Kapitel 47

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Kapitel 47


Hiral


Sobald er die Bombe platzen ließ, drehte sich Nikhil um und widmete seine Aufmerksamkeit seiner Familie, die sich offen über den neuen Nachwuchs freuten. Seine Brüder klopften auf Nikhils Schulter, umarmten ihn und machten Scherze. Nikhil stellte unsere Kinder voller Stolz vor und lachte so viel, wie schon lange nicht mehr.

Die Mädels beglückwünschten mich und es war Maja die mir immer wieder die Tränen abwischte. Ich konnte nichts dagegen tun, weil alles so überwältigend war. Was Nilkil getan hatte, war unglaublich schön und gleichzeitig beängstigend.

Ich konnte es immer noch nicht fassen, ich war eine Mama. Nicht nur eine Mama von einem Kind, sondern gleich von zwei wunderbaren, wunderschönen, perfekten Kindern. Die plötzliche Verantwortung über zwei unschuldige Leben drohte mich zu erdrücken, aber jedes Mal wenn ich in ihre Gesichter sah, wurde ich wieder ruhig.

Es tat gut, so viel Unterstützung von der Familie bekommen zu haben. In der ganzen Zeit, in der wir zusammen waren, vergaß ich vollkommen mit Nikhil zu sprechen, obwohl ich noch so viele Fragen hatte. Ich wollte wissen wo er so lange gewesen war, welche fortschritte er gemacht hatte, wie er meine geheimsten Wünsche wusste und noch so vieles mehr.

Aber jetzt war nicht die Zeit nach den Antworten zu suchen, sondern den kostbaren Moment zu genießen. Wir saßen zusammen und lernten die Kinder kennen. Hrithika, ich kann immer noch nicht glauben das Nikhil ausgerechnet diesen Namen für sie auserwählt hatte, war so ein glückliches Kind. Obwohl sie Blind war, sie lächelte ständig und es wurde mir in diesen Momenten immer klar, dass sie nicht wirklich unter ihrem Zustand litt. Zumindest hoffte ich dies. 

Alle fragten mich wie unser Sohn hieß, aber ich konnte ihnen noch keinen Namen sagen. Irgendwie konnte ich noch nicht einen richtigen Namen für ihn aussuchen. Bei so vielen Eindrücken hatte ich auch noch nicht einen Moment zu überlegen. Deshalb verneinte ich höflich und teilte mit, das ich gründlich und in Ruhe darüber nachdenken müsste.

Mein Sohn war ein sehr ruhiges Kind. Er beobachtete uns alle und ich konnte sehen wie angespannt er war. Als ob er wartete das einer von uns ihm etwas antuen würde. Mein Herz blutete für ihn, vor allem weil ich ahnte, was alles er erlebt haben müsste um sich so skeptisch und vorsichtig anderen Menschen gegenüber war.

Und doch überraschte er mich, denn er hing jetzt schon an seiner kleinen Schwester. Und nicht nur das, er war richtig beschützerisch. In seinem Blick sah ich wie wenig es ihm gefiel wenn einer ihr zu nahe kam. Seine Hand berührte die ihre immer wenn jemand zu nahe kam.

Nikhils Familie, ich meine sie alle, handelten so als ob sie ganz genau wusste was die Kinder entspannen würde. Sie überfielen die Kids nicht mit plötzlichen Berührungen, aber sie zeigten offen das sie sich unendlich über ihre Ankunft freuten.

Ich bin überzeugt davon, das trotz ihrer unendlichen Unschuld, Kinder ganz genau spüren könnten wenn einer es gut mit ihnen meinte, oder nicht. Trotzdem ist es so, dass gerade wegen ihrer reinen Seele sie oft nicht die Gefahr erkannten. Mein Sohn zählte leider nicht zu diesen Kindern. Er beobachtete, sah skeptisch zu und zeigte offen wie wenig er von netten Worten und liebevollen Lächeln beeindruckend war.

Warum sah ich sein Verhalten als ein Leider-Zustand an? Na ja, es zeigte mir immer wieder, mit jedem seiner Reaktionen, wieviel er von seinem Kindsein bereits verloren hatte und das tat mir unendlich weh.

Ich war gerade mal für etwa eine Stunde Mutter und schon wollte ich meine Kinder am liebsten in einen Kokon einpacken um sie vor der bösen Welt da draußen beschützen. Und dann, als ich in die Gesichter der Familie Gupta schaute, wurde mir bewusst, das ich in dieser Sache nicht alleine steckte. Ich war nicht mehr alleine auf der Welt.

Spark, Bastards of India (Book 4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt