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"Cillian hat die OP gut überstanden, er liegt jetzt im Aufwachraum. Sobald er verlegt wird, können sie zu ihm. So weit sind keine bleibenden Schäden absehbar, allerdings muss er natürlich einige Tage oder Wochen  zur Überwachung hier bleiben."
Meine Augen wurden groß und ich schlug mir die Hand vor den Mund, um nicht vor Freude zu schreien.

"Er hat es gut überstanden!"
Valentin umarmte mich von hinten.
"Ich weiß," flüsterte er mir ins Ohr und ich drehte mich glücklich zu ihm, nur um ihn kurz darauf zu küssen.

Cillian lebte.
Er lebte und er würde keine bleibenden Schäden davon tragen.
In diesem Moment zählte nur unser Glück, Cillians Glück.

Eine Krankenschwester betrat kurze Zeit später den Warteraum und nickte uns zu. "Sie können ihn jetzt besuchen, allerdings nicht alle auf einmal, er braucht viel Ruhe."

Ich sah zwischen uns hin und her.
"Thea, Valentin kommt ihr mit?" Ilay sah uns fragend an und ich nickte hastig. Ich warf den anderen einen schnellen Blick zu, aber anscheinend waren sie einverstanden.
Valentin war schon aufgestanden, um der Krankenschwester zu folgen, die uns aus dem Zimmer führte.

Eindringlicher Desinfektionsmittel Geruch entwich, als wir die Tür öffneten und den Raum betraten. Es war unangenehm, steril, und ich verzog mein Gesicht, aber man gewöhnte sich schnell daran.

Das Zimmer war weiß, nur weiß, hell, beleuchtet, unfreundlich.
Krankenhäuser waren immer unfreundlich.

Die Vorhänge hinderten das Sonnenlicht daran, den Raum zu beleuchten.

Cillian war nicht bei Bewusstsein, dennoch sah er gesünder aus, als das letzte mal, als ich ihn gesehen hatte.
Seine schwarzen Haare waren zerzaust und ich erblickte das Vogeltatoo an seinem Hals.
Mir traten Tränen in die Augen.
Ihn so zu sehen war so unglaublich traurig.
Beim schlafen sah er so friedlich aus, so warm.
In Echt war er so kalt und zerstört. Das dürfte einfach nicht sein.
Ich hatte einen so unglaublichen Hass auf seinen Vater, der ihm und Ilay das angetan hatte, ich konnte es nicht beschreiben. 
Ilay ging an das Bett seines Bruders und blieb leise stehen.
"Wie konnte dir nur so etwas passieren, Cilli?" Flüsterte er und strich ihm eine Haarsträne aus dem Gesicht.
"Wie konnte ihm das passieren? Er konnte das surfen immer so gut." Verzweifelt drehte sich Ilay zu uns um.

"So etwas kann jedem passieren. Und das gehört dazu. Das ist das Risiko, was du eingehen musst."

"Sie hat Recht..." seine Stimme war kratzig, dennoch hörbar. 
Wir alle drei richteten unsere Augen auf Cillian.

"Das..." er stockte. "Das war das Risiko, was ich bereit war ein zu gehen..." er sprach leise. Ohne Emotionen und trotzdem war ich so froh ihn zu hören.

"Cillian." Ich trat auf seine andere Seite und umfasste seine Hand. Und, ich hatte sicherlich nicht geträumt, ein ganz leichtes lächeln huschte über seine Lippen.

"Du hast es geschafft, Prinzessin, ich bin stolz auf dich."
"Das hat dich gar nichts zu bedeuten, Cillian! Es ging darum, dass wir es beide schaffen, und nicht nur ich. Das habe ich ganz und gar nicht verdient."

"Hör auf damit. Du hättest das ganze Ding gewonnen, wenn ich nicht da gewesen wäre. Ich habe dir die Chance genommen einen Titel und einen Namen zu gewinnen und es tut mir leid. Aber wir werden es nachholen. Irgendwann, wenn ich wieder bereit bin, dann gewinnen wir, dann rocks du den American Surfcup."
Mein Mund öffnete sich, doch ich schloss ihn wieder.

"Du willst weiter surfen?"
Cillian sah Valentin entgeistert an. 

"Es geht darum Respekt zu haben. Respekt vor dem Wasser, vor dem Ozean, vor den Wellen. Angst ist falsch. Du kannst keine Angst vor dem Wasser haben, sonst verlierst du. Ich will weiter machen. Schon alleine um die Angst zu besiegen. Schon alleine, damit du nicht der beste bist," er warf mir einen Blick zu.
Meine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln.

Kurz schwiegen Valentin und Ilay und schienen über die Worte nach zu denken.
Dann nickte Ilay. "Von mir aus, ich werde es dir eh nicht verbieten können.
Aber-"
Er machte eine dramatische Pause.
"Du passt in Zukunft doppelt auf und-
Du stirbst nicht."

"Sterben?" Cillian lachte leise und schüttelte leicht den Kopf.

"Ich werde nicht Sterben. Sterben tun die, die Angst haben. Leben tun die, die Respekt haben. Das ist der größte Unterschied."

Ocean PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt