✦ 2. Was es bedeutet frei zu sein ✦

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Wie angewurzelt bliebst du auf dem Deck sitzen, weintest dir die Augen aus dem Kopf und konntest nicht glauben, dass sich die Insel, die dich kaputt gemacht hatte, von dir entfernte. Das Schiff der Whitebeard Piraten hatte Segel gesetzt und du konntest nur machtlos beobachten, wie die brennende Insel immer kleiner wurde. Die Wärme des Feuers verschwand immer mehr und zurück blieb die Kälte der Nacht, die sich ihren Weg durch deine Knochen bahnte. Auf dem Deck herrschte reges Reden, laute Schritte, doch all das hörtest du nicht. Gerade war deine Welt so still, so ruhig und so friedlich. Dir waren all die Gefühle, die in dir aufkeimten nicht bekannt und du wusstest nicht damit umzugehen, außer still vor dich hin zu weinen. Dir taten deine Lider mittlerweile schon weh, aber die salzige Flüssigkeit wollte nicht aufhören aus deinen Augen zu kommen.

Die Piraten hinter dir waren dabei ihre Beute der eben überfallenen Insel wegzuräumen und gerecht zu verstauen, doch kam der junge Mann mit dem großen Hut auf dich zu und setzte sich neben dich.

„Wir haben alle platt gemacht. Du musst nie wieder Angst davor haben, dass dich einer von ihnen versklavt. Du bist jetzt frei", versicherte er dir. So sehr du auch innerlich langsam begriffen hattest, was hier alles passierte, so handelte dein Körper doch ein bisschen anders. Du drehtest dich zu ihm und drücktest deinen Kopf in einer Verbeugung auf den kalten Holzboden.

„D-Danke.. I-Ich verspreche I-Ihnen, dass ich alles machen werde, was Sie von mir verlangen.."

Wie eine Spule, schossen diese Wörter aus deinem Mund. Mit diesen Sätzen, hattest du dich immer gerettet, hattest dir dein Leben gesichert. Du saßest jetzt auf einem Piratenschiff fest. Doch hörtest du den Mann, der sich Ace nannte nur lachen.

„Schon gut. Du musst bei uns nichts machen. Du heißt doch (Name), oder? Ich heiße übrigens Ace!"

Dein Kopf erhob sich vom Boden und du starrtest in ein breites, stolzes Grinsen. Dein Blick wanderte über den großen orangenen Hut der zwei Smileys auf ihm trug. Der eine grinste breit und der andere hatte seine Mundwinkel nach unten gezogen. Du fragtest dich, was sie für eine Bedeutung hatten. In weiterer Beobachtung, fiel dir auf dass er gar kein Oberteil trug und sein ganzer Oberkörper endblößt vor dir saß. Auf seinem linken Oberarm stand auch sein Name, in einem Tattoo, jedoch befand sich zwischen dem A und dem C ein S, dass durchgestrichen war. Auch hier fragtest du dich, was das zu bedeuten hatte.

Allen im Allem war sein Erscheinungsbild sehr gepflegt und er strotzte voller Selbstvertrauen. Du hingegen fühltest dich wie ein Stück Lumpen, mit Klamotten die vermutlich schrecklich riechen mussten. Wie er es in deiner Gegenwart aushalten konnte, ohne dich für deine Erscheinung zu schlagen, wunderte dich. Dennoch lächelte er dich warm an und stand anschließend auf.

„Wenn etwas ist, dann sag es mir ruhig! Ich tu dir auch nichts, versprochen. Niemand hier wird dir weh tun. Du bist jetzt ein Teil unserer Familie!", versicherte er dir erneut und ging dann zurück zu seinen Kameraden. Regungslos bliebst du sitzen, dort wo du schon wer weiß wie lange gesessen hattest und du trautest dich nicht aufzustehen. Trotz der netten Worte, wolltest du ihnen so wenig Umstände wie möglich bereiten. Du robbtest dich an das Geländer des Schiffes, um deinen Rücken gegen etwas lehnen zu können. Das Gefühl dass du dich an etwas lehnen konntest, tat unfassbar gut. Dein Körper entspannte sich, deine Muskeln lockerten sich und du fühltest dich, als wärst du im Himmel angekommen. Du konntest dich nicht mehr daran erinnern, wann du das letzte Mal etwas im Rücken gehabt hattest. Wenn du sitzen durftest, dann nur auf einem kleinen, schiefen Holzschemel oder auf dem Boden. Auch nachts, wenn man dich für ein oder zwei Stunden schlafen ließ, lagst du auf einem kalten Steinboden. Den Luxus eines Geländers kanntest du nicht, aber es fühlte sich so unfassbar gut für dich an. So gut, dass du ganz langsam, ganz vorsichtig deine Augen schlossest und dich deine Erschöpfung wie eine Welle übermannte. Es dauerte nicht lange und du schliefst ein, in einer Position die für jeden anderen unbequem aussehen würde, befleckt von Blut und Tränen, verquollen Augen und auf gepufften Lippen. Und doch war das der beste Schlaf, die beste Nacht die du je hattest, seit du denken konntest.

Phönixblau [Marco x Reader]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt