war nicht richtig von mir, es tut mir sehr leid! Und wegen Yvonne... Sie wollte nur sehen, ob sie nicht vielleicht doch noch etwas für mich fühlt. Tja, dem ist leider nicht so. Also bin ich jetzt ganz allein."
Jetzt legt sie eine Hand an meine Schulter.
„Das tut mir echt leid für dich, Wincent." Ich muss lächeln.
„Nimmst du meine Entschuldigung an?" Charlotte lächelt. „Ja, das tue ich." Jetzt grinse ich und ziehe sie an mich heran.
„Zählt unser Pakt also wieder?" Erneut runzelt sie die Stirn.
„Keine Yvonne?" Ich lache. „Keine Yvonne."
Sie sieht mich jetzt noch einmal eindringlich an, ehe sie sich dicht zu mir beugt. So dicht, dass sich unsere Lippen fast berühren.
„Ich muss jetzt arbeiten", sie drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, ehe sie sich von mir löst und sich an ihren Schreibtisch setzt.
„Du lässt mich jetzt also mit meinem Problem allein?", frage ich grinsend und deute auf meine Hose, wo sich eine leichte Beule gebildet hat. Charlotte zuckt mit ihren Schultern. „Kann ich was dafür, dass du so leicht zu erregen bist? Es gibt halt auch Leute, die nicht so viel freihaben im Moment wie du!" Ich muss lachen.
„Na gut. Aber dann... nimm wenigstens meine Handynummer an. Dann können wir auf WhatsApp miteinander schreiben. Ja, mein Handy ist voll funktionsfähig. Genau wie dein Computer. Wir sehen uns, Charlotte. Ich meine natürlich Charlie." Nachdem ich ihr das sage gebe ich ihr einen Zettel, worauf meine Nummer steht, dann gebe ich
ihr einen sanften Kuss auf die Wange und gehe.
Mein Ziel habe ich schließlich erreicht. Wir haben uns wieder vertragen. Das ist das mindeste.

Jemanden vermissen  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt