Ich hörte ein lautes, nerviges Geräusch und schreckte unmittelbar hoch. Mein Herz raste, so sehr hatte ich mich erschrocken und ich war einen Augenblick lang verwirrt ob des Lärms in meinem Zimmer. Doch wenig später fiel mir endlich auf, dass mein Wecker diesen heidenlärm veranstaltete. Stimmt, es war ja schließlich Montag.
In den vergangenen beiden Tagen war so unglaublich viel passiert, dass ich die Schule fast vergessen hatte. Wie unwichtig mir die Schule nun vorkam nach all den Dingen die geschehen waren, nach all dem was ich erfahren hatte. Zuerst war ich in einer Lagerhalle gefangen genommen worden, aufgrund der Unüberlegtheit von Ben, dann hatte plötzlich der Dämon in mir uns gerettet immer noch ohne mein Wissen, dass er existierte und gestern hatte ich dann nach einem Einbruch im Haus eines vermeintlichen Freundes endlich erfahren, dass dieser fiese Dämon seit zwei Wochen in mir lebte und nur darauf wartete mich als menschliches Höllentor zu missbrauchen um andere Dämonen aus der Hölle zu holen und danach die Menschen zu unterdrücken. Und zu guter Letzt hatte ich auch noch herausgefunden, dass Ben, ein völlig fremder, sogar vor mir von meinem Dämon gewusst hatte und sich nun mit anderen Dämonen traf.
Ich rieb mir mit geschlossenen Augen die Schläfen und atmete tief durch. Ich fühlte mich so unendlich müde und ausgelaugt nach diesem langen und anstrengenden Wochenende und die Schule kam mir gerade mehr als nur ein wenig unwichtig vor, dass ich ernsthaft darüber nachdachte nicht hinzugehen. Doch ich wollte eigentlich lieber keine Fehlstunden, und jetzt da ich wusste, dass ich meine Mutter nur mit bösen Dämonen-Spielchen überreden konnte mir eine Entschuldigung zu schreiben, verzichtete ich lieber darauf.
Ich wollte wenn möglich lieber nicht diese „Gaben“ des Dämons zu nutzen. Also setzte ich mich tatsächlich auf und verließ mies gelaunt, müde und mit tierischen Kopfschmerzen mein gemütliches Bett. Grummelnd schlich ich ins Badezimmer und nahm eine kalte Dusche, die aber leider auch nicht die dunklen Augenringe verschwinden lassen konnte.
Als ich wieder mein Zimmer betrat sah ich meinen Rucksack vor dem Bett liegen und damit fiel mir wieder das Buch ein. Ich konnte schlecht mit diesem Buch in die Schule spazieren, also war es besser ich versteckte es erst mal. Ich war der Meinung mein Versteck im Boden war gut genug und steckte das Buch wieder dorthinein, diesmal zusammen mit dem Schlüssel.
Etwas irritierte mich ja schon, dass der Dämon, Damian, sich so ruhig verhielt. Wenn ich nicht seine Anwesenheit spüren könnte, hätte ich fast das Gefühl er wäre nicht mehr da. Sollte mir nur recht sein, dass er den Mund hielt, ich hatte heute Morgen wirklich keinen Nerv auf ihn. Allerdings musste ich zugeben, dass mich sein Schweigen ein klein wenig beunruhigte. Allerdings nicht so sehr, dass ich versuchen würde seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
Wie immer betrat ich das Klassenzimmer zusammen mit dem Gong. Erst als ich fast an meinem Platz angekommen war, sah ich Ben dort sitzen. Ich hatte fast vergessen, dass wir montags Englisch zusammen hatten und nun war ich tatsächlich einen Moment lang ein wenig überrumpelt mit der Situation und wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Auch er hatte also beschlossen, dass er in die Schule gehen würde, obwohl er von all den Dingen wusste, die gerade passierten. Und die Rettung der Welt war doch ein wenig wichtiger als in die Schule zu gehen. Trotzdem waren wir beide nun hier. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er wohl überhaupt nicht vergessen, dass wir zusammen Unterricht hatten. Denn er sah mich erwartungsvoll aber keineswegs überrascht an.
Nach meinem kurzen Stocken, setzte ich meinen Weg fort um mich dann neben ihm auf dem Stuhl niederzulassen. Seit ich wusste, dass ein Dämon in mir lebte hatte ich nicht mit Ben geredet, ich hatte ihn bloß gestern mit den anderen Dämonen entdeckt und war in der Tat zutiefst neugierig, was er mit ihnen ausheckte. Ich konnte aber wohl kaum einfach so mit der Tür ins Haus fallen und nachfragen. Vor allem wollte ich nicht unbedingt preisgeben, dass ich ihm hinterher spioniert hatte.
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Die Jägerin
FantastiqueEr streifte sanft meinen Arm. Ich erschauerte unter seiner Berührung und bekam wie immer eine Gänsehaut. „Du musst das nicht tun“, versuchte er mich traurig umzustimmen. Doch ich lachte bitter auf. „Und ob ich das muss.“ Ich gab ihm noch einen zar...