late phone calls

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I'm sorry I have trust issues, but when you give someone everything and they throw it away, something inside of you breaks.

Yoongi:

Warum zur Hölle habe ich ihm geschrieben? Warum wollte ich mit ihm raus? Warum wollte ich ihn wiedersehen?

Ich stand kurz vor einer Panikattacke. Warum entwickelte ich Gefühle für diesen Jungen? Warum kann ich mich nicht einmal von Leuten fernhalten?!

Jimin ist anders. Ich spürte es, dass war auch der Grund warum ich zugesagt habe. Ich würde ihn gerne besser kennenlernen.

Doch was wenn er sich von mir abwendet, wenn er merkt wie schwach und nutzlos ich war?

Was wenn er sieht wie ich mich jeden Abend ritzte? Würde er damit klarkommen? Würde es ihn zerstören? Würde er mich verlassen?

Ich konnte meine Gedanken nicht mehr kontrollieren. Sie schossen mir viel zu wild umher und schon wieder musste ich zur Klinge greifen.

Ich spürte wie sich der Druck von meiner Brust löste als ich sie zum ersten Mal durchs Fleisch zog, beim zweiten Mal waren es die negativen Gedanken die sich nach und nach verzogen und beim dritten Schnitt spürte ich endlich den Schmerz.

Ich schaute wie fasziniert auf meine Schnitte. Das Blut hatte bereits meine Hosen durchtränkt aber ich war noch nicht fertig.

Erneut zog ich die Klinge durch meine Haut. Ich spürte den Schnitt kaum, nur das Blut schoss direkt aus der Wunde. Ich hatte zutief geschnitten.

Ich stand langsam auf und lief zum Waschbecken, mit einer Hand drückte ich auf die Wunde mit der anderen holte ich mir einen frischen Verband aus dem Kasten.

Ich verband die Wunde und putzte das Blut am Boden. Die Hosen zog ich aus und schmiss sie in die Wäsche, man konnte nicht sehen dass es Blut war, man sah einfach dass sie nass waren.

Hoffentlich bemerkt es Jin nicht.

Ich betrachtete die Klinge noch einen Moment lang, bevor ich sie behutsam zurücklegte und begann das Blut am Boden zu putzen.

Mir war etwas schlecht, wahrscheinlich weil ich etwas viel Blut verloren hatte. Ich dachte mir aber nichts dabei und verliess das Badezimmer.

Ich lief auf den Balkon raus und nahm mein Handy mit. Ich setzte mich auf das Geländer und schaute auf die Stadt, die dank ihren Lichtern eigentlich ziemlich schön aussah.

Ich begann leise Musik zu hören und machte mir eine Zigarette an. Leicht musste ich husten, schon lange habe ich eigentlich mit dem Rauchen aufgehört, aber mir war gerade danach.

Ich nahm mein Handy hervor und öffnete erneut den Chat mit Jimin. Warum ich das tat weiss ich nicht, ich konnte mich nicht mehr kontrollieren.

Ich schaute auf sein Profilbild. Es war ein schönes sogar süsses Bild. Er hatte seine Haare dort pink gefärbt. Die Farbe stand ihm, wobei auch das blond das er jetzt trug zu ihm passte.

Ich starrte es eine Weile lang an. Ich musterte alle seine Gesichtszüge und all seine Merkmale, seine Augen, seine Nase, seinen Mund.

Alles war perfekt.

Wieso wollte er sich überhaupt mit jemandem wie mir treffen?

Plötzlich begann mein Handy zu vibrieren und Jimin's Bild verschwand. Ich brauchte einen Moment bis ich realisierte das mir jemand anrief.

Es war Jimin! Ich starrte fassungslos auf mein Handy das noch immer vibrierte. Sollte ich abnehmen?

Ganz langsam und ganz vorsichtig nahm ich den Anruf an. Zuerst hörte ich nur ein Rauschen, bis plötzlich Jimin's Stimme zu hören war.

"Yoongi? Bist du's?"

Ich wollte ja sagen aber aus meinem Mund kam nur ein "mhm", sofort begann ich mich innerlich zu verfluchen. Reiss dich doch endlich zusammen, du bist doch kein verknalltes Schulmädchen!

"Hab ich dich geweckt oder so?"

Seine Stimme klang etwas unsicher und etwas schüchtern. Im Hintergrund konnte man noch immer ein Rauschen hören. Ich wunderte mich wo er war, schliesslich war es ziemlich spät abends.

"Nein."

Ich hörte ein leises Lachen am anderen Ende bis er wieder anfing zu reden.

"Ich konnte noch nicht schlafen, deshalb habe ich angerufen. Ich spatziere gerade etwas am Strand herum. Was machst du gerade?"

"Sitze auf den Balkon."

"Bist du alleine?"

"Ja du?"

"Auch, w-wie geht's dir?"

Ich schluckte kurz, seinen Stotter hatte ich genau gehört. Er hatte Angst dass ich ihn anlüge, sollte ich mit ihm reden?

Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, formte mein Mund schon bereits die Wörter.

"Wie immer."

"Was ist wie immer? Möchtest du reden? Brauchst du etwas?"

"Nein.", erwiderte ich ganz kalt und fügte noch schnell ein leises "danke" hinzu.

Dann begann Jimin weiterzureden, die Hälfte verstand ich nicht wirklich, aber schon alleine der Klang seiner Stimme beruhigte mich.

Er fragte immer wieder ob ich noch dran wäre und ob er aufhören sollte zu reden, jedoch sagte ich ihm immer wieder dass er nur weiterreden sollte, ich höre gerne zu.

Ich wusste nicht warum ich ihm in dieser Nacht mein wahres Ich gezeigt habe, aber zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich nicht mehr so scheisse. Er gab mir ein Gefühl von Sicherheit und von Wärme.

Immer wieder dachte ich an gestern, wie er in meinen Armen lag, wie sein Kopf in meiner Halsbeuge lag und wie ich sein Atem an meinem Nacken gespürt hatte.

Wie er meine Hand berührte und vorsichtig über meinen Handrücken fuhr, als er mich umarmte obwohl ich es nicht mochte und sich danach total schuldig gefühlt hatte.

Wie er mich anlächelte und wie er mich fragte ob bei mir alles in Ordnung war, auch wenn er derjenige war der verletzt wurde.

Meine Augenlider wurden immer schwerer und ich schlief schliesslich mitten auf dem Balkon, am Boden, während des Telefonats ein.

𝐖𝐀𝐕𝐄𝐒 • 𝐲.𝐦. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt