CHAPTER 49

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»Und du bist dir sicher, dass du heute etwas mit Aiden machen willst?« Fragte Lia mich argwöhnisch, als wir gerade die Toilette verließen. Heute war Donnerstag und das Date mit Liam war nun schon zwei Tage her. Seitdem hatte ich ihn nur einmal zu Gesicht bekommen und das, in der Besenkammer, wo wir uns durchgehend geküsst und nicht wirklich ein Wort gewechselt hatten. Auch wenn mittlerweile alle wussten, dass wir so etwas wie ein Paar waren, wollte ich es nach der Aktion mit Ashley nicht weiter an die große Glocke hängen und allen unter die Nase reiben. Deswegen waren die geheimen Treffen in irgendwelchen leeren Räumen zu unserem Ding geworden. Wobei die Besenkammer der Favorit von Liam war.

»Ja, wieso nicht?« Fragte ich dann zurück, während wir uns gerade einen Weg durch die Menge an Schülern bahnten. Aiden hatte mich gestern auf meinem Nachhauseweg abgefangen und gefragt, ob wir am nächsten Tag –also heute- etwas zusammen unternehmen wollen. Ich hatte zugestimmt, weil er immerhin ein guter Freund war und gleich an meinem ersten Schultag mit offenen Armen auf mich zukam. Zum anderen, war er in letzter Zeit nicht wirklich gut gelaunt gewesen und ich würde gerne wissen, wieso.

»Vielleicht, weil Liam es sicherlich nicht gut finden wird, wenn du etwas mit einem anderen Jungen unternimmst?« Erwiderte Lia dann mit hochgezogenen Augenbrauen, woraufhin ich sie verwirrt ansah.

»Auch wenn es zwischen mir und Liam gerade gut läuft, hat er trotzdem keinen Grund eifersüchtig zu sein. Aiden und ich sind Freunde.« Meinte ich überzeugt und verschränkte meine Arme vor der Brust.

»Das mag zwar sein, aber du hast doch gesehen, wie angespannt Liam damals war, als Aiden dich vor der Sporthalle umarmt hat. Man kann ihn sicherlich schnell aus der Ruhe bringen, wenn es um dich und einen anderen Jungen geht.« War Lias schlichte Antwort und das Thema somit beendet. Zumindest für sie, denn ich zerbrach mir die restliche Zeit den Kopf, ob das Treffen wirklich eine so gute Idee war.

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Als ich Aiden bereits am Eingang auf mich warten sah, breitete sich augenblicklich ein schlechtes Gewissen in mir aus, dass ich Liam nicht Bescheid gesagt hatte. Dann rief ich mir aber wieder in Erinnerung, dass ich ihn heute noch nicht gesehen hatte, es ihn somit also auch nicht sagen konnte und, dass ich ihm keine Rechenschaft schuldig war. Lia hatte sich schon von mir verabschiedet und mich nochmals daran erinnert, dass ich Aiden am besten klar und deutlich fragen sollte, was in letzter Zeit mit ihm los war. Das stellte sich allerdings schwerer raus als gedacht, denn selbst als ich mich mit Aiden in einem kleinen Park auf eine Bank gesetzt hatte und wir unser Eis aßen, was wir uns an dem Café um die Ecke geholt hatten, ergab sich in meinen Augen kein geeigneter Moment, dieses Thema anzusprechen.

»Sag mal, wieso warst du in letzter Zeit so schlecht drauf?« Fragte ich ihn dann zögerlich. Vielleicht konnte ich dadurch das Gespräch in diese Richtung lenken. Er steckte sich das letzte Stück seiner Eiswaffel in den Mund und sah mich danach aufmerksam an.

»Kannst du dir das nicht bereits denken?« Schoss er fragend zurück und ließ mich keine Sekunde aus den Augen.

»Nein? Du willst mir doch jetzt nicht deine Liebe gestehen oder? « Erwiderte ich scherzhaft, da ich nicht wusste, auf was er hinauswollte.

»Keine Sorge, ich bin nicht in dich verliebt.« Lachte er und tat so, als ob ich gerade den lustigsten Witz erzählt hatte, den er je gehört hat.

»Wirklich nicht. Ich stehe auf Männer.« Erwiderte er mit Nachdruck und sah mir dabei fest in die Augen, sodass ich direkt wusste, dass er die Wahrheit sagte. Als ich ihn zum Ende hin überrascht ansah und mir ein Oh entfuhr, lachte er nur.

»Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll. Ich bin in letzter Zeit so schlecht gelaunt, da meine Eltern gerade dabei sind, sich scheiden zu lassen.« Gab er dann zögerlich zu.

»Aiden...das tut mir leid. Das ist sicherlich nicht einfach.«

»Du hast recht, das ist es nicht. Das mag zwar albern klingen, aber seitdem wir damals zusammengestoßen sind, bist du eine immer bessere Freundin für mich geworden. Ich wollte dir das mit meinen Eltern schon länger erzählen, wusste aber nicht wie. Außerdem warst du mit Liam beschäftigt, was ja auch verständlich ist.« Redete er weiter und sorgte dafür, dass ich ein schlechtes Gewissen bekam. Ich war so auf Liam fokussiert gewesen, dass ich nicht für Aiden da gewesen war, als er jemanden brauchte.

»Es tut mir wirklich leid, dass ich in letzter Zeit nicht für dich da war.«

»Du brauchst dich nicht schlecht fühlen, ich nehme es dir wirklich nicht übel.« Meinte Aiden beschwichtigend und lächelte mich ehrlich an.

»Ich will trotzdem, dass du weißt, dass ich für dich da bin, wenn du jemanden zum reden brauchst. Denn du bist für mich auch ein sehr guter Freund.« Meinte ich dann und griff nach seiner Hand, um sie kurz zu drücken. Er nickte dankbar und daraufhin hing jeder seinen Gedanken nach, bis wir unser Eis aufgegessen hatten.

»Aber jetzt ein anderes Thema, ich finde es wirklich bewundernswert, dass Liam so viel Kontrolle und Geduld hat. Dafür, dass er ein Alpha ist und du seine Mate bist.« Lachte Aiden dann und sah mir belustigt in die Augen. Das Problem war nur, dass ich nicht wusste, was Aiden mit dem Wort »Mate« meinte.

»Was meinst du mit Mate?« Frage ich ihn perplex, nachdem er aufhörte zu lachen. Stattdessen sah er mich mit großen Augen an.

»Oh, Liam hat es dir also noch nicht gesagt?«

»Nein?« Meinte ich dann noch immer verwirrt.

»Du weißt wirklich nicht, was eine Mate ist?« Fragte er weiter und konnte anscheinend nicht so ganz glauben, dass ich davon nichts wusste. Ich schüttelte als Antwort nur mit dem Kopf.

»Aber du weißt doch sonst alles über uns Werwölfe, warum hat Logan oder dein Vater dich darüber nicht aufgeklärt?«

»Ehrlich gesagt habe ich damals nicht wirklich aufgepasst, als mein Vater mich über das Werwolf-Thema aufgeklärt hat. Zu meiner Verteidigung, er hat sich auch den ungünstigsten Zeitpunkt rausgesucht. Es war kurz bevor ich mit meinen Freunden auf eine Party gegangen bin. Ich habe ihn zwar am nächsten Tag nochmal dazu ausgefragt, aber das Thema ist scheinbar untergegangen.« Zuckte ich unschlüssig mit den Schultern und sah Aiden unsicher in die Augen. Ging Liam davon aus, dass ich wusste was eine Mate war? Oder hatte Logan ihm bereits gesagt, dass ich mich damit nicht so gut auskannte? Immerhin war Logan bei dem Gespräch damals dabei und war ebenfalls ungeduldig gewesen, da er unbedingt zu der Party wollte.

»Ach Kate, das ist natürlich sehr ungünstig. Wobei ich mir vorstellen kann, dass Liam sich bewusst ist, dass du keine Ahnung davon hast.«

»Ich glaube sogar, dass er so etwas mal erwähnt hat. Ich habe ihm nur nicht richtig zugehört.« Erwiderte er verschmitzt und kratzte sich am Hinterkopf.

»Also, kannst du mir dann vielleicht erklären, was eine Mate ist?« Fragte ich ihn daraufhin hoffnungsvoll, wobei er sofort mit dem Kopf schüttelte.

»Das ist die Aufgabe von Liam. Ich glaube, es würde uns nur noch mehr Probleme einbringen, wenn ich es dir erklären würde.« Ich seufzte enttäuscht, nickte daraufhin aber beschwichtigend. Vielleicht hatte Aiden Recht. Ich würde Liam einfach so früh wie möglich fragen. Als ich mir Aidens Worte erneut ins Gedächtnis rief, kam ich zu dem Gedanken, dass Logan vielleicht damals auf genau das hier hinauswollte. Seine genauen Worte waren »Ich gebe dir den Ratschlag dich daran zu erinnern, was eine weitere Sache ist, die an Werwölfen so besonders ist.« Vermutlich meinte er wirklich diese Mate-Sache.

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