>>Du verweichlichst.<<, hörte ich plötzlich wieder die Stimme in meinem Kopf. Den ganzen Tag hatte Damian geschwiegen, keinen Kommentar abgegeben und keine Gefühle gezeigt. Jetzt war ich wieder zuhause und machte lustlos meine Hausaufgaben für den nächsten Tag, als er sich plötzlich wieder meldete.
„Ich verweichliche nicht.“, gab ich in scharfem Ton zurück. Auch wenn ich selbst nicht so ganz davon überzeugt war. Doch ich wollte keine Schwäche gegenüber dem Dämon zeigen. Ich wollte ihm zeigen, dass ich stark war und gegen ihn kämpfen würde. Ich wollte, dass er dachte, dass ich vielleicht tatsächlich gegen ihn gewinnen könnte.
Ich stockte. Oder vielleicht doch das Gegenteil? Vielleicht würde er mich ja in Ruhe lassen, wenn ich plötzlich Schwäche zeigte. Vielleicht würde ich dann nicht mehr so interessant für ihn sein. Schließlich war er der Meinung ich sei außerordentlich stark und wenn ich plötzlich keine Stärke mehr sondern nur noch Schwäche zeigte… es war ein verzweifelter Versuch und Schwäche zeigen ging mir eigentlich absolut gegen den Strich, aber vielleicht konnte es mich retten. Ich glaubte nicht wirklich daran, aber ein Versuch war es wert.
>>Natürlich tust du das. Du fängst an diesen Ben als Freund, als Verbündeten zu sehen. Er hat nichts getan, was erklären würde wieso du ihm plötzlich dein Vertrauen oder deine Zuneigung schenkst.<< Er sprach diese Worte mit Verachtung. Bingo, vielleicht würde es doch funktionieren.
„Ich schenke ihm überhaupt kein Vertrauen.“, gab ich immer noch patzig zurück, allerdings mit etwas weniger Überzeugung in der Stimme als zuvor. Ich musste es ja nicht gleich übertreiben, denn ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht sonderlich überzeugend klingen würde, wenn ich mich plötzlich dumm und naiv und schwärmerisch verhalten würde. Denn auch wenn der Dämon vielleicht der Meinung war ich würde verweichlichen, so konnte er doch nicht davon ausgehen, dass ich ganz plötzlich nach einem Treffen mit Ben von stark und gefühlskalt auf schwach und sentimental wechseln würde.
>>Du belügst dich nur selbst wenn du der Meinung bist, du schenkst ihm kein Vertrauen.<< Mit Hohn und Spott in der Stimme sprach er die Worte aus. Es störte ihn also in der Tat ziemlich, dass ich seiner Meinung nach Schwäche zeigte.
„Ich bin da anderer Meinung, aber egal. Wieso hast du eigentlich den ganzen Tag heut geschwiegen? Heckst du was aus?“ Jetzt wollte ich erst mal das Thema wechseln und meine Neugierde stillen, ich würde Damian schon noch nach und nach mehr Schwäche zeigen und seinen Hohn füttern. Allerdings rechnete ich nicht mit einer vernünftigen Antwort auf meine Frage. Es war eher unwahrscheinlich, dass der Dämon mir seine Pläne verriet.
>>Ich teile mir zwar mit dir einen Körper, aber das heißt noch lange nicht, dass du alles wissen darfst. Zerbrich dir ruhig dein hübsches Köpfchen ob ich etwas plane und was das sein könnte. Es wird mir eine Freude sein dabei deine Gefühlsänderungen wahrzunehmen.<<
„Ganz schön schlecht gelaunt heut was?“, traute ich mich zu sagen.
Darauf erklang ein dunkles und böses Lachen aber ich bekam keine Antwort mehr. Dieses Lachen bedeutete meiner Meinung nach nichts Gutes. Jetzt, wo er wieder mit mir sprach konnte ich seine Gefühle wieder wahrnehmen. Wenn auch nur sehr schwach und ich musste mich ordentlich konzentrieren. Doch ich konnte tatsächlich spüren, dass ihn irgendetwas störte. Genauso nahm ich allerdings eine gewisse Genugtuung wahr. Und die machte mit Angst. Ich war mir sicher, dass das bedeutete, dass er tatsächlich etwas ausheckte und einen Plan hatte. Ich konnte mir allerdings überhaupt nicht vorstellen was das war und wieso er dafür den ganzen Tag geschwiegen hatte. Hatte er den ganzen Tag nur nachgedacht und Pläne geschmiedet? Oder wollte er mich einfach nur verunsichern? Mir Angst machen, dass die Opfergabe schon kurz bevorstand und mir damit Hoffnung nehmen?
Ich ignorierte diese Gedanken und beendete meine Hausaufgaben. Ich kam mir momentan äußerst nutzlos vor und war mir nicht sicher, wie ich vorgehen sollte oder konnte. Ich wollte etwas über den Dämon herausfinden und über seinen richtigen Namen. Genauso wollte ich versuchen herauszufinden was noch für die Opfergabe fehlte und wann diese stattfinden würde. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob es so klug wäre einfach mit der Recherche anzufangen. Schließlich sah der Dämon rund um die Uhr durch meine Augen und hörte mit meinen Ohren. Wie konnte ich also etwas herausfinden ohne, dass Damian das mitbekam? Es war eigentlich unmöglich. Zumindest fiel mir momentan nichts ein. Sollte ich es tatsächlich riskieren einfach so mit der Suche nach Informationen zu beginnen? Und damit den Dämon vorzuwarnen und wahrscheinlich wütend zu machen und gegen mich aufzubringen? Es erschien mir nicht sonderlich klug. Mist! Ich befand mich in einer blöden Zwickmühle. Wenn ich nichts unternahm konnte ich so oder so aufgeben und mich darauf einstellen bald in der Hölle zu landen, wenn ich aber anfing zu suchen, dann würde ich vermutlich niemals seinen richtigen Namen herausfinden und mich von ihm befreien können. Außerdem war ich mir durchaus bewusst einen sehr starken, mächtigen und bösen Dämon in mir zu haben und einen solchen gegen mich aufzubringen, war sicherlich nicht die beste Idee.
Meine Gedanken rasten und liefen im Kreis. Es hatte keinen Sinn weiter darüber nachzudenken. Vielleicht musste ich einfach mal darüber schlafen. Also machte ich mich bettfertig und ließ mich dann erschöpft ins Bett fallen nur um kurz darauf in einen tiefen Schlaf zu sinken.
Ich erwachte wieder durch dieses nerv tötende Geräusch neben meinem Bett, dass sich Wecker schimpfte und stellte ihn genervt aus. Der nächste Tag, der in der unwichtigen Schule stattfinden würde. Allerdings konnte ich momentan sowieso nicht viel machen, also stand ich auf und machte mich fertig.
In der Küche erwartete mich meine Mutter bereits mit frischen Pfannkuchen, was meine Laune tatsächlich ein klein wenig anhob. „Guten Morgen, Liebling.“, begrüßte sie mich und stellte einen Teller mit Apfelpfannkuchen vor mir auf den Tisch. „Guten Morgen, Mama.“, begrüßte auch ich sie und schenkte ihr ein Lächeln. Sofort begann ich den Pfannkuchen herunter zu schlingen.
Ich stellte fest, dass ich ordentlich hunger hatte und mir fiel auf, dass ich gestern fast nichts gegessen hatte. Essen war für mich wohl auch zu einer unwichtigen Beschäftigung geworden. Allerdings war es besser, wenn ich mir diese Angewohnheit schnell wieder abgewöhnte. Denn wenn es einen Zeitpunkt in meinem Leben gegeben hatte, wann ich wirklich meine ganze Kraft brauchte, dann war dieser Zeitpunkt jetzt grade. Und das zeigte, dass ich wohl auch besser wieder zum Kickboxtraining gehen sollte, denn das hatte ich die letzten zwei Wochen leider auch sausen lassen.
Als hätte meine Mutter meine Gedanken gelesen stellte sie fest: „Du warst schon länger nicht mehr beim Training. Was ist los? Macht es dir keinen Spaß mehr?“
„Natürlich macht es mir noch Spaß. Ich hatte nur so viel zu tun die letzte Zeit. Aber ich werde wieder anfangen hinzugehen.“ In der Tat hielt ich es für eine gute Idee wieder zum Training zu gehen, da es mir auch helfen würde meine Wut zu kontrollieren und mich außerdem stärken würde. Gestern das Training hatte ich verpasst, aber morgen würde ich definitiv wieder gehen.
Nach dem Frühstück verließ ich gesättigt und mit etwas besserer Laune das Haus um mich auf den Weg zur langweiligen Schule zu machen.
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Diesmal hab ich mich beeilt mit dem updaten :D :) Ich weiß ist was kurz geraten, aber das nächste wird dafür lang ;) Ist zwar noch nicht geschrieben, aber schon alles gaaaanz genau in meinem Kopf :D
Bin wie immer neugierig was ihr von dem Kapitel haltet :) Freue mich über eure eeeehriche Meinung :) Daaaanke
Und ich wünsche euch allen froooohe Weihnachten *-* :) Hoffe ihr habt ein schönes Fest und könnt die Zeit genießen :) Und futterte alle mal ein bisschen Lebkuchen für mich mit :p das essen die hier in Chile leider nicht :(
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Die Jägerin
FantastiqueEr streifte sanft meinen Arm. Ich erschauerte unter seiner Berührung und bekam wie immer eine Gänsehaut. „Du musst das nicht tun“, versuchte er mich traurig umzustimmen. Doch ich lachte bitter auf. „Und ob ich das muss.“ Ich gab ihm noch einen zar...