Kapitel 66 | Heimwärts

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Am nächsten Morgen fliegen wir früh los, da wir wirklich sehr sehr lange fliegen müssen. Neben mir sitzt ein süßer Kerl mit etwas längeren, rot-braunen Haaren, die er hinten zu einem Zopf zusammengebunden hat. Wir haben uns mehrfach angelächelt, aber noch kein Wort miteinander gewechselt. Maike und Julia sitzen in einer ganz anderen Reihe und kriegen davon nichts mit. Ich starre schon seit mehreren Minuten auf die Tüte, in der die konservierten Blumen sowie die Kette liegen, welche Patrick mir geschenkt hat. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich nervös, da ich nicht weiß, was mich erwartet. Nicht bei dem Lauf, sondern bei meinem Privatleben. Zurzeit habe ich noch keine Wohnung, sondern ein Zimmer in einem 5-Sterne-Hotel, meine Freunde habe ich ewig nicht gesehen und meinen Ex liebe ich eigentlich immer noch, obwohl er mit meiner Konkurrentin geschlafen hat und ich mir das nicht selbst eingestehen kann. „Alles okay?", fragt der Typ neben mir auf einmal. „Ja, ja wieso?", reagiere ich erschrocken. „Weil Sie weinen.", antwortet er und streicht eine Träne von meiner Wange. „Oh", entweicht mir nur und ich merke, wie ich knallrot anlaufe. Super Janina! Da hast du dich gleich wieder blamiert. „Wenn Sie reden wollen, bin ich hier.", sagt er und ich muss über den ungewollten Witz lachen, was ihn ebenfalls Grinsen lässt. Ich strecke ihm meine Hand hin. „Ich bin Janina." Er schüttelt sie kurz. „Ich bin Niklas, aber nenn mich ruhig Nik. Das ist mir lieber." Ich sehe ihm in die Augen und mein Lächeln erstarrt. Er hat dunkelblaue Augen mit Goldsprenkeln. „Alles okay?", fragt er erneut. Ich schüttele den Kopf. „Bist du Niklas Müller? Hast du in der vierten Klasse mit zwei Freunden kleinere Schüler geärgert, bis eine ältere Dame dich zurechtgewiesen hat?" Er sieht mich ebenso schockiert an, wie ich ihn. „Bist du etwa diese Drittklässlerin mit den niedlichen Zöpfen und der Regenschirmoma?" Ich lache und wir unterhalten uns über eine Stunde über die alten Zeiten. Irgendwann beugt er sich ein wenig über mich, um aus dem Fenster sehen zu können. Er deutet hinaus. „Ist das nicht wunderschön?" Ich nicke ehrfürchtig und muss beschämt feststellen, dass mein Herz beginnt schneller zu schlagen, als er sich so über mich beugt. Und es macht auch noch Saltos, als er sich nicht ganz zurücklehnt, sondern mir ganz klischeehaft eine Strähne hinters Ohr streicht. „Nik, ich denke nicht-" Doch ich reagiere zu spät, denn schon liegen seine Lippen auf meinen. Aber ich wehre mich nicht, sondern lasse es geschehen. Als er mich loslässt, glänzen seine Augen. „Was wolltest du sagen?" „Gar nichts.", streite ich ab und küsse ihn stattdessen nochmal.

Zu mehr kommt es auch nicht. Dafür gebe ich ihm eine Karte mit der Adresse meines Hotels und sage ihm, dass er erst eine halbe Stunde nach mir kommen darf, wegen der Journalisten, die direkt tausende Gerüchte streuen würden. Er nickt und verspricht, dass er sich an den Plan halten würde. Also trennen wir uns nach der Landung so, als hätten wir einander nie gesehen und ich fahre mit Julia und Maike zu unserem Hotel, wo wir noch kurz auf unseren bisherigen Erfolg anstoßen und dann jeder für sich auf sein Zimmer geht. Nach einer halben Stunde, in der ich mich geduscht und wieder hübsch gemacht habe, klopft es an der Tür.

Freunde oder mehr? | Paluten FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt