Kapitel 7

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Kapitel 7


Hiral


Ich hatte ihn schon lange bemerkt, bevor ich das Gebäude betreten habe. Manche würden es den sechsten Sinn oder einfach nur Instinkt nennen, aber ich wusste, hier ging es viel mehr um meinen Körper, der auf seine Nähe reagierte als um meinen Verstand der ihn wahrnahm.

Ohne nachzudenken, betrat ich einen der Bordelle, indem ich wusste, dass man mich dort kannte und mich nicht bitten würde, das Gebäude zu verlassen. Hin und hergerissen zwischen mich verstecken oder ihm begegnen, siegte meine Sehnsucht nach Nikhil. Seine Stimme, sein Blick, seine Berührung, all das fehlte mir. Der Man, dem mein Herz gehörte, war plötzlich so nah und doch so unerreichbar für mich, das ich bereit war, meinen aktuellen Zustand zu vergessen, nur ihm noch einmal nahe sein zu können.

Versteckt durch meine Kleidung, war meine Haut für einen Außenstehenden nicht sichtbar. Ich aber, konnte jeden blauen Fleck, mit jedem weiteren Schritt deutlich fühlen. Meine Strafe war schmerzlich, doch ich hatte schlimmere erlebt. Trotzdem, fühlte sich mein Körper schwach an und es der Schmerz war viel intensiver, als ich ihn in Erinnerung hatte. Vielleicht haben mich die Jahre bei den Guptas, schwach werden lassen. Vielleicht habe ich mich an das schöne Leben unter ihnen gewöhnt. Fakt war, ich war wieder zurück. Wieder Zuhause und bis mein Körper verheilt war, würde mich Pandit keinen der Freier übergeben. Nur aus diesem Grund teilte ich noch nicht die Räumlichkeiten mit den anderen Huren.

Es war so typisch für Pandit, aus allem eine Show zu machen. Geplant war einen Katak-Abend indem ich tanzte und mein Körper an den Meistbietenden versteigert werden würde. Mit diesem Schicksal hatte ich mich abgefunden und es akzeptiert. In meiner Welt war kein Platz für Träume und Sehnsüchte. Meine Welt war kalt und brutal. Trotzdem. Als ich Nikhil spürte, wusste ich, dass ich ihn ein letztes Mal sehen müsste. Ein letztes Mal wollte ich zurückblicken und mir den Gedanken erlauben, was wäre, wenn ich ihm gehörte.

Dies würde ich für mich ganz alleine tun und nur für mich. Nie hatte ich etwas oder jemanden als mein Eigentum genannt. Noch nicht mal mein Körper, hatte mir selbst gehört. Aus irgendeinem kranken Wunsch wollte ich mir einen letzten Moment mit ihm gönnen. Auch wenn es bedeutete, dass er mich töten würde.

Auch damit könnte ich mich arrangieren, solange ich ihn noch einmal vom nahem sehen könnte.

Deshalb wartete ich auch in einem der nicht besetzten Räume, dass er zu mir kam, und tat so, als würde ich mich schminken. Alles in dem Raum, gehörte einer anderen und doch war ich so sehr aufgeregt, als würde ich einen lange gewünschten Gast in meinem Haus, empfangen. Tief dankbar über meine Kleidung, die meinen ausgepeitschten Rücken bedeckte, erinnerte ich mich an die schönen Momente zwischen Nikhil und mir.

Es waren die schönsten Jahre meines Lebens. Vor allem die Zeit in der wir uns nahe gekommen waren. Viele leidenschaftliche Küsse die ich freiwillig an ihn gab ohne das mich jemand dazu zwang dies zu tun. Aus meiner Vergangenheit kannte ich dies aber anders. Männer waren für mich Tiere. Schlimmer. Tiere sind gütig und verletzen andere, nur wenn sie überleben müssen.

Menschen aber, vor allem Männer in meiner Welt, benahmen sich so, als ob sie keinerlei Empathie besaßen. Die, die ich bis ich bei den Guptas ankam, kennenlernen durfte, waren brutal und aggressiv. Sie hatten keine Hemmungen sich etwas von jemanden ohne Erlaubnis, zu nehmen.

Keine Ahnung was ich erwartete, was passieren würde, sobald Nikhil und ich uns begegneten. In all den Jahren hatte er mich immer mit Respekt, Distanz und am Ende sehr liebevoll behandelt. Nikhil war kein Mensch, der anderen wehtun würde.

Spark, Bastards of India (Book 4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt