Es wurde bereits dunkel, als das Feuer endlich brannte. Zitternd hielt ich meine Hände gegen die Flammen. Ich hatte meinen Wollmantel abgelegt, damit er besser trocknete. Auch Hvitserk schlüpfte aus seiner Lederrüstung. Seine Haare klebten Feucht an seinen Schultern. Ich kaute auf meiner Unterlippe rum. Wagte nicht es auszusprechen. Unser Schicksal. Den Schiffbruch. Deshalb war ich dankbar, dass Hvitserk es tat.
"Ich hoffe die anderen sind nicht tot. Ich hoffe Thor hat sie bewahrt."
Ich nickte. "Was meinst du, wieviele Schiffe übrig sind?", fragte ich leise. Er schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung. Wir sind mit sechs Schiffen losgefahren. Wenn sie Glück hatgen vielleicht zwei? Eines? Ich weiß es nicht. Es ging so schnell."Ich sah niedergeschlagen auf das kisternde Feuer. Wie konnte das alles bloß passieren? Welches Wesen hatte solch eine Macht mich in die Zukunft zu schicken und all unsere Schiffe zu zerstören? Was hatte ich getan, dass gerade mir so etwas passierte? Was hatte ich nicht, was andere hatten? Oder was hatte ich, was andere nicht hatten? Ich vergrub verzweifelt meinen Kopf in den Händen.
Plötzlich hörte ich wie Hvitserk aufsprang. Ich sah erstaunt zu ihm auf. Hektisch warf er Erde auf das Feuer um es so zu ersticken. "Hvitserk, was-"
"Pscht!", zischte er und legte mir eine Hand auf den Mund. Ich sah ängstlich in seine dunklen Augen. Er war mir ganz nah, ich konnte das Salzwasser in seinen Haaren riechen. Plötzlich drückte er mich zur Seite und wollte nach seinem Schwert greifen. Doch es war weg, das Meer hatte es fortgespült. Da spürte ich kaltes Metall an meiner Kelhe und auch Hvitserk hatte ein fremdes Schwert am Hals. Da erst begriff ich. Die Fremden lachten.Es waren mindestens fünf. Soldaten wie es aussah. Sie trugen eiserne Brustharnische über einer dicken Tunika. Ein breiter Gürtel enthielt ihr Schwertfutteral und ein Messer. Einer hatte sogar eine Axt dabei. Einer von ihnen war etwas dicker und kleiner als die anderen. Er zeigte seine fauligen Zähne als er grinste. Ich schluckte, als der Soldat hinter mir nach meinen Haaren griff und meinen Kopf zurückzog. "Was haben wir denn hier?", schnauzte er und seine Kumpanen gackerten.
Hvitserk schnaubte und versuchte sich loszumachen, doch die Soldaten hielten ihn an beiden Armen zurück. "Wikinger, was?", fragte der Dicke uns hämisch. "Was macht ihr zwei so ganz alleine mitten im Wald, wo es doch bald dunkel wird, hä? Raubüberfall?" Die anderen johlten und schnappten nach Luft. Der Größte winkte. "Kommt, nehmen wir sie mit. Ddr König wird sich freuen!"
Damit wurden wir gefesselt und in den Wald geschleppt..
Nach gut fünfzehn Minutrn Fußmarsch stießen wir auf eine weitere Gruppe Soldaten. Diesmal mit Pferden und einem Wagen. Ich kam mir vor wir in einem schlechten Film als ich den Käfig auf dem Wagen sah. Dicke Gitterstangen aus Metall, unmöglich daraus zu entkommen. "Sperrt sie da rein!", sagte der Große und ging zu einem der Reiter. Der Mann, der auf mich aufpasste, stieß mich achtlos nach vorne.
Erst beim Näherkommen erkannte ich eine weitere Gestalt im Käfig. Sie lag auf der Seite und rührte sich nicht. Es schien sich um eine Frau zu handlen. Hvitserk und ich wirden unsanft in den Wagen gestoßen und ich fiel gegen die Metallstäbe. Stöhnend rieb ich mir den Kopf (soweit das mit Fesseln eben ging).
"Alles in Ordnung?", Hvitserk rutschte zu mir herüber. Ich lachte ironsch. "Ja. Klar! Außer, dass wir jetzt Gefangene sind!"Einer der Reiter stieß einen Pfiff aus und die Truppe setzte sich in Bewegung. Der Wagen rumpelte und jedes Mal, wenn er auf dem Waldweg über eine Baumwurzel fuhr, knallte ich mit dem Rücken gegen die Streben.
"Wo bringen die uns hin?", flüsterte ich Hvitserk. Er biss auf seiner Unterlippe herum. "Zu König Aethelwulf. König von Wessex." Ir sagte das gar nichts, aber nach seiner grimmigen Miene, kannte Hvitserk ihn. "Und was-""Fresse dahinten!", schrie der Reiter, dessen Pferd den Wagen zog.
Ich kniff die Lippen zusammen und sagte kein Wort mehr. Irgendwann fing es an zu regnen. Wir waren nicht einmal ganz trocken gewesen und jetzt wurden wir schon wieder nass. Na klasse. Konnte es überhaupt noch schlimmer werden? Ich seufzte und legnte meinen Kopf gegen Hvitserks Schulter. Hoffentlich war das alles nur ein Traum. Ein Albtraum. Doch der Wagen rumpelte weiter den Weg entlang. Das Metall drückte hart in meinen Rücken und irgendwann schloss ich einfach die Augen.
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Between Two Worlds
FanfictionWie durch Zufall landet Eivor im Norwegen des 9. Jahrhunderts. Dort trifft sie auf die Söhne Ragnar Lodbroks, welche Eivor bei sich aufnehmen. Nun muss sie einen Weg zurück nach Hause finden. Doch das Schicksal stellt sich gegen sie und verhindert e...