„Hey, Ser. Könntest du mir nochmal die Haare flechten?", Thor hält mich im Gang auf.
„Klar.", lächelnd folge ich ihm zu seinem Zimmer.
Dort setzt er sich auf einen Stuhl. Ich nehme einen Kamm und ein paar der Haargummis. Ich fange an, seine Haare in Strähnen einzuteilen und sie zu flechten.
„Schon witzig, wenn ich daran denke, wie du ausgerastet bist, als ich das damals gemacht hab, wo wir noch Kinder waren.", kicher ich vor mich hin.
„Stimmt. Aber Vater hat damals auch gesagt, dass Zöpfe nicht unbedingt unmännlich sind.", schmunzelt er und dreht den Kopf.
„Nicht bewegen.", ich ziehe an seinen Haaren und er dreht sich wieder nach vorne.
„Ist ja gut."
„Morgen ist dein großer Tag, du bekommst endlich Mjölnir anvertraut. Hoffen wir mal, dass du auch würdig bist.", kicher ich weiter.
„Hey! Natürlich bin ich würdig. Wer sonst, außer ich?", Stolz plustert er sich auf.
„Ich sagte halt still! Sonst nehme ich die Schere statt dem Kamm."
Nach ein paar Minuten der Stille bin ich endlich fertig. Ich fädel den letzten Haargummi um eine geflochtene Strähne und klemme sie noch hinter den Zopf, den ich aus dem oberen Teil seiner Haare gebunden habe.
„Danke, du bist die beste Schwesterchen.", er steht auf und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Ich bin älter als du. Das -chen kannst du dir sparen.", ich sehe ihn gespielt beleidigt an.
„Und trotzdem bist du kleiner.", er patscht mir auf meinen dunkelblonden Haarschopf.
„Hey! Lass das.", lachend schiebe ich seine Hand weg.
„Ihr scheint hier ja viel Spaß zu haben.", Loki steht plötzlich im Türrahmen.
„Was denn, willst du dir auch die Haare flechten lassen?", Thor verschränkt seine Arme.
„Nein, nein, bloß nicht. Das mit den Zöpfen überlasse ich lieber dir Bruder. Ich wollte nur Serena entführen, zu einer kleinen Kampfübung. Würdest du mir die Ehre erweisen?", er verbeugt sich.
„Ich gewinne sowieso, also wieso nicht?", lachend gehe ich zu Loki.
Lächelnd stellt dieser sich wieder hin.
„Aber vorher gehe ich mir noch was anderes anziehen.", ich schaue mein Kleid an.
„Och, beim ersten Mal hatte dich das damals auch nicht aufgehalten.", er schmunzelt und seine grünen Augen werden schmal.
„Es war unbequem. Versuch du dich mal in so einem Teil so zu bewegen.", ich verdrehe die Augen.
Ohne ein weiteres Wort macht er Platz in der Tür und lässt mich durchgehen. In meinem Zimmer nebenan öffne ich den großen Schrank und greife nach meiner Kampfrüstung. Ich lege mein hellblaues Kleid ab und ziehe das rote, langärmelige Oberteil und die schwarze Hose an. Darüber folgen die kniehohen braunen Stiefel, Knie- und Armschienen aus silbernem Metall und Rücken- und Brustplatte. Alles perfekt an meine Figur angepasst. Zum Abschluss schnalle ich meinen Dolch um meinen linken Oberschenkel und den Schwertgürtel um meine Hüfte. Den Umhang und Schulterplatten lasse ich lieber weg. Das ganze dauert auch nur ein paar Minuten. Nochmal fünf Minuten später stehe ich mit gezücktem Schwert und in Angriffshaltung Loki gegenüber, der sich nicht dazu entschieden hat, seine schwarz-grünen Alltagsklamotten gegen eine Rüstung zu tauschen.
„Du solltest öfter Hosen tragen. Vielleicht würdest du dann auch mal jemanden abbekommen. Sieht sehr gut aus.", neckt er mich, während wir uns umeinander drehen.
Ich schüttel nur genervt den Kopf und springe auf ihn mit einem Kampfschrei zu. Er blockt meinen Schlag und schiebt mein Schwert beiseite.
„Das kannst du doch besser.", gespielt enttäuscht dreht er sich rum.
Ich wittere eine Chance und stoße mein Schwert in Richtung seines Rückens. Ich halte davor an. Unerwarteter Weise lässt Loki sich einfach nach hinten fallen.
„Nein!"
Doch er gleitet durch das Schwert durch und löst sich in Luft auf.
„Was zum...LOKI! Das ist gegen die Regeln!", wütend stütze ich die Arme in die Hüfte und drehe mich um.
Sofort bekomme ich eine Klinge an den Hals gehalten.
„Serena. Im echten Leben werden deine Feinde auch nicht nach den Regeln spielen.", siegessicher grinst er mich an.
Okay, wenn du nicht nach den Regeln spielst...
Ich blinzel und setze ein bezauberndes Lächeln auf. Ich greife nach dem Schwert und schiebe es ohne Gegenwehr zur Seite. Sein Lächeln verschwindet und er sieht mich abschätzig an. Ich mache einen Schritt auf ihn zu. Ich breite die Arme aus und umarme ihn.
„Äh, was wird das denn?", er ist total aus der Fassung und lässt sein Schwert fallen.
Ich schaffe es an meinen Dolch ran zu kommen, und stelle mich langsam hinter Loki. Dieser ist immer noch etwas perplex.
„Ich kann auch gegen die Regeln spielen.", flüstert ich ihm ins Ohr und halte ihm den Dolch an die Kehle.
Langsam hebt er die Arme.
„Du hast gewonnen.", er ergibt sich.
„Siehst du, ich gewinne immer.", ich entlasse ihn aus meinem Griff
„Aber nur, weil ich dich gewinnen lasse.", er reibt sich den Hals und macht einen Schritt von mir weg.
„Genau.", ich stecke den Dolch wieder weg und hebe mein Schwert auf.
„Hey, was hältst du davon, wenn wir morgen Abend gemeinsam zur Feier gehen? Um Thor den Rücken zu stärken. Ich glaube er ist sehr aufgeregt deswegen."
„Ha. Ich glaube auch. Hoffentlich müssen wir nicht seine Hand halten.", stimme ich zu.
Wir fangen beide an zu lachen und machen uns auf den Weg zum Palast zurück.
„Und hey, zieh dir was hübsches an dann. Ich glaube nicht, dass Vater dich weiterhin alleine sehen will.", er zwinkert mir zu und geht zum Speisesaal.
„Loki!", rufe ich ihm hinterher, doch er winkt nur.
Darauf kommt er in den letzten Wochen andauernd zu sprechen. Aber warum?
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Nebel und Schabernack (Loki ff)
FanfictionSerena ist das Kind einer Walküre. Nach dem großen Krieg gegen Hela wird sie gefunden und von Odin adoptiert. Ihre Kräfte hält dieser vor ihr geheim. Sie wächst mit den Prinzen im Glauben auf, ihre Schwester zu sein. Bis sie eines Tages aus Zufall i...