Kapitel 4 Freude macht stark

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Währenddessen war Severus schon lange mit Dumbledore in dessen Büro.

„Was hast du dir nur dabei gedacht, mit Harry nach Merlin City zu gehen?Du weisst genau, dass es zu gefährlich ist und was auf dem Spiel steht!"

„Albus. Jetzt hör aber mal auf! Erstens war es Weihnachten und Harry hat jedes Recht, Weihnachten so zu feiern und sich genau so zu freuen, wie jedes andere Kind in dieser Zaubererwelt auch. Ja, er wird gebraucht für den Kampf. Doch du weisst genauso gut wie ich, was Harrys größte Waffe gegen den dunklen Lord ist. Nämlich die Liebe. Wenn Harry keine Freude erleben darf, dann kann auch keine Liebe wachsen. 

Du hättest Harry mal die ganze Zeit erleben sollen. Ich hatte das Gefühl, wenn wir wieder in Hogwarts ankommen, komme ich mit nur einer Hand voll Staub zurück! Er kam von einem Nervenzusammenbruch in den nächsten. Dennoch hat er es irgendwie geschafft, dass ich mich sogar mit meiner Familie versöhnen konnte und das wir beide jetzt ein Zuhause haben. Und vor allem, wenn ich dich daran erinnern darf war es deine Idee, Harry meiner Familie vorzustellen!"

„Ja das war sie! Aber ich habe nichts von einem Ausflug erwähnt! Denkst du ich hätte dich mit Harry ohne jeglichen Schutz raus gelassen. Ich hab das Schutzschild um das Anwesen deiner Mutter schließlich vor Jahren selbst errichtet." Dumbledore ließ sich voller Zorn in seinen Stuhl fallen.

„Albus. Wir waren getarnt und ich wollte Harry den Wunsch erfüllen, mal ein Leben zu führen ohne jeglichen Schutz. Ich hab sein Leben bei der ganzen Sache immer vor meines gesetzt! Ich liebe Harry mehr als alles andere! Er hat mir wieder die Freude am Leben geschenkt und ich kann endlich Emotionen zu lassen. Zu dem, falls es dir entgangen ist. Ich wäre fast gestorben!", sagte er nun sichtlich verärgert über seinen Vorgesetzten. Bevor dieser etwas sagen konnte, machte Severus mit einer Handbewegung deutlich, dass er noch lange nicht fertig war. 

"Sag mir nicht, ich wüsste nicht, was Verantwortung ist und was für  eine Aufgabe MEINEM Sohn noch bevor steht! Ich bin SEIN Vater und ich liebe ihn über alles! Gerade der Gedanke daran, dass ich meinen Jungen an diesem Bastard verlieren könnte, macht mich unendlich traurig. Aber genau um das mit allen Mitteln zu verhindern, versuche ich Harry für diesen Kampf zu stärken. Denn das ist der Junge noch lange nicht! Er war es nicht mal, bevor ich ihn adoptiert habe! Dieser Junge wurde missbraucht, Albus. So wie ich auch missbraucht wurde! 

Wir hatten nichts besseres zu tun, als ständig nur auf einen Schutz zu bestehen.  Wir beide haben den Fehler begangen Harry so sehr zu beschützen und auf den verdammten Blutschutz zu bauen, dass wir nicht einmal mitbekommen haben, was dieser Junge in Wahrheit durchgemacht hat! Harry hat bewiesen, dass er Kämpfen kann. Er hat mehr Kampferfahrungen als manch anderer Erwachsener hier in der Zaubererwelt! Dieser junge Mann, hat sein ganzes Leben lang gegen irgendetwas kämpfen müssen und hat nie wirklich gelebt!

Du hättest ihn sehen müssen, als er das erste mal auf dem Pegasus geflogen ist. Man sah die pure Lebensfreude in seinem Gesicht. Er hatte das erste Mal das Gefühl richtig Leben zu können. Dieser Junge muss Vertrauen in Erwachsene bekommen, denn diese hat er schon lange verloren. Er muss Liebe bekommen mit den dazugehörigen Grenzen. Nur so wird erstark und kann gegen den dunklen Lord bestehen! Entweder du VERTRAUST mir oder du lässt es bleiben! Aber dieser Junge VERTRAUT mir mehr, als jeden anderen, neben seinen Freunden! Der Junge braucht MICH und das hat er mir während den Weihnachtsferien oft genug gezeigt. Das was ICH ihm geben kann, kann ihm kein anderer geben! Ich kenne diesen Jungen besser als jeder andere, ausgenommen Mrs Granger und Mr. Weasley. 

Du siehst mittlerweile nur noch Harry, als den Retter der Nation! Du siehst schon lange nicht mehr den kleinen Jungen, der sich so wahnsinnig nach Liebe sehnt! Du hast keine Ahnung, was in dem Jungen vorgeht in den schlimmsten Momenten. Du kennst ihn gar nicht. Du magst ihn sehr, das bestreite ich nicht. Aber in Wahrheit kennst du ihn gar nicht!"

Dumbledore trafen die Worte hart. Gedankenverloren zog er seine Brille aus und legte diese auf den Tisch. Müde strich er sich mit der Hand übers Gesicht. Severus hatte Recht. Harrys drang sich zu beweisen und seine unfassbare Stärke schon als kleiner Junge, hatte ihn mehr und mehr vergessen lassen, wie sehr der Junge doch litt und wie jung er in Wahrheit war! Er war so stolz darauf, wie stark Harry war und über dessen unfassbaren Mut, dass er dem Jungen wahrlich viel zu viel zugemutet hatte. Seit der Prophezeiung war Albus nun noch mehr versessen darauf, den Jungen zu beschützen, weil er der Einzige war, der den dunklen Lord vernichten konnte. Er war so sehr von der Prophezeiung geblendet, dass er vergessen hatte, dass gerade die Freude dem Jungen half. Vor allem die Schuld, die sich der Junge ständig gab, endlich beiseite legen zu können und ihm wieder Kraft geben würde. Nach dessen ganzen Kämpfe, hatte der Junge erst recht ein Recht darauf endlich Freude am Leben zu haben. Harry hatte endlich eine Familie, was er sich im Innersten immer für den Jungen gewünscht hatte.

„Du hast Recht Severus! Ich bin zu weit gegangen! Der Junge vertraut dir, also muss ICH dir auch vertrauen. Gerade nach diesen Worten, die jeder normale Vater sagen würde. Diese Worte zeigen mir, was dieser Junge in dir schon bewirkt hat und wie sehr DU ihn liebst! Und ja, du hast Recht! Ich kenne Harry nicht so gut, wie du ihn mittlerweile kennst! Ich weiss er liebt es zu Fliegen und das kann er wahrlich sagenhaft. Aber ich hätte nicht gewusst, dass er aus lauter Verzweiflung und Angst einfach so in den Wald läuft und hätte ihn wahrscheinlich nicht so schnell gefunden, wie du es getan hast! So sehr der Junge auch schreckliches erlebt hat, sucht er immer noch das Gute in den Menschen. Das sagte mir schon Remus, als er hier angefangen hat und genau das zeigte mir Harry letztens selbst. So verzweifelt war er am Anfang mit der Adoption, vor allem, wie seine Tante reagieren würde. Auch wenn sie ihn noch so verletzt haben, der Zusammenbruch hat bewiesen, dass er immer noch das Gute in diesen Muggeln suchte. Du hast Recht! Ich mag Harry sehr, aber ich war so versessen darauf ihn zu beschützen, dass ich nie die Möglichkeit hatte, ihn so kennen zulernen, wie du es jetzt tust! Es tut mir Leid, dass ich dich so angefahren habe!"

„Ich nehme die Entschuldigung an." und damit ließ sich nun Severus auch in den Sessel gegenüber nieder. "Du kannst ihn noch kennenlernen Albus! Du musst Harry nur eben das Gefühl geben, dass er dir nicht nur wichtig als Retter ist, sondern auch als ein ganz normaler Junge ist, wie jeder andere auch. Das ist das, was Harry braucht! Er hasst es immer nur innerhalb eines Schutzschildes zu leben und vor allem nur als diesen einen Retter gesehen zu werden. Ich beschütze ihn, aber ich muss ihm auch Raum lassen, dass er sich entfalten kann. Nur so gewinnt man sein Vertrauen. Wenn er das Gefühl hat, wie jeder andere Junge auch behandelt zu werden. Man muss ihm vertrauen schenken, damit er auch vertrauen zu einem bekommt. Das entsteht nicht von heute auf morgen! Das braucht Zeit. Aber wie sagte Harry mal so schön. 'Woher willst du wissen ob ein Vogel fliegen kann, wenn du ihn nicht loslässt'. Man muss ihn Fehler machen lassen können, so lange er dabei nicht sich oder andere in Gefahr bringt!"

Dumbledore nickte. „Du machst das schon Severus und wenn irgendetwas ist. Du weisst du kannst jeder Zeit mit mir oder Minerva reden! Hagrid, Mrs. Granger, Mr. Weasley und die anderen Weasleys helfen dir sicher auch."

Severus nickte. Hermine Granger und Ronald Weasley haben mir schon mal geholfen. Einmal als ich Harry gesucht hatte und als Harry befürchtete meine Familie könnte ihn nicht leiden. Sie haben ihm Mut gegeben und es ist schön zu sehen, dass Harry solche Freunde hat. Hagrid hingegen, dem werde ich dennoch mal ordentlich die Leviten lesen! Wie kann man einem Jungen den Tipp geben den Spinnen zu folgen und ihn zu fragen, ob er im Wald nach Grawp schauen kann? Als mir Harry das alles erzählt hatte, ist mir fast schwarz vor den Augen geworden! Hagrid müsste doch ganz genau wissen, warum der Wald verboten ist!"

„Ach Hagrid. Du weisst er liebt das Abenteuer und er ist immer für eine Überraschung gut. Aber dennoch, du hast Recht! Ich werde ihn auch nochmal darauf ansprechen. So stark Harry auch ist, er ist ein Schüler Hogwarts und der Wald ist nicht umsonst verboten.", versicherte ihm Dumbledore.

„Genau das, musste ich Harry auch erklären!", gab Severus mahnend von sich.

Dumbledore schmunzelte, er hatte Severus noch nie so besorgt um einen Schüler gesehen. Aber Harry war ja auch nicht nur irgendein ein Schüler, sondern er war sein Sohn. So unfassbar es ihm manchmal vorkam, er war glücklich darüber, dass es so weit gekommen war und Severus ihn doch noch adoptiert hatte.



Harry Potter und das Geheimnis des Halbblutprinzen Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt