„Serena! Serena!", dumpf dringt eine Stimme in meinen Kopf.
Nach und nach nehme ich meinen Körper wahr. Mein Kopf wird schwer und fängt an zu schmerzen.
„Serena!", ruft nochmal jemand.
Bin ich damit gemeint? Ich spüre Holz unter meinen Fingern. Mir kommen die Erinnerungen von vorher in den Kopf. Ich reiße die Augen auf.
„Serena?", es ist Loki, der fragt.
Ich drehe mich halb auf den Rücken und entdecke seine grünen Augen.
Sie sehen mich erleichtert an und er seufzt. Er kniet neben mir.
Ich kann nicht glauben, dass ich nicht seine Schwester sein soll, und auch nicht Thors. Ich hab grüne Augen und dunkelblonde Haare, ich bin vom Aussehen her der perfekte Übergang zwischen ihnen. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen.
„Serena, was ist denn los?", er hebt eine Hand und wischt mit einem Finger über meine Wange.
Ich bin schon wieder am weinen. Ich setze mich hin und umarme ihn. Überrascht, dauert es ein paar Sekunden, bevor er die Umarmung erwidert. Er zieht mich enger an sich und vergräbt seinen Kopf in meinem Nacken. Meine Tränen wollen nicht aufhören und ich schluchze mehrere Minuten an seiner Schulter.
„Was ist denn los? Ist es, weil ich dir gestern nicht gesagt habe, wo ich hingehe?", fragt er leise.
„Gestern?", frage ich und löse mich aus der Umarmung.
Ich schaue zum Fenster und sehe einen grauen Himmel. Ich hab die ganze Nacht auf dem Boden gelegen.
„Ja, ich war auf Midgard, Thor besuchen.", mein Blick schnellt zu Loki.
„Es geht ihm bestens da oben, keine Sorge.", er lächelt leicht gequält.
„Ich bin erst vor ein paar Minuten zurück gekommen und wollte nach dir sehen. Ich öffnete die Zimmertür und da lagst du auf dem Boden. Mir ist das Herz fast stehen geblieben.", er legt eine Hand auf meinen Kopf und lässt sie zu meiner Wange wandern.
Ich lasse die Berührung zu, auch wenn mein Körper sich dagegen wehren will. Ich schließe die Augen und verkrampfe den Kiefer. Er lässt direkt wieder los.
Ich öffne die Augen und merke, dass er merkwürdige Sachen anhat. Er trägt ein weißes Oberteil mit Knöpfen vorne, darüber ein schwarzes Band um den Hals, eine schwarze Jacke verdeckt seine Arme und er hat noch ein Tuch um den Nacken hängen mit einem schwarz weißen Karomuster. Seine Hose ist auch schwarz und an den Füßen sehe ich glänzende, schwarze flache Schuhe. Ich sehe ihn fragend an.
Er bemerkt meine Musterung.
„Oh, das sind Midgardsachen. Ich wollte nicht auffallen, auch wenn mich keiner gesehen hat.", er zuppelt an der Jacke rum.
„Du hattest recht gestern Abend. Ich sollte dich in meine Pläne einweihen. Immerhin bist du meine Schwester.", bei dem Wort zieht sich mein Herz kurz zusammen.
Er steht auf und reicht mir eine Hand. Ich nehme sie und er zieht mich auch auf die Beine. Die sind immer noch wackelig und nur mit großem Kraftaufwand halten sie mich.
„Ich will Jotunheim zerstören.", lässt Loki in den Raum fallen.
„Was?", meine Beine geben doch nach und Loki muss mich auffangen.
Er hebt mich unter den Knien und den Rücken hoch und setzt mich auf meinen Stuhl.
„Was hast du gemacht? Wieso bist du so schwach?", fragt er mich, vor mir kniend.
„Ich...Äh...", ich schaue überall hin, nur nicht in seine Augen.
Er sieht mich skeptisch an, steht aber auf und kehrt mir den Rücken.
„Ich muss Jotunheim zerstören! Sie sind das Übel der neun Welten. Du weißt, ich habe recht.", er dreht sich wieder zu mir und versucht mit seinen Händen, seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen.
„Aber wie willst du das machen?"
„Der Bifröst. Aber ich muss die Jotunen erst herlocken, damit die anderen sehen, dass es nötig ist, Jotunheim zu zerstören und die Eisriesen auszurotten.", sein Gesichtsausdruck wird mit jedem Wort wütender.
„Okay."
Er blinzelt und sieht mich erstaunt mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Du...du machst mit?"
„Ja, letztendlich sind sie doch Schuld an Vaters derzeitigem Zustand, oder nicht?"
„Najaaa..."
„Was denn noch Loki?", ich verenge meine Augen und verschränke die Arme.
„Ich hab die Eisriesen nach Asgard geführt, was sie aber nicht wissen, noch nicht."
„Warum?"
„Ich wollte nur etwas Spaß, Thor den Tag vermiesen.", er winkt mit der Hand in der Luft umher.
„Wofür hab ich dann zwei Wochen lang das ganze geplant!?", ich stehe auf.
Meinen Beinen traue ich zwar noch nicht, aber sie halten mich aufrecht.
„Entschuldige Schwester.", er nimmt meine Hände und führt sie an seinen Mund.
„Was auch immer.", ich reiße meine Hände weg und gehe zum Fenster.
Loki kommt nach und legt seine Hände auf meine Schultern.
„Aber wenn wir das gemacht haben, sind wir auf ewig in Vaters Schuld und du könntest den Thron beanspruchen, da du seine Erstgeborene bist.", flüstert er mir ins Ohr.
Ein Grinsen breitet sich wieder auf meinem Gesicht aus. Ich stelle mir mich vor, wie ich in dem Thron sitze, in einem giftgrünen Kleid und Vaters Stab in den Händen. Auf meinem Kopf eine goldene Krone mit grünen Steinen.
„Wie genau willst du es anstellen?", ich drehe mich zu Loki um.
Dieser grinst und stellt sich gerade hin.
„Wir gehen nach Jotunheim. Zieh dir was warmes an.", er nimmt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger.
Er geht in Richtung Tür und auf dem Weg dahin verwandelt er seine Klamotten in seine Prinzenrüstung mit grünem Umhang.
Ich schließe die Tür hinter ihm und öffne den Schrank. Da ich nur eine Prinzessin bin, habe ich nie eine eigene richtige Rüstung bekommen. Auch wenn ich kampftechnisch genauso gut bin wie Thor.
„Hmm.", ich nehme die Rüstung, die ich habe und lege sie verteilt aufs Bett.
Ich ziehe das Göttinnenkleid aus und die schwarze Stoffhose und das rote Oberteil an. Auch die Stiefel ziehe ich über meine Füße. Den Dolch schnalle ich um. Ich mache einen Schritt vom Bett weg und hebe die Hände mit angewinkelten Armen.
„Wenn ich dich in eine Waffe verwandeln kann...", ich konzentriere mich auf meine Hände.
Weißer Nebel erscheint darin und wabert über meine Hände. Er fällt zu Boden und steigt an meinen Füßen wieder hoch. In dünnen Fäden schlängelt er sich um meine Beine, über meinen Brustkorb und Rücken, bis zu meinen Fingern zurück. Ich spüre ein Kribbeln in meinem ganzen Körper. Ich drücke meine Hände zusammen und der Nebel sammelt sich und wird fest. In dem Spiegel, den der Nebel vor mir bildet, betrachte ich meine neue Rüstung. Sie ist silbern wie die alte, aber der Brustharnisch ist etwas länger, an den Knien sind die Knieplatten nach oben und unter spitz zulaufend. Meine Arme haben einen kompletten Schutz bekommen, der aus lauter kleinen schuppenartigen Plättchen besteht, sie ermöglichen eine reibungslose Bewegung.
An meinen Schultern prangen zwei Platten, die die Form eines Blattes haben, sie halten den langen, schwarzen Umhang fest. Meine Hände hat der Nebel auch nicht ausgelassen, silberne Handschuhe aus dünnem Metall mit feinen Linien, die ein Muster darauf bilden. Mir fällt auf, dass alles mit einem feinen Rankenmuster überzogen ist. Meine Haare flechte ich zu einem langen Zopf. Ich nehme noch meinen Schwertgürtel vom Bett und schnalle ihn um.
„Auf nach Jotunheim...noch mal.", seufze ich und verlasse mein Zimmer.
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Hey, heute gibt es doch ein Kapitel. Und es ist was tolles passiert. LoreenaArensen ist zurück😱😍 Ihr Loki FF ist einfach eine der besten deutschsprachigen💚💚💚.
Bis bald, Eure LunasDaughter💚
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Nebel und Schabernack (Loki ff)
FanfictionSerena ist das Kind einer Walküre. Nach dem großen Krieg gegen Hela wird sie gefunden und von Odin adoptiert. Ihre Kräfte hält dieser vor ihr geheim. Sie wächst mit den Prinzen im Glauben auf, ihre Schwester zu sein. Bis sie eines Tages aus Zufall i...