(K)eine lustige Camping-Gruppe

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   Langsam kam ich zu Bewusstsein und wartete darauf, dass alle meine Sinne wieder funktionierten. Meiner Meinung nach verlor ich in letzter Zeit viel zu oft das Bewusstsein. Mehrfach wegen des Dämons und nun wegen… ja wegen was eigentlich? Hatte tatsächlich BEN mich ausgeknockt? Warum sollte er das getan haben? Er wollte sich doch mit mir unterhalten hatte er gesagt. Oder war das eine Lüge gewesen? Nein, das hätte ich gespürt, das konnte nicht sein.

   Aber apropos spüren, etwas stimmte nicht. Ich hörte deutlich Stimmen um mich herum, allerdings konnte ich keine Anwesenden spüren. Was sollte das? Was passierte hier? Wieso funktionierte meine Gabe nicht? Langsam arbeiteten meine Ohren immer besser und endlich öffnete ich auch die Augen. Ich war immer noch im Wald, allerdings war es mittlerweile stockdunkel. Es standen bloß zwei Fackeln in der Nähe, die dafür sorgten, wenigstens ein wenig sehen zu können. Ich bemerkte, dass ich auf der Decke, die Ben ausgebreitet hatte, lag, allerdings spürte ich nun ebenfalls ein Kopfkissen unter meinem Kopf.

   Verwirrt sah ich mich um und erblickte sechs weitere Personen um mich herum. Unter anderem Ben und Leon, allerdings waren auch vier Fremde unter ihnen. Ich erkannte drei von ihnen als die Dämonen, mit denen Ben sich letztlich getroffen hatte. Wie sie so alle um mich herumstanden und mich ansahen, bekam ich augenblicklich Angst. Diese düstere Dämmerlich machte die Situation nicht gerade besser und außerdem vermisste ich immer noch meine Gabe.

   „Was habt ihr mit mir gemacht?“, fragte ich mit großen Augen und atemloser Stimme. Denn ohne meine Gabe fühlte ich mich tatsächlich ziemlich schutzlos, so hatte ich doch absolut keine Ahnung, was sie wollten, ob sie Gutes oder Böses im Sinn hatten und ob sie die Wahrheit sagen oder mich anlügen würden.

   Ben trat vor und kniete sich neben mich. Dann sagte er mit ruhiger Stimme: „Ist schon gut Kalißa, wir können jetzt endlich mal in Ruhe reden.“ Wie in Ruhe reden? Aber was war denn mit Damian? Immer noch verwirrt sah ich jeden einzelnen der Männer um mich herum an. Zwei von den Dämonen hatten dunkle Haare, der andere blonde. Sie alle drei sahen mich aus aufmunternden Augen an. In Leons eisblauen Augen sah ich große Sorge und der Mann, den ich noch nie zuvor gesehen hatte lächelte fröhlich und zufrieden vor sich hin. Er hatte lange braune Haare mit grauen Strähnen und einen ebenfalls langen Bart derselben Farbe. Ein erdfarbener merkwürdig aussehender Hut saß auf seinem Kopf. Auch wenn er irgendwie dümmlich grinste, strahlten seine Augen doch pure Intelligenz aus. Auch seine Kleidung war in Erd-Tönen gehalten und auf mich wirkte er ein bisschen verrückt.

   Mittlerweile hatte ich mich hingesetzt und die Männer um mich herum machten es mir nach, indem sie sich ebenfalls hinsetzten. So saßen wir nun alle im Kreis und sahen uns an. Fast wirkte es, als seien wir eine lustige Camping-Truppe, die im Wald zelten und sich Gruselgeschichten erzählen wollte. Doch wir alle wussten sehr wohl, dass diese Gruselgeschichten leider wahr waren. Und eine lustige Truppe waren wir sicher auch nicht, auch wenn dieser komische Erd-Mann diese Angelegenheit hier durchaus recht amüsant zu finden schien.

   „Wieso sollen wir plötzlich miteinander reden können? Was ist hier los? Wenn wir reden erfährt doch Damian alles, ähm, also ich meine der Dämon in mir.“

   Ben, der auf der rechten Seite von mir saß, sah mir in die Augen und legte sanft eine Hand auf meine Schulter. „Er ist momentan nicht da, Kalißa.“ Diese Aussage half mir nicht wirklich die Situation zu verstehen. Wieder blickte ich fragend in die Runde, blieb mit meinem Blick allerdings dann wieder bei Ben hängen, als ich aufgewühlt fragte: „Ich verstehe nicht. Wie, er ist nicht hier?“

   Wieder war Ben derjenige, der mir antwortete. Ich fragte mich, ob sie das vorher abgemacht hatten, dass nur er mit mir sprach. Denn ich wunderte mich um ehrlich zu sein schon etwas, dass Leon bis jetzt komplett geschwiegen hatte.

Die JägerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt