Kapitel | 19

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Und schon wieder trafen wir uns mitten in der Nacht bei den Schiffen. Ubbe hatte Harald und Halfdan in seinen Plan eingeweiht und sie waren sofort einverstanden. Auch sie hielten Ivars Idee für verrückt. Floki hatte seine Frau Helga mitgebracht, die natürlich auch mitkam. Lagertha vertreute ihr und Floki am meisten. Und wenn sie schon Ragnars Söhnen nicht glauben würde, wärre zumindest Helga da, um sie zu überzeugen.

Hektisch stopften die Brüder Vorräte in Säcke und schmissen sie an Bord. Ich half Halfdan und Harald den ganzen Proviant auf dem Deck zu verstauen. Säcke und Decken wurden unter die Sitzbänke gestopft, die wenigen Waffen kamen in die Kiste an der Reling.

"Floki!", flüsterte Ubbe. "Mach das Schiff bereit!" Floki kicherte leise vor sich hin, als er sich zum Mast schlich. Ubbe warf einen beunruhigenden Blick auf das Ufer, doch es war alles still. "Stimmt was nicht?", murmelte Hvitserk. Ubbe schüttelte sachte den Kopf. "Ich hab bloß kein gutes Gefühl dabei unseren Bruder zu verraten."
"Ich auch nicht.", stimmte Hvitserk zu. "Aber sein Plan ist irrsinnig, er darf nicht damit durchkommen!"

Ubbe nickte und klopfte Hvitserk auf den Rücken. Dann wandte er sich Harald zu. "Ist alles bereit?"
"Alles bereit! Mann, ich wünschte Ragnar könnte euch sehen! Euren eigenen Bruder zu verraten!", mahnte er, doch lächelte dabei. Ubbe stieß die Luft aus. "Du weißt, dass das verrückt ist. Wir müssen es tun! Um Kattegats Willen. Vater hätte das so gewollt."
Harald nickte bedächtig.

"Ich weiß. Du bist ihm so ähnlich, er wäre stolz." Ubbe lächelte traurig. Da hörten wir Floki fluchen. "Ubbe! Harald! Bei den Göttern!" Er kam herübergetänzelt. Floki wirkte ziemlich nervös. Ube legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Was ist los?", fragte Hvitserk und kam näher. Floki sah entsetzt in die Runde. "Die Taue sind durchgeschnitten. Wir können kein Segel setzten. Wir können nicht weg!"

"Was sagst du da?", fragte Ubbe scharf.

Doch bevor Floki antworten konnte, flammten Lichter am Ufer auf. Ich zuckte zusammen, es waren bestimmt alle Krieger, die mit uns nach England gesegelt waren. Und mittendrin stand Ivar. Seine Augen waren nachtschwarz und er starrte förmlich in unsere Seelen hinein. Mir wurde eiskalt. Hinter mir hörte Helga ich nach Luft schnappen und Hvitserk sog scharf die Luft ein.

Ivar machte einen ruckelnden Schritt auf unser Schiff zu und starrte zu uns hinauf.
"Meine Freunde! Meine Brüder!"
Seine Stimme war messerscharf und ich wäre am liebsten davon gelaufen. Er hatte uns entdeckt. Er war es, der die Taue durchgeschnitten hatte. Ich sah, wie Ubbe einen misstrauischen Blick in unsere Runde war, so als ob er einen Verräter suchte.

"Ihr wollt doch nicht etwa heimlich davonsegeln?" Ivar hob eine Augenbraue. Die Männer neben ihm legten die Hände an die Schwertgriffe oder packte ihre Äxte fester. Die Fackeln warfen wabernde Schatten auf ihre Gesichter. Ich schluckte.
"Ivar, hör zu-", begann Ubbe, doch Ivar schnitt ihm das Wort ab. "Ihr habt Verrat begangen!"

"Das ist Blödsinn uns du weißt das!", regte Ubbe sich auf. "Du kannst Kattegat nicht übernehmen!" Ivar legte den Kopf schief. "Und wieso nicht?", fragte er provozierend. Harald lachte schallend. In der Dunkelheit der Nacht klang dies nicht annähernd so freundlich wir tagsüber. "Du kannst nicht König von Kattegat sein, weil ich bald nämlich König von ganz Norwegen werde!"

Ivar schnaubte und warf ihm nur einen hämischen Blick zu. Dann beachtete er ihn nicht weiter. "Das ändert nichts an der Tatsache! Ich habt mich verraten!"
"Dein Vater hat dich geliebt Ivar.", erhob nun Floki das Wort. "Doch genauso hat er Lagertha geliebt. Vor vielen Jahren, noch bis zu seinem Tod. Und Lagertha hat viel mehr Erfahrung in so etwas. Meinst du nicht, sie würde dir den Thron freiwillig übergeben, wenn die Zeit reif ist?"

Ivar schien einen Moment darüber nachzudenken. Dann wurde sein Blick gleichgültig. "Lagertha wird niemals den Theon abgeben.", zischte er. "Und das weißt du!"
"Deshalb kannst du nicht einfach nach Kattegat maschieren und ihr den Thron wegnehmen!", stieß Ubbe hervor. "Du hast keine Ahnung Ubbe!", Ivar funkelte ihn an. "Du hast keine Ahnung wie lange ich das schon geplant habe!"

"Dein Plan ist Wahnsinn!", schrie Hvitserk ihm zu. Ivar sah ihm nun zum ersten Mal richtig an. Er mahlte den Kiefer vor Wut. "Von dir bin ich ganz besonders enttäuscht, Hvitserk. Seinen eigenen Bruder zu hingergehen!" Hvitserk antwortete nicht, sondern starrte ihn nur weiterhin an. Ivar schüttelte den Kopf. "Ich bin von euch allen enttäuscht!", rief Ivar in die kühle Nacht hinaus.

"Ihr hättet meinen Plan unterstützt. Ihr hättet mir helfen können Lagertha zu stürzen, aber ihr habt mich verraten. Und das nur wgen ihr!" Er zeigte auf mich und ich zuckte zusammen. Ivars Augen schienen mich förmlich zu verbrennen. Die Krieger, die sich um ihn gescharrt hatten murmelten unruhig. Manche nickten bestätigend.
"Lass sie da raus!", mahnte Hvitserk und streckte einen Arm nach mir aus. "Sie hat nichts getan!"

Ivar lachte grausam. "Sicher! Seit sie hier ist benimmt ihr euch alle wie Tiere!" Er spuckte aus. "Sie hat euch alle den Kopf verdreht! Sie hat euch verhext. Sie hat dein Vertrauen gewonnen, Hvitserk um mitsegeln zu können und euch verhexen zu können. Wegen ihr haben wir die Schlacht verloren! Sie ist eine Hexe!"
Die Männer hoben die Waffen und johlten zustimmend. Ich zitterte. Ich konnte nicht glauben, was er da sagte! Hvitserk packte meine Hand. "Glaub ihm kein Wort!"

Ich sah ihn verzweifelt an und meine Angst spiegelte sich in seinen Augen. Und ich hatte gedacht Hexenverfolgung gab es nur im späten Mittelalter. "Sie ist keine Hexe verdammt!", rief Ubbe. "Sie ist eine Freundin!", weinte Helga und Floki nahm sie tröstend bei den Schultern. "Sie hat nie etwas getan."
"Lügner!", zischte Ivar. Er starrte seine Brüder und mich hasserfüllt an. Was war bloß falsch bei ihm?

Ivar machte eine Handbewegung und eine Handvoll Männer traten aus der Gruppe hervor. "Nehmt sie fest!"
Die Männer grinsten und kamen schweren Schrittes auf uns zu.

Between Two WorldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt