Kapitel | 21

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Wir waren mehrere Tage auf See. Echt, so viel mit Schiff unterwegs war ich noch nie. Ich würde es vermissen, wenn ich wieder in der Zukunft war. Wenn ich überhaupt zurückkahm. Aber - wollte ich das überhaupt? Der raue Wind und der Geruch nach Meer war mir and Herz gewachsen. Ebenso wie die Groben Worte der Männer, die wollene Kleidung und die Felle auf meinem Schlafplatz.

Ich liebte es und für mich gehörte es dazu. Als ob es schon immer so gewesen wäre. Es kam mir vor, als läge meine Zukunft, die jetzt komischerweise meine Vergangenheit war, tausend Jahre zurück. Und manchmal ertappet ich mich dabei, wie ich mich versuchte zu erinnern. Ich versuchte mich an alltägliche Dinge zu erinnern. Das Lachen meiner Eltern, Autoabgase in der Stadt, Kaffe am Morgen. Wie schmeckte Kaffee?

So sehr ich am Anfang Angst gehabt hatte all das zu verlieren, desto überraschter war ich jetzt. Ich vermisste es nicht. Nicht ein bisschen. Es war fast wie mit einem Traum, den man versucht festzuhalten. Je mehr man sich daran erinnern will, desto mehr vergisst man.

Meine Zeit hier hatte mich verändert. Ich war zu einem anderen Menschen geworden. Und ich wusste nicht, ob ich mich in der Zukunft überhaupt noch zurechtfinden würde. Nachher schleppte meine Mutter mich noch zzm Seelenklempner, weil ich nach Göttern rief und lieber auf dem Boden als in meinem Bett schlafen wollte. Ich wollte zurück, klar. Aber nur, um meine Freunde und Familie noch einmal zu sehen. Und vielleicht um mich von ihnen zu verabschieden. Von meinen wenigen Freunden, die ich hatte, die mir plötzlich gar nicht mehr so richtig wie Freunde vorkommen. Eher wie Bekannte.

Denn in den wenigen Monaten, die ich hier war hatten Hvitserk, Ubbe und sogar Ivar viel mehr für mich getan, als meine richtigrn Freunde es jemals tu könnten. Und ganz ehrlich, sollte man Freunde nicht eigentlich vermissen? Denn das tat ich nicht. Die einzigen, die ich wirklich vermisste, waren meine Eltern.
Ich beschloss, dieses Abenteuer hier für mich zu behalten, wenn ich wieder Zuhause war. Und wieder überkamen mich Zweifel ob ich überhaupt hier weg wollte...

"Ich glaube wir sind da."
Ich hob den Kopf von Hvitserks Schulter und sah auf. Der blaue Himmel strahlte durch das Segel und ließ die See glitzern. In der Ferne war ein Landstreifen zu sehen. Die Männer an Bord wuselten hektisch hin und her und riefen sich Befehle zu. Ich hielt nach Ivar Ausschau, der auf der Reling saß und auf die Küste schaute. In seiner Hand blitzte das Messer aus dem Museum. Ich schluckte schwer und dachte an die Glasvitrine, mit der alles angefangen hatte. Mein Magen schmerzte plötzlich und ich schloss für eine Sekunde die Augen. Doch dann wurde ich am Arm gepackt und hochgezerrt. Überrascht sah ich auf. Jemand hatte und losgeschnitten und fesselte nun usere Hände mit Tauen hinter dem Rücken.

"Olaf, was soll das?", fragte Ubbe den Mann verwirrt. Dieser sah ihn an uns Reue lag in seinen Augen. "Tut mir Leid Ubbe. Ich hab meine Anweisungen.", murmelte er bitter und schob uns zur Reling. Die Drachenschiffe legten an einem Hafen an und ich sah zum ersten Mal das Hedeby wie es früher gewesen war. Staunen überwältigte mich. Es war wirklich genauso, wie die Forscher es vermutet hatten. Haithabu war eine pulsierende Handelsstadt.

Eine Bucht aus Holzmauern umschloss das breite Ufer, an dem bestimmt hunderte Schiffe lagen. Befestigte Wege führten in das Innere der Stadt, die jetzt so viel größer war. Ivar führte seine Mannschaft durch die Straßen, mit uns dreien als Gefangene. Zwischendurch erhaschte ich einen Blick auf Floki und Helga, die der Menge unsicher folgten.
Die Menschen in Hedeby sahen gar nicht anders aus als die Norweger. Wahrscheinlich hatten sich ihre Kulturen auch in all den Jahren vermischt. Und dennoch empfand ich große Demut, als mir klar wurde, das dies vielleich meine Vorfahren sein könnten. Ich schluckte, als wir an den kleinen Häusern mit Reetdach vorbei gingen.

Einige Kinder leifen neugierig umher, doch ihre Eltern reifen sie harsch zurück. Frauen und Männer warfen uns misstrauische Blicke zu, und einer packte seine Axt entsetzt fester, als er Ivar auf seinen Krücken sah. Irgendwann hielten wir an und ich konnte die Leute murmeln hören. Ihre Sprache war leicht anders, aber mit Mühe konnte ich sie verstehen.

Between Two WorldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt