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(Bloodflow - Grandbrothers)
(Pieces - AVAION)
(Hört sie euch an, passen gut zu dem und den folgenden Kapiteln)

Kailees Wohnung lag in einem belebten Stadtteil. Hier war es nie wirklich Nacht. 

Seitdem sie 17 geworden war, lebte sie dort. Sie war in einem Kinder und Jugendheim groß geworden, die sie, nach ihrem Geburtstag dort nicht mehr wohnen lassen konnten. Das hatte sie auch nicht gewollt.

Mit mehreren Nebenjobs finanzierte sie sich die drei kleinen Zimmer in einem Mehrfamilienhaus. Nach der Schule würde sie nie studieren können, aber das war okay für sie. Sie wollte eine Ausbildung in New York bei einem renommierten Koch machen und dafür benötigte sie wenig Geld.

"Ich liebe es!"
Faye warf sich auf Kailees dunkelrote Couch und schloss die Augen.

"Hier will ich schlafen!"

"Mach ruhig..." 
Ich würde mich niemals dazu entschließen dort zu schlafen, denn Kailees Couch war die härteste in ganz Jacksonville. 
Kailee schnaubte und klatschte mir ihre Hand leicht auf den Nacken.

"Hör auf meine Couch schlecht hat zu machen!"

"Was denn?" Verteidigte ich mich.

"Es ist nun mal so..."

Ich öffnete Kailees Terrassentür und ließ warme Abendluft in ihr Wohnzimmer. Gleichzeitig befand sich hier auch die Küche.
Ich liebte die Stadtluft, erfüllt von Essen, Autoabgasen und Blumen. Und die Geräusche der öffentlichen Verkehrsmittel, der Menschen und der Vögel.
Es war eben niemals still.

"Willow da hinten steht eine Box, könntest du sie anmachen?"
Willow tat, was Kailee von ihr wollte und schon bald hörte ich leise die Melodie von Bloodflow, im Hintergrund spielen. 
Das war Kailees Lieblingslied.
Es gab keinen Sänger, eben nur die Töne.
Zu dem Lied hatten wir schon zusammen getanzt. 
Und geweint.
Und gelacht.

"Ich liebe es auch," Willow stellte sich mitten in die Öffnung der Tür und genoss den Wind, der ihre Haare zum fliegen brachte.
Langsam fing ich an zu lächeln.

"Ich liebe das alles hier," ich ließ mich auf den Boden nieder und breitete meine Arme aus, dann schloss ich die Augen.

"Danke das ihr da seid."
Ich spürte, wie sich jemand neben mich legte.
Es war Faye.

"Bequem hier," murmelte sie.
Auf meine andere Seite kam Kailee.

"Danke das du immer für mich da warst."
Kurz folgte zwischen uns Stille und man hörte nur das Lied, was eine Gänsehaut auf meinen Arme erzeugte.

"Danke, dass ich euch kennen gelernt habe."
Faye griff nach meiner Hand.
Ich drückte sie.

"Was seid ihr denn so sentimental?"
Ich öffnete meine Augen.

"Willow!" Faye richtete sich auf.

"Kannst du nicht einmal leise sein? Oder mit uns sentimental sein?" 

"Das war gerade wirklich schön hier und du machst es kaputt!"
Willow schnaubte.

"Sentimental sein ist nicht so mein Ding."

"Haben wir gemerkt," spottete ich und rappelte mich wieder auf.

"Das nächste Mal legst du dich dazu."

"Hoffentlich gibt es kein nächstes Mal..." murmelte Willow und verschränkte die Arme.
Faye seufzte. 

"Ich bestell Pizza," damit verschwand sie mit dem Handy schon am Ohr.
Ich zog Kailee mit hoch und lächelte sie an.

"Sentimental sein könnten wir immer noch, wenn mir alleine sind."

"Immer," Kailee schien an unsere unzähligen Gespräche um Zwei Uhr Nachts zu denken.

"Lass uns alles vorbereiten."

In diesem Moment kam Pieces von AVAION aus der Box und ich sah automatisch zu Kailee.

Sie lachte. "Irgendwie haben wir nur solche Leider auf unserer Playlist, oder?"
Ich nickte.

"Also ich mag ja euren Musikgeschmack, aber sowas kann man sich doch nur alleine geben."
Willow half uns Decken auf die Terrasse zu transportieren. 

"Wieso, um alleine zu heulen?" Fragte Kailee.
Willow zuckte mit den Schultern.

"Du solltest Thea nicht alleine mit solchen Liedern lassen. Und schon gar nicht in ihrem Haus. Deswegen habe ich die Playlist und wenn wir hier sind, dann helfen wir uns gegenseitig."
Willow zog die Augenbrauen zusammen.

"Was meinst du?"

Ich räusperte mich. "Nicht jetzt, ja?"
Ich war noch nicht bereit ihr von meinen Eltern und den Albträumen zu erzählen.

"Okay," Willow nahm es Schulter zuckend hin. Dafür war ich ihr dankbar. 

"Freunde der Sonne! Pizza ist bestellt!" Schrie Faye plötzlich und warf sich auf den Deckenstapel auf der Terrasse.

Damit war das Sentimentale ein für alle male aus dieser Unterhaltung verschwunden.

Ocean PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt