Kapitel 65 | Wahrheiten

36 2 0
                                    

Die nächsten acht Monate vergehen wie im Flug. Wortwörtlich, denn wir fliegen von Land zu Land und von Stadt zu Stadt. Julia managt alles super, sodass ich ein perfektes Shooting nach dem anderen habe und Maike, meine Spontanfotografin, hält die besten Momente immer fest. Ich habe schon für die bekanntesten und die unbekanntesten Marken gemodelt und bekomme via Instagram immer wieder Bilder von mir zugesendet, wenn irgendwelche Fans von mir, Poster von meinem Gesicht entdecken. Ich telefoniere regelmäßig mit Carlotta und Co, was mir in diesem ganzen Trubel immer wieder ein Gefühl von Nachhausekommen bietet. Von meinen zwei Konkurrentinnen, Leane und Anna-Kathrin, habe ich die meiste Zeit über nichts gehört.

Aber in der letzten Woche vor unserer Rückreise zurück nach Köln, passiert das Unerwartete. Wir sind aktuell auf Hawaii, um für Bikinis und Strandmode generell zu modeln und dort treffe ich tatsächlich auf Leane. Sie liegt mit einem Cocktail in der Hand auf einer Liege im VIP-Bereich des Hotels, in dem ich untergebracht bin. Ihre langen blonden Haare hat sie kunstvoll hochgesteckt und unter einem Hut drapiert. Als sie mich sieht, lächelt sie gehässig. "Hey, Janina, schön dich zu sehen? Wie ist es dir in den letzten Monaten ergangen?", fragt sie ironisch. Mit dem gleichen falschen Lächeln wende ich mich ihr zu. "Hallo Leane. Mensch, haben wir uns lange nicht gesehen. Mir geht es super, wirklich. Alles läuft perfekt! Wie geht es deinem Jobcounter denn so?" "Ich habe abgebrochen. Nach drei Monaten habe ich festgestellt, dass mir das Managen tatsächlich mehr Spaß gemacht hat, als das modeln selber. Ich unterstütze jetzt Anna-Kathrin nebenher. Aber du glaubst nicht, wen ich getroffen habe!" Etwas schockiert von der Nachricht schüttle ich den Kopf. "Deinen Ultra-Fan! Ich habe so einen süßen Typen gedatet, also so richtig süß, und er hat so viel von dir erzählt und geschwärmt, da dachte ich, ihr seid noch zusammen. Aber da er mit mir geschlafen hat, mehrfach, weiß ich, dass er entweder ein Arsch ist oder single. Kennst du einen Patrick?" Ich muss schwer schlucken, bevor ich das Lächeln wieder aufsetzen kann. „Tut mir leid, da musst du dich täuschen", flunkere ich und verschwinde dann schnell. Natürlich weiß ich, von wem sie redet, aber ich lasse mich nicht von ihr demütigen. Patrick und ich haben Schluss gemacht, auch wenn die gepressten Blumen, die in meinem Hotelzimmer liegen etwas anderes sagen. Darum ist es auch vollkommen okay, wenn er mit einer anderen schläft, auch, wenn ich das nicht getan habe. Ich bin über ihn hinweg - zumindest rede ich mir das selbst ein. Wir sagten vor acht Monaten zwar, dass wir uns wiedersehen werden, allerdings habe ich nicht groß Lust darauf.

Am Abend gehe ich mit Maike und Julia Essen und erzähle ihnen von meiner Begegnung. Sie sind ebenso schockiert wie ich, aber können daran genauso wenig etwas ändern. Es ist unser letztes Essen im Ausland, denn morgen fliegen wir schon zurück und haben dann genug Zeit uns auf den letzten Catwalk vorzubereiten, an dem die Juroren und Organisatoren der Show, ein paar Topmarken und Designer, entscheiden, ob sie Anna-Kathrin oder mich gerne fest anstellen wollen, also für regelmäßige Kampagnen anwerben wollen. Maike ist den ganzen Abend über ein wenig unaufmerksam und irgendwann, spricht Julia sie darauf an. „Maike, was ist los mit dir? Du wirkst so unkonzentriert heute." „Du hast ja recht.", stimmt sie zu, „Aber ich überlege seit acht Monaten, euch etwas zu sagen und heute Abend überlege ich, wie." Sie stockt und wir sehen sie auffordernd an. Ihr Blick wandert zu mir. „Janina, wir sind uns schonmal begegnet. Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnerst. Es war in einem Krankenhaus in Köln. Wir haben über unsere Geburtstage gesprochen. Darüber, dass du Janina heißt und im Januar geboren wurdest und ich Maike heiße und im Mai geboren wurde." Ich nicke. „ich erinnere mich und jetzt weiß ich auch, warum du mir so bekannt vorkamst, ich habe schon daran gedacht, aber es kam mir zu abwegig vor. Warum sollte eine Krankenschwester plötzlich Fotografin werden?" „Weil die Krankenschwester Krebs hat und nur noch ein Jahr leben kann und diese Jahr damit verbringen will, ihren Traum auszuleben. Und das ist bei mir nun mal das Fotografieren." Julia und mir treten augenblicklich die Tränen in die Augen, als wir das hören. „Das ist okay für mich. Ich habe damit abgeschlossen, ihr müsst das auch."

Den restlichen Abend verbringen wir damit, über die Diagnose und ihre Folgen zu sprechen und Maike beantwortet uns jede Frage. Danach trinken wir noch ein bisschen an der Bar und lassen den Abend spaßig ausklingen. So hat Maike es doch noch geschafft, mir Patrick aus dem Kopf zu treiben.



Zweieinhalb Jahre ist es her. Hallo ihr Lieben, schön, dass noch jemand diese Geschichte liest. Die lange Abwesenheit tut mir schrecklich leid, aber ich wollte die Geschichte erst beenden, bevor ich weiter veröffentliche und wollte mich auch erst mal wieder damit wohl fühlen. Die ersten Kapitel sind nämlich mindestens vier Jahre alt und sehr cringy, aber ich werde sie nicht überarbeiten, da sie einfach dazugehören und es wahrscheinlich ziemlicher Spam wäre, wenn ich jedes Kapitel noch mal neu hochlade und es euch noch mal angezeigt wird. Jedenfalls hab ich diese Geschichte tatsächlich beendet und werde ab heute jeden zweiten Tag (wenn ich dran denke) einen neuen Teil hochladen. Ich hoffe sehr, es gefällt euch und ihr hasst mich nicht zu sehr.
Lasst doch gerne Feedback in den Kommentaren da, was ich verbessern könnte und/oder votet, wenn es euch gefällt. Dankeschön!

Freunde oder mehr? | Paluten FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt