CHAPTER 8

11.2K 402 28
                                    

Ein Arm, der sich um meine Schultern legte, riss mich aus der Stockstarre, in die ich verfallen war, als der Alpha Anstalten machte, zu uns zu kommen. Verwirrt blickte ich zu Logan auf, der seinen Blick noch immer auf die Gruppe gerichtet hatte, aber nicht mehr nur angespannt, sondern mittlerweile auch grimmig dreinblickte.

»Komm, lass uns reingehen, der Unterricht beginnt bestimmt gleich.« Murmelte er und dirigierte mich Richtung Eingang. Wäre ich nicht sowieso schon von der ganzen Situation irritiert gewesen, wäre ich es spätestens jetzt. Denn die vorherige Panik von Logan war jetzt von einer ganz anderen Emotion ersetzt wurden. Ärger. Obwohl er ein Werwolf war, ließ Logan sich nicht so schnell auf die Palme bringen. Zumindest nicht in meiner Gegenwart. 

»Ist alles gut?« Fragte ich ihn dann flüsternd und runzelte die Stirn. Natürlich gab er mir darauf keine Antwort, sondern zog mich nun fast schon die drei Treppenstufen nach oben. Während er die Tür öffnete, drehte ich mich noch einmal kurz zu der Gruppe um und bemerkte, dass uns alle hinterher sahen. Vor allem ein Blick bohrte sich besonders in meinen Rücken. Mein ganzer Körper war von einer Gänsehaut bedeckt und ich hatte Mühe, mein Umfeld richtig wahrzunehmen. Meine Gedanken waren noch immer bei der Gruppe von Werwölfen.

»Was ist plötzlich los mit dir? Du lässt dich doch sonst nicht so schnell aus der Ruhe bringen.«

»Nichts.« Erwiderte er monoton.

»Genau und ich bin verdammt nochmal die Freundin des Alphas.« Schnaubte ich aufgebracht und warf mit einer ausgedachten Mutmaßung umher, die sowieso nicht eintreten würde. Dennoch sah Logan mich daraufhin an, als wären mir plötzlich zwei Hörner gewachsen. 

»Kate, sag so etwas nicht einfach leichtfertig. Und ich kann dir versichern, das alles gut ist. Ich habe nur einen Verdacht, mit dem ich mich noch nicht so ganz angefreundet habe.« Antwortete er dann mit angespannter Stimme und formte seine Hände zu Fäusten. 

»Und was ist das für ein Verdacht?« Drängte ich weiter. Konnte er nicht einfach mit der Sprache rausrücken?

»Ist nicht so wichtig.« Sagte er und lief bereits weiter. »Wirklich nicht. Mach dir keine Gedanken.« Betonte er nochmals entschieden, als er sah, dass ich ihm nicht folgte.

Der Satz Mach dir keine Sorgen war absolut überflüssig und bewirkte das genaue Gegenteil. Man machte sich auf jeden Fall Sorgen sobald jemand so etwas sagte. Trotzdem wusste ich, dass Logan mir nichts verraten würde. Er hatte dicht gemacht und es brachte nichts, weiter nachzuhaken. Vielleicht hatte ich Glück und würde später noch etwas aus ihm herausbekommen. Seufzend folgte ich ihm, bis er vor dem Sekretariat stehenblieb. Er klopfte kurz und öffnete dann die Glastür. Schweigend trat ich nach ihm ein und blickte mich um. Alles war schlich gehalten, wie der Rest der Schule auch. Nirgendwo hingen Plakate von stattfindenden Veranstaltungen oder Projekten und es gab auch keine Vitrine, in der bestimmte Preise oder Pokale standen. Nachdem ich mich im Raum umgesehen hatte, wandte ich mich der älteren, schwarzhaarigen Dame zu.

»Katharina und Logan Jones, wir sind die neuen Schüler.« Antwortete Logan für uns, als sie uns fragend ansah. Sie nickte nur und reichte uns zwei Schlüssel, vermutlich für unser Schließfach  und ebenfalls zwei Stundenpläne.

»Bücher sind im Spind.« Sagte sie nur kurz und wandte sich dann wieder ihren Unterlagen zu. Sehr freundlich. Logan machte sich noch die Mühe, sich zu verabschieden, während ich einfach nur augenrollend den Raum verließ. Sie hätte wenigstens versuchen können sich anzustrengen. Wir waren schließlich neu hier und ihre Art sorgte nicht unbedingt für einen guten ersten Eindruck.

»In welcher Klasse bist du?« Riss Logan mich aus den Gedanken und mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte ich auf den Stundenplan.

»12b. Und du?«

»12a.« Seufzte er enttäuscht. Das einzige, auf das ich mich an diesem Tag gefreut hatte, war die Tatsache, dass Logan und ich in einer Klasse sein würden. Das waren wir schon immer. Und doch machte uns diese unerwartete Wendung einen Strich durch die Rechnung. In unserer alten Schule war Logan einmal in der fünften Klasse sitzengeblieben, weswegen wir fortan in einer Klasse gewesen waren.

»Was hast du jetzt?« Fragte er dann weiter. Wieder wanderte mein Blick zum Stundenplan.

»Englisch. Du?« Vielleicht waren wir im gleichen Englischkurs. 

»Chemie.« Verflucht. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vielleicht gab es doch einen Kurs den wir zusammen hatten.

»Na dann, es ist schon spät. Ich mache mich jetzt auf die Suche nach dem Chemieraum.« Sagte er dann nach kurzer Stille und sah mich an. Ich nickte nur, während er mich kurz in seine Arme schloss.

»Pass auf dich auf Schwesterchen. Und sieh zu, dass du einen großen Bogen um die Gruppe von Werwölfe machst.« Flüsterte er mir dann noch ins Ohr. Wieder nickte ich nur. Ich werde mein Bestes geben. Nach dem heutigen Morgen hatte ich wenig Lust  auf ein baldiges Wiedersehen. Logan winkte mir kurz zu, bis er um die nächste Ecke verschwand. Jetzt stand ich allein im Schulflur und hatte keine Ahnung, wo ich hinmusste. Mit einem Blick auf die große Uhr neben der Tür zum Sekretariat stellte ich fest, dass mir nur noch vier Minuten blieben, bis der Unterricht anfing. Während ich in die Richtung lief, in die Logan verschwunden war, stellte ich fest, dass ich noch zu meinem Schließfach musste, um mein Englischbuch zu holen. Spätestens jetzt war Zuspätkommen vorprogrammiert. Als ich dann nach gefühlten Stunden das Schließfach mit der Nummer 104 gefunden hatte, öffnete ich dieses schnell und suchte nach dem blöden Englischbuch. Nach einer erfolgreichen Suche, schloss ich die Tür des Schließfachs wieder, nahm das Buch in beide Hände und rauschte um die nächste Ecke, wobei ich prompt mit jemandem zusammenstieß. Peinlich berührt nuschelte ich eine Entschuldigung und blickte nach oben, direkt in ein Paar graue Augen.

The Alpha | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt