Kapitel 32
Hiral
Taubheit. So beschrieb man doch wenn jegliche Gefühle fehlten, oder? Das war doch das richtige Wort? Es war denke ich, auch die einzige Beschreibung für meinen aktuellen Zustand.
Als ich damals den Deal mit dem Pandit zugestimmt hatte, so tat ich das aus einem einzigen Grund. Hritika. Sie war für mich alles. Meine Familie. Meine einzige Familie. Für ihre Sicherheit habe ich alles getan und habe versagt.
Es war schrecklich sie unten in den Katakomben zu sehen. Breitbeinig und nackt lag sie da und wartete, dass jemand ihren Körper benutzte. Dies war das Ergebnis eines jahrelangen Martyriums. Ein klares Indiz dafür, das Hritika schreckliches erlebt hatte.
Am schlimmsten war es aber, als sie vor Freude lächelte und dieses Lächeln sofort verschwand sobald Hritika realisierte das wir sehen konnten dass ihr fast alle Zähne fehlten. Diese Scham in ihrem Gesicht zu sehen, tat unglaublich weh.
Meine Erinnerung war nicht immer zuverlässig, aber woran ich mich definitiv erinnerte, war das wunderschöne Lächeln meiner Schwester. Es war zauberhaft und ansteckend. Jeder der sie lachen sah, müsste sich ihr sofort anschließen.
Zuerst machte es mich traurig so zu sehen. Dann wütend. Als ich ihren gesamten Zustand sah, wollte ich den Pandit töten. Wie konnte er einen Menschen sowas antun? War Hritika nicht ein Mensch? War sie nicht ein Wesen das Recht auf eine Existenz hatte wie jeder andere? Warum tat er ihr das an?
Ich wünschte, ich könnte diese Welt verstehen. Da verriet und verkaufte man die Kleinsten und am meisten verletzbaren Wesen unserer Gesellschaft, ohne mit der Wimper zu zucken, nur um am Ende ein paar Scheine mehr in der Hand zu halten.
Gefangen zwischen Freude über das Widersehen mit ihr und Entsetzen über ihren Zustand, merkte ich nicht was sie als nächstes tun würde. Was sie bereit war zu tun, nur damit ich den Pandit tötete. Ich war bereit alles für sie zu tun. Hätte sie nur etwas Geduld gehabt. Mit eine oder zwei Minuten mehr gegeben, bevor sie zu so einer drastischen Tat griff.
Der Pandit musste ihr schreckliches angetan haben, das sie bereit war zu sterben, nur um sicherzustellen das er mir auch nicht entkam.
Als sich Hritika dann selbst anzündete und ich mich zwang zuzusehen, starb etwas in mir mit meiner Schwester. Etwas das ich nie wieder zurückbekommen würde. Danach hielt mich nichts mehr zurück. Fest entschlossen Hritikas Opfer zu ehren, ging ich zu unseren Peiniger zurück und ließ ihn für alles was er uns jemals angetan hatte, bezahlen.
Dabei empfand ich keine Empathie. Kein Mitleid. Noch nicht mal Hass. Ich war ein leeres Gefäß durch das meine Schwester ihre Rache haben konnte.
Nein, das stimmte nicht. Das alles redete ich mir ein, denn meine Gefühle versuchte ich so gut wie möglich auszuschalten. Hätte ich sie frei gelassen, dann wäre ich in den nächsten paar Tage nicht mit ihm fertig gewesen. Es wären nicht nur seine Augen und sein Leben das er vermisst hätte, sondern viel mehr. Viel, viel mehr.
Aber darüber wollte ich nicht weiter nachdenken. Ich konnte die Vergangenheit niemals ändern, warum also daran denken. Es ist wie es ist. Er ist tot und ich noch am Leben. Er muss nicht mit seinem schlechten Gewissen mehr leben, ich leider schon. Er muss nicht tagtäglich daran denken das sein Bemühen umsonst war. Die Priesterkaste war immer noch stark, während meine Mühe Hritika zu schützen vollkommen umsonst war. Anstatt meine Schwerster zu beschützen, schwächte ich die Einzigen die fähig waren unsere Peiniger aufzuhalten. Hätte ich nur genügend Vertrauen gefasst und mit Vater geredet, er hätte sie alle zerstört, das wusste ich mit Gewissheit. Stattdessen müsste ich nun den Schmerz und die Wut seines jüngsten Sohnes Nikhil über mich ergehen lassen und das mit Recht.
DU LIEST GERADE
Spark, Bastards of India (Book 4)
RomanceSPARK Bastards of India Book 4 Klappentext Die Kriegerkaste bricht zusammen und teilt sich in zwei Lager. Die eine Seite möchte die alten Traditionen beibehalten und weiter nach den ursprünglichen Regeln leben. Die andere Seite möchte genau diese R...