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"Es tut mir wirklich leid. Ich hoffe du hast jetzt keine Angst vor mir..." Owen sah zu Boden und schien ehrlich Angst vor meiner Reaktion zu haben.

"Owen, ich habe doch keine Angst vor dir," flüsterte ich und schob mich näher zu dem Beanie-Jungen.
Ich sah, dass seine Augen glasig wurden.

"Es tut mir leid..." schniefte er und wischte sich kurz über die Augen.

"Es ist nur..." er kickte einen Stein mit seiner rechten Schuhspitze vom Wegesrand.
Wir liefen geradewegs in die Innenstadt von Jacksonville.
Bevor er weiter reden konnte nahm ich vorsichtig seine Hand und zog ihn zu einer niedrigen Mauer.
Wir ließen uns dort nieder.
Owen hatte sich noch lange nicht beruhigt.

"Da war einmal so ein Mädchen... Ich habe sie bei einem Streetfestival kennen gelernt. Sie hat dort einige Wände angesprayt und... Sie war wirklich gut darin."
Er sah auf seine Hände.
Ich schwieg, da ich ihn nicht unterbrechen wollte.

"Naja... Auf jeden Fall habe ich sie angesprochen. Und es war wirklich toll mit ihr, ich glaube... Ich hatte mich in sie verliebt..." 
Hatte? Ich rutschte näher zu dem blonden Jungen und legte einen Arm um ihn, so wie er es davor bei mir gemacht hatte. Er tat mir so unendlich leid.

"Vielleicht hatte sie sich auch verl..." er sprach das Wort nicht aus, da er sich selber unterbrach.
"Ach egal... Irgendwann sind sie und Troy sich dann über den Weg gelaufen. Atlas und zwei drei andere Freunde waren ebenfalls dabei. Es war Nacht, wir kamen von einer Party. Hatten getrunken, gekifft... Da wurde ihr klar, wer wir waren... Was wir waren... Ich habe sie danach nie wieder gesehen." 

Eine einsame Träne lief seine Wange hinab. Ich konnte Owens vermutlich erste große Liebe in diesem Moment nur hassen. Wie konnte man das einem so tollen Jungen antun?

"Ich bin nicht verliebt in dich, Thea!" Alarmiert sah er auf. "Aber du bist so nett gewesen und ich würde dich einfach gerne nicht verlieren. Ich will nicht schon wieder jemanden verlieren den ich mag... Deswegen..."
Er machte eine unbestimmte Handbewegung.
Ich war froh, dass er nicht in mich verliebt war. Wenn es so gewesen wäre, dann hätte ich ihn enttäuschen müssen. Und das hätte ich nicht über mein Herz gebracht.
Verliebt war ich nämlich in jemand anderen...
Mit blauen Augen, die so schimmern wie das Meer und... Nein stop, halt!
Verflixt noch mal. So eine unpassende Situation sich an das Lieblingskind von Gott zu erinnern.

"Ach Owen..."
Ich öffnete einfach meine Arme und er ließ sich von mir umarmen. Ich spürte ein paar mal, wie Schluchtzer ihn durchschüttelten, bis er ruhiger wurde und sich von mir löste.

"Sorry..." 

"Hör auf dich zu entschuldigen, es ist normal zu weinen, wenn so etwas passiert. Jeder hat das Recht zu weinen, auch Jungs."
Owen nickte und ein ganz kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Da waren seine Grübchen wieder!
Grinsend hielt ich ihm ein Taschentuch hin, was er dankend annahm.

"Seh ich schlimm aus?" 
Ich musterte ihn. Außer seinen leicht geröteten Augen, deutete nichts auf seine Traurigkeit mehr hin. Ich schüttelte fröhlich den Kopf.

"Komm, ich zeige dir mein zu Hause."
Ich wusste, dass er wohl in keinem besonderen Haus wohnen konnte, da er wenig Geld besaß, deswegen würde er immer zu mir kommen können. Ich vertraute Owen wie Robbie, obwohl ich ihn erst zweimal gesehen hatte. Mir vertraute er ja ebenfalls. Robbie ging bei mir ein und aus, er hatte sogar einen Schlüssel.

Ocean PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt